„So etwas hätte mir niemals passieren dürfen“
Eishockey Panther-Kapitän Steffen Tölzer legt sein Amt nieder. Grund ist eine tätliche Auseinandersetzung, für die er zu elf Monaten auf Bewährung verurteilt wurde. Den Klub holt der Vorfall zur Unzeit ein, nächste Woche starten die Play-offs
Augsburg Nach dem Training am Donnerstagvormittag wollte sich Trainer Tray Tuomie noch nicht auf einen neuen Kapitän festlegen. „Wir hatten heute Morgen viel um die Ohren“, sagte er. Auslöser der allgemeinen Hektik auf der Geschäftsstelle der Augsburger Panther war Steffen Tölzer. Der legte gestern Mittag sein Amt als Kapitän nieder. Grund ist ein Vorfall aus dem vergangenen September.
Wie die Panther in einer Pressemitteilung wissen ließen, sei Tölzer nach einem privaten Ausflug auf das Oktoberfest am Bahnhof Donnersbergerbrücke in München „in eine zunächst verbale, dann tätliche Auseinandersetzung“geraten. In deren Verlauf soll Tölzer einen Mann ins Gleisbett einer S-Bahn gestoßen und dabei verletzt haben. Zuerst hatte die Bild darüber berichtet.
Tölzer soll demnach am 23. September aus einer ankommenden S-Bahn gestiegen sein. Zusammen mit einem Bekannten habe er die Gleise überquert, um schneller zum nächsten Bahnsteig zu kommen. Als der heute 49-jährige Passant Tölzer daraufhin ansprach, soll die Situation eskaliert sein.
Florian Weinzierl, Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft I, sagte gegenüber unserer Redaktion, dass die Behörde gegen Tölzer einen Strafbefehl beim Amtsgericht München beantragt hat, weil ein Mann bei einem Streit mit Tölzer ins Gleisbett gestürzt ist. Der darin aufgeführte Vorwurf: gefährliche Körperverletzung.
Wie Richter Klaus-Peter Jüngst vom Münchner Amtsgericht bestätigte, wurde der Strafbefehl bereits erlassen. Tölzer wird zu einer Freiheitsstrafe von elf Monaten auf Bewährung verurteilt. Tölzers Anwalt hat gegenüber dem Amtsgericht bereits bestätigt, den Strafbefehl zu akzeptieren. Laut Jüngst wird der Strafbefehl am 10. März rechtskräftig. Ab diesem Zeitpunkt gilt der AEV-Profi als vorbestraft.
Tölzer war am Donnerstag nicht Training, „er wird auch in den beiden Spielen am Wochenende nicht zum Einsatz kommen“, sagte Panther-Trainer Tray Tuomie. In der schriftlichen Mitteilung des Klubs bezieht der 34-jährige Tölzer Stellung: „Was ich getan habe, tut mir unglaublich leid. Ich übernehme von Anfang an die komplette Verantwortung für mein Handeln und kooperiere ohne Einschränkung mit den Behörden. Es steht außer Frage, dass ich auch weiterhin alle Konsequenzen für mein Vergehen vollumfänglich trage“, wird Tölzer zitiert. Da er seiner Vorbildfunktion abseits des Eises in keiner Weise gerecht geworden sei, lege er sein Kapitänsamt mit sofortiger Wirkung nieder. Es folgt eine Entschuldigung. Und: „So etwas hätte mir niemals passieren dürfen.“
Die Panther holt der Vorfall zur Unzeit ein. Nach den beiden letzten Hauptrundenspielen gegen Schwenningen und Köln startet die Mannschaft nächsten Mittwoch in die erste Play-off-Runde. Ob Tölzer dann wieder spielt, ist noch unklar. Tuomie wollte sich dazu nicht äußern. Er sagte nur: „So eine Sache ist natürlich nicht optimal. Aber über eine Saison gibt es immer Höhen und Tiefen. Jede Mannschaft steht vor Herausforderungen und es geht darum, wie wir sie bewältigen.“
Damit dürfte der Trainer auch auf seinen Stürmer Mitch Callahan angespielt haben, der in der Vorim weihnachtszeit angetrunken auf einem E-Scooter durch die Augsburger Innenstadt gefahren war. Die Polizei stellte einen Alkoholwert von zwei Promille fest, seinen Führerschein war Callahan los.
Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl hat zu Tölzer eine klare Meinung. In der Mitteilung des Vereins wird er mit den Worten zitiert: „Steffen Tölzer hat uns nach Zugang des Urteils eingehend informiert. Wir schätzen seine Ehrlichkeit, verurteilen seine Tat aber aufs Schärfste. Sein Handeln ist mit den Werten unseres Klubs nicht vereinbar und schadet unserer Organisation. Den angebotenen Rücktritt vom Amt des Mannschaftskapitäns haben wir akzeptiert.“Der Klub habe eine empfindliche Geldstrafe gegen seinen Ex-Kapitän verhängt.
Dennoch werde man Tölzer weiter unterstützen und nicht fallen lassen. „Wir kennen ihn als untadeligen Sportsmann, der für seine ehrliche und zuverlässige Arbeit anerkannt ist.“
Wie es mit Tölzers Kandidatur für den Gemeinderat seines Heimatortes Graben (Landkreis Augsburg) weitergeht, ist offen. Bei der Kommunalwahl am 15. März steht der Eishockey-Profi auf der Wahlliste „Wir für Graben“. Stephan Hammer, Beauftragter des Listenvorschlags, sagte auf Anfrage, dass es ihm nicht zustehe, den Vorfall zu kommentieren. Er habe sich aber eine Rechtsauskunft eingeholt. Die besage, dass rechtlich nichts gegen die Wahl Tölzers spreche, da es sich um ein Vergehen und nicht ein Verbrechen handele.
Vorerst wird Tölzer nicht zum Einsatz kommen