Wertinger Zeitung

Weltverban­d kontert Schummelvo­rwurf

Motorsport Die Regelhüter können Ferrari kein eindeutige­s Fehlverhal­ten nachweisen. Der Verdacht aber bleibt und die Formel-1-Teams sind weiterhin misstrauis­ch

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Berlin Die Regelhüter der Formel 1 haben das umstritten­e Stillschwe­igen mit Ferrari zu den Schummelvo­rwürfen gegen den Rennstall von Sebastian Vettel gerechtfer­tigt – mit der Erklärung dürften sich Branchenfü­hrer Mercedes und die sechs Verbündete­n wohl kaum zufriedeng­eben. Denn die Fia selbst konnte mögliche Trickserei­en der Scuderia am Motor in der vergangene­n Saison nicht endgültig ausschließ­en. Dem internatio­nalen Automobilv­erband reichten die Ergebnisse nach einer Untersuchu­ng aber nicht für einen Rechtsstre­it. Die Fia räumte am Donnerstag ein, sie sei „nicht völlig zufrieden“damit, wie sich die Scuderia zu ihrer im Vorjahr so umstritten­en Antriebsei­nheit erklärte. Die Fia ging nach eigenen Angaben aber deswegen nicht gegen Ferrari vor, weil die „Komplexitä­t der Angelegenh­eit“und die „materielle Unmöglichk­eit“nicht zwangsläuf­ig zu einem eindeutige­n Beweis geführt hätten, hieß es in einer Mitteilung.

Gut eine Woche vor dem Saisonstar­t in Melbourne bleibt damit vor allem eines: der Verdacht. Gründliche Untersuchu­ngen während der Saison 2019 hätten „den Verdacht genährt“, dass der Ferrari-Antrieb

„nicht zu jeder Zeit innerhalb der Grenzen des Fia-Reglements betrieben wurde“. Ferrari bestritt „den Verdacht und besteht darauf, dass die Power Unit immer in Übereinsti­mmung mit den Regeln gelaufen ist“, hieß es weiter. Die Fia konterte die scharfe Kritik von sieben Teams am Vortag in einem gemeinsame­n Schreiben und wehrte sich.

Da der Verband den Deal mit Ferrari geprüft haben dürfte, gilt es jedoch als unwahrsche­inlich, dass die genauen Ergebnisse der Motorenunt­ersuchung noch offengeleg­t werden müssen und den Italienern womöglich eine höhere Strafe droht. „Das Ganze hat jetzt Fifa-Dimensione­n angenommen. Zwischen Fia und Fifa fehlt nur noch ein Buchstabe“, sagte Red Bulls Motorsport­berater Helmut Marko der Münchner Zeitung tz: „Die Fia hat einen Sport in Verruf gebracht, in den wir dreistelli­ge Millionens­ummen im Jahr investiere­n. Das kann man sich jetzt nicht mehr bieten lassen.“

In der vergangene­n Saison waren immer wieder Stimmen laut geworden, dass Ferrari mit dem viermalige­n Weltmeiste­r Vettel und dessen Teamkolleg­en Charles Leclerc bei seinem Motor gegen Regeln verstoßen haben könnte und sich so einen Vorteil verschafft­e. Das konnte die Fia juristisch jedoch nicht zweifelsfr­ei beweisen, wie sie zugab. Nicht nur einmal hatte es 2019 auch entspreche­nde Direktiven durch die Fia gegeben, allerdings keine Strafen. Nach jahrelange­r Überlegenh­eit von Mercedes war Ferraris Antrieb 2019 plötzlich bis zu einer halben Sekunde auf den Geraden schneller gewesen. Der Weltverban­d führte als Grund für das Ende des eigenen Verfahrens an, „negative Konsequenz­en zu vermeiden, die ein langer Rechtsstre­it“gehabt hätte. Demnach sei eine „wirksame und abschrecke­nde Vergleichs­vereinbaru­ng zur Beendigung des Verfahrens“mit Ferrari geschlosse­n worden. Details gab die Fia erneut nicht bekannt.

Die Fia hatte sich zum Abschluss der Untersuchu­ngen mit Ferrari geeinigt, dass sämtliche Inhalte unter beiden Parteien bleiben sollten. „Wir, die unterzeich­nenden Teams, waren überrascht und geschockt“, hieß es in dem gemeinsame­n Statement von Mercedes, McLaren, Red Bull, Renault, Racing Point, Alpha Tauri und Williams.

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Foto: Joan Monfort, dpa Hat die Scuderia Ferrari beim Antriebsst­rang getrickst? Die Konkurrent­en wittern Betrug und protestier­en.

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