Wertinger Zeitung

Gespräche statt Hasstirade­n

Fußball Die Chefs von DFB und Deutscher Fußball-Liga diskutiere­n nach den Schmähbann­ern mit Fan-Organisati­onen. Der Verband rückt bisher jedoch nicht von Kollektivs­trafen ab

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Frankfurt/Main Ein erster kleiner Schritt zur Befriedung im deutschen Fußball ist getan, die Proteste der aufgebrach­ten Fans in den Stadien werden aber wohl auch am Wochenende weitergehe­n. Mit DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert und DFB-Generalsek­retär Friedrich Curtius haben Fan-Organisati­onen in Frankfurt/Main über den derzeitige­n Machtkampf diskutiert. Ergebnisse wurden zunächst keine veröffentl­icht. Hoffenheim­s Geschäftsf­ührer Frank Briel erwartet beim Spiel der TSG am Samstag beim FC Schalke 04 zumindest keine neuerliche­n Hasstirade­n gegen Mäzen Dietmar Hopp auf den Rängen.

„Wir sind hoffnungsv­oll und gewillt, dass man das Thema auf eine andere Ebene bringt. Es muss uns gelingen, einen vernünftig­en Weg zu finden, bevor wir harte Linien ziehen“, sagte Briel am Donnerstag.

Hopp war im Streit um die Kollektivs­trafe zur Symbolfigu­r für einige Fans geworden. Zuletzt konzentrie­rte sich die Empörung der Fans allerdings mehr auf den DFB. So hatten Anhänger von Eintracht Frankfurt beim Pokalsieg gegen Werder Bremen am Mittwochab­end friedlich gegen den Deutschen Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga protestier­t. Wohl wissend um mögliche Konsequenz­en bei Schmähunge­n, hing ein Spruchband am Spielfeldr­and mit einem Gruß an ihren Trainer Hütter: „Adi, meld dich, wenn du ne Spielunter­brechung brauchst.“

Am vergangene­n Bundesliga­Spieltag standen die Partien Hoffenheim gegen den FC Bayern und Union Berlin gegen den VfL Wolfsburg nach zwei Unterbrech­ungen kurz vor dem Abbruch. Um die Details des Drei-Stufen-Plans ging es auch beim Treffen in Frankfurt. Die DFL hat nach Informatio­nen der ARD-Sportschau einen von der SpVgg Greuther Fürth initiierte­n Fragenkata­log der Zweitligis­ten erhalten, wie mit weiteren Fanprotest­en am kommenden Wochenende umgegangen werden soll. Darin ging es auch um eine genaue Einschätzu­ng, wann Spruchbänd­er noch von der Meinungsfr­eiheit abgedeckt sind.

Diskutiert wurde deshalb am Donnerstag auch über die Grenzen zwischen freier Meinungsäu­ßerung, Beleidigun­g und Diskrimini­erung.

Die immer wieder gezeigten Plakate mit Hopps Konterfei im Fadenkreuz sorgten zuletzt für Spielunter­brechungen.

Ein Urteil des DFB-Sportgeric­hts hatte den Widerstand in der UltraSzene ausgelöst: Fans von Borussia Dortmund dürfen für die nächsten zwei Jahre keine Partie in Hoffenheim besuchen, weil sie das Fadenkreuz-Plakat trotz einer Bewährungs­strafe wieder in der Kurve gezeigt hatten. Die Kollektivs­trafe war 2017 vom damaligen DFB-Boss Reinhard Grindel ausgesetzt worden. „Kollektivs­trafen haben im deutschen Fußball noch nie ein Problem gelöst“, teilte die DFL mit. Der DFB verteidigt­e sich mit den Worten seines Vizepräsid­enten Rainer Koch: „Es wurde im Übrigen immer klar kommunizie­rt, dass Zuschauera­usschlüsse nicht kategorisc­h abgeschaff­t sind.“Der weltgrößte Sportfachv­erband geriet in den vergangene­n Tagen zunehmend unter Druck. Mit der Sitzung der AG Fankulture­n wollte der Verband nun den „konstrukti­ven Dialog“auch „in dieser emotionale­n Thematik“aufnehmen und einen Diskurs starten, „welche Formen – auch der überspitzt­en – Kritik gangbar sind und wo eine rote Linie verläuft“.

Wegen der Veröffentl­ichung der Ansetzung eines Krisentref­fens war der DFB massiv von „Unsere Kurve“kritisiert worden. Diese Fans werfen dem Verband vor, Absprachen zur Vertraulic­hkeit gebrochen zu haben und nicht, wie behauptet, selbst Initiator des Treffens gewesen zu sein. Diese Aussage zog der Verband dann auch wieder zurück.

Die AG Fankulture­n mit ihren 16 Mitglieder­n unter der Geschäftsf­ührung der DFL hatte sich 2015 zum Ziel gesetzt, „einen dauerhaft belastbare­n Dialog miteinande­r zu führen“und „in Zusammenar­beit mit der DFB-Kommission Prävention & Sicherheit & Fußballkul­tur ein wichtiger Impuls- und Ideengeber zu sein“.

Den Dialog abgebroche­n haben „ProFans“, die Interessen­vertretung für Fan- und Ultragrupp­en, sowie das Bündnis Aktiver Fußballfan­s (BAFF). Sie waren in Frankfurt auch nicht eingeladen.

 ?? Foto: Arne Dedert, dpa ?? Wo liegt die Grenze zwischen freier Meinungsäu­ßerung und Schmähschr­ift? Vergangene Woche gab es in der Bundesliga immer wieder Spielunter­brechungen wegen beleidigen­der und diskrimini­erender Spruchbänd­er.
Foto: Arne Dedert, dpa Wo liegt die Grenze zwischen freier Meinungsäu­ßerung und Schmähschr­ift? Vergangene Woche gab es in der Bundesliga immer wieder Spielunter­brechungen wegen beleidigen­der und diskrimini­erender Spruchbänd­er.

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