Stressige Tage für Geiger
Skispringen In der Raw-Air-Serie wird an zehn aufeinanderfolgenden Tagen immer gesprungen. Allerdings sind keine Zuschauer zugelassen
Oslo Die Ski-Festspiele am legendären Osloer Holmenkollen mit dem Skispringen der Raw Air sowie Wettbewerben in der Nordischen Kombination und im Langlauf werden ohne Zuschauer ausgetragen. Das entschieden die Behörden der norwegischen Hauptstadt am Donnerstag wegen des CoronavirusAusbruchs.
„Die Ski-Arena wird für die Zuschauer gesperrt. Und wir fordern die Öffentlichkeit dringend auf, an diesem Wochenende auch nicht in Gebiete außerhalb der Arena zu kommen“, sagte Svein Lyngroth von der Stadtverwaltung Oslo auf einer Pressekonferenz. Er verstehe die Enttäuschung der Zuschauer. Aber die Maßnahme sei notwendig, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Sportlich beginnen für den deutschen Skispringer Karl Geiger dennoch damit die stressigsten Wochen des Jahres – wenn auch ohne Fans. Gerade einmal fünf Tage nach seinem Sieg beim 1000. Weltcup ist Deutschlands bester Skispringer ab Freitag bei der Serie im Einsatz, bei der an zehn aufeinanderfolgenden Tagen immer gesprungen wird. „Mein Ziel ist es, wie bei der Tournee, wirklich durchzuziehen, und dann bin ich schon happy mit dieser Saison. Sie ist sensationell verlaufen“, sagte Geiger vor dem Aufbruch nach Norwegen. Erst Geld und Gelb, dann auch noch Gold? In den verbleibenden drei Wochen dieses Winters kann Geiger nicht nur die bisher herausragende Saison krönen, sondern auch ganz neue Erfolge einfahren. Zunächst winkt bei der Raw Air ein Sieger-Preisgeld von 60000 Euro. Gleichzeitig ist Geiger im Gesamtweltcup erster Herausforderer von Österreichs Stefan Kraft, der sein Gelbes Trikot derzeit mit 118 Punkten Vorsprung vor dem Allgäuer trägt.
Bei der Skiflug-WM im slowenischen Planica vom 19. bis 22. März wartet schließlich noch die Chance auf Edelmetall. „Es ist mit Abstand meine beste Saison und es freut mich extrem, dass es so aufgegangen ist. Es gibt einem auch Motivation. Ich bin extrem zufrieden und alles, was jetzt noch kommt, ist mehr oder weniger Bonus“, sagte der 27-Jährige vor dem Stress- test in Norwegen, der neben dem Auftakt in Oslo auch Wettbewerbe
in Lillehammer, Trondheim und auf der Flugschanze in Vikersund beinhaltet. Das Duell mit dem konstant starken Kraft wird für Geiger zu einer Riesenaufgabe, denn bei einem Rückstand von 118 Zählern ist der Oberstdorfer auch auf Schützenhilfe in den verbleibenden vier Einzelspringen angewiesen. Keinen Zweifel lässt Geiger daran, wie viel Wert er dem Gelben Trikot beimisst. „Der Gesamtweltcup ist leistungsmäßig schon das Größte, was man so als Sportler gewinnen kann, weil es die Leistung über eine ganze Saison zeigt“, sagte der Tournee-Dritte. „Bei WM oder Olympia ist es ein Wettkampf und wenn der danebengeht, dann hat man die nächste Chance in vier Jahren. Da gehört auch eine Portion Glück dazu“, begründete Geiger.
Die vor drei Jahren in Norwegen neu eingeführte Wettkampfserie Raw Air bildet auch gewissermaßen eine Konkurrenz für die traditionelle Vierschanzentournee und erntet von Athleten und Trainern regelmäßig großes Lob.