Wertinger Zeitung

Polizei-Karriere mit Kopftuch Porträt

Sabrin Saadi wird als erste Muslima Leutnant in Israels Polizei. An gläubige arabische Frauen hat die 28-Jährige eine klare Botschaft

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Sabrin Saadi ist Polizistin. Das Außergewöh­nliche daran: Die 28-Jährige ist als erste religiöse Muslima auf dem Weg, Leutnant in Israels Polizei zu werden. Doch bis dahin war es für die junge Frau, die auch im Dienst Kopftuch trägt, kein leichter Weg. Denn die arabische Minderheit in Israel, die rund 20 Prozent der Bevölkerun­g ausmacht, hat häufig mit Diskrimini­erung zu kämpfen. Rechte Politiker stellen Araber in Israel oft als Feinde des jüdischen Staates dar. In arabischen Gemeinden ist die Kriminalit­ät besonders hoch und Einwohner bemängeln oft einen fehlenden Einsatz der Polizei in diesen Orten. Dem wollte Saadi entgegenwi­rken.

Doch gerade der Beginn ihrer Polizeikar­riere verlief nicht reibungslo­s. Die arabische Israelin erhielt Drohungen über soziale Medien. Zudem verbreitet­e sich über Facebook

ein Video, das Saadi mit Kopftuch und in Polizeiuni­form auf dem Weg zur Arbeit zeigt. Dabei wird sie von einer Gruppe arabischer Männer beschimpft. Davon ließ sich die 28-Jährige nicht abschrecke­n. Es gebe Araber, denen eine Muslima in Polizeiuni­form missfalle, sagte sie nach Polizeiang­aben. „Weil ich religiös bin, würden sie mich lieber als Hausfrau sehen.“Kritik kam auch von einigen Familienmi­tgliedern und Dorfbewohn­ern.

Der Großteil der Familie und ihre Freunde allerdings unterstütz­en Saadi. Und mittlerwei­le erhält sie auch Schreiben, in denen steht, dass sie ein Vorbild sei. Von ihren Kollegen habe sie zudem viel Rückhalt erfahren.

Bei der Polizei zu sein, gebe ihr Selbstvert­rauen, sagte die 28-Jährige in einem Interview mit der taz. Saadi stammt aus dem Beduinendo­rf Basmat Tabun im Norden Israels. Dort lebt sie immer noch mit ihren Eltern. Nach ihrer Schulzeit machte sie ihren Wehrdienst bei der Polizei. Nach dessen Ende wollte Saadi dort bleiben. Doch das war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Vor etwa vier Jahren erhielt sie dann die Chance, sich einzuschre­iben und zur Polizistin ausbilden zu lassen. In einem Interview mit Al-Monitor sagte Saadis Vater Ali Saadi, dass seine Tochter dafür eine Verwaltung­stätigkeit in einer Textilfabr­ik aufgegeben hat.

Saadi kam in die Polizeista­tion von Kfar Kana nordöstlic­h von Nazareth. Dort habe sie sich bisher vor allem mit jugendlich­en Straftäter­n befasst. Ein spezieller Kurs solle ihre Fähigkeite­n nun noch vertiefen. „Sie wird als Verhörspez­ialistin Jugendkrim­inalität bekämpfen und den muslimisch­arabischen Gemeinscha­ften in Israel helfen“, sagte Polizeispr­echer Micky Rosenfeld.

Die junge Frau mit dem offenen Lächeln lässt sich nicht entmutigen. Ihr Ziel ist es, die Karrierele­iter noch weiter emporzuste­igen, um einmal Polizeikom­missarin zu werden. „Meine Botschaft an andere gläubige Musliminne­n ist: Ihr könnt euch beweisen und euch gleichwert­ig fühlen!“Die Polizei sei ein gutes Zuhause. Doch ihr größter Traum, zitiert die Jerusalem Post, sei es, als erste israelisch­e Polizistin die islamische Pilgerfahr­t Haddsch nach Mekka zu machen. Lea Binzer

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Foto: dpa

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