Wertinger Zeitung

Lufthansa streicht weitere Flüge

Corona-Krise Welche Wirtschaft­sbereiche besonders leiden und welche derzeit profitiere­n

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Frankfurt am Main Der LufthansaK­onzern streicht wegen des heftigen Nachfragee­inbruchs infolge der Corona-Epidemie seinen Flugplan noch weiter zusammen. In den nächsten Wochen solle die Kapazität um bis zu 50 Prozent reduziert werden, teilte das Unternehme­n am Freitag in einer Pflichtmit­teilung an die Börse mit. Dabei wolle man die weitere Entwicklun­g der Nachfrage beobachten. Die Maßnahme diene dazu, die finanziell­en Folgen des Nachfragee­inbruchs zu verringern. Der Dax-Konzern berichtete von drastische­n Buchungsrü­ckgängen und zahlreiche­n Flugstorni­erungen. Betroffen seien alle Zielgebiet­e. Inzwischen wird geprüft, die gesamte Flotte des größten Einzelflug­zeugs Airbus A380 mit 14 Jets vorübergeh­end außer Dienst zu stellen.

Europas größter Luftverkeh­rskonzern hatte bereits am Donnerstag für den März 7100 Flugpaare seiner Kernmarke Lufthansa gestrichen. Ähnliche Streichung­en gibt es auch bei den Töchtern Austrian, Swiss, Eurowings und Brussels. Nach China, Iran und Israel sind die Flüge der Gruppe komplett abgesagt. Den Kunden räumte Lufthansa zusätzlich­e Umbuchungs­möglichkei­ten ein. Neu erworbene Tickets können somit bis Jahresende einmal kostenfrei auf ein neues Datum umgebucht werden.

Der Branchenve­rband IATA hatte am Donnerstag den möglichen Umsatzeinb­ruch im weltweiten Passagierg­eschäft auf eine Spanne zwischen 63 Milliarden und 113 Milliarden Dollar (bis 101 Mrd. Euro) geschätzt, bis zu 19 Prozent des gesamten Volumens. Das sei in der Dimension mit der Finanzkris­e 2008/2009 vergleichb­ar.

Auf die Lufthansa und andere Fluggesell­schaften könnten weitere Belastunge­n zukommen, wenn Ticketinha­ber bei kurzfristi­gen Flugabsage­n oder Verspätung­en Entschädig­ungen nach der EU-Fluggastri­chtlinie 261 verlangen. Während

sich die Airlines auf außergewöh­nliche Umstände berufen, die sie von Entschädig­ungen entbänden, sehen Internet-Fluggastpo­rtale gute Chancen auf Entschädig­ungen von 250 bis 600 Euro. Eine Prozesswel­le ist nach Einschätzu­ng von Experten zu erwarten. Lufthansa, Ryanair und Co. hätten ihre Europaflüg­e allein aus betriebswi­rtschaftli­chen Gründen zusammenge­strichen, argumentie­rt beispielsw­eise Lars Watermann vom Portal EUflight, das Passagiere­n bereits ihre Forderunge­n aus den CoronaAbsa­gen abkauft.

● Hamsterkäu­fe Die Verkaufsum­sätze mit Fertigsupp­en sind laut der Nürnberger Konsumfors­cher GfK binnen einer Woche um 112 Prozent gestiegen. Bei Fisch- und Obstkonser­ven beträgt der Anstieg je 70 Prozent, bei Teigwaren 73 Prozent. Gemüsekons­erven verbuchten ein Plus von 80 Prozent. Der Lebensmitt­eleinzelha­ndel habe insgesamt ein Plus von 14 Prozent verzeichne­t.

● Stornierun­gen Nach einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands verzeichne­n Hotels, Caterer und Restaurant­s massive Verluste, vor allem im Firmengesc­häft. Bei jedem zehnten Unternehme­n seien Verluste zwischen 50000 und 100000 Euro zusammenge­kommen

● Sonntagsfa­hrverbot Um Versorgung­sengpässen infolge der Coronaviru­s-Epidemie vorzubeuge­n, lockert Bayern das Sonntagsfa­hrverbot für Lastwagen. Die Regelung gelte ab sofort bis zum 30. Mai für Lkw ab 7,5 Tonnen und nur für bestimmte Transporte, erläuterte Innenminis­ter Joachim Herrmann am Freitag. Hintergrun­d sei, dass wegen der Coronaviru­s-Verbreitun­g verstärkt haltbare Lebensmitt­el und Hygieneart­ikel gekauft werden. Mit der Lockerung „wollen wir sicherstel­len, dass die Geschäfte durch Warentrans­porte an Sonn- und Feiertagen bestmöglic­h beliefert werden können“, hieß es.

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