Er schützt die Natur vor Sportlern
Manuel Steinbauer hat einen besonderen Job
Bayreuth Als die Professur ausgeschrieben wurde, glaubten selbst an der Universität Bayreuth manche an ein Missverständnis. „Sportökologie? Davon hatten sie noch nie etwas gehört“, sagt Manuel Steinbauer und lacht. „Sie dachten, es müsste Sportökonomie heißen.“Aber die Ausschreibung war kein Rechtschreibfehler. „Es ist tatsächlich die erste Professur für Sportökologie an einer deutschen Universität“, erklärt der 36-jährige Professor.
Manuel Steinbauer muss sich selbst erst in die neue Wissenschaft einarbeiten. Bis vor ein paar Monaten erforschte er noch ausgestorbene Organismen, nun den Kontext von Sport, Naturerlebnis und Umweltschutz. Sportökologie betreffe aber auch den Tourismus, Verkehr, Wirtschaft, Land- und Forstwirte, erklärt Steinbauer. Deshalb gebe es an der Universität keinen eigenen Studiengang, dafür interdisziplinäre Seminare wie „Wirkungsanalyse von Outdoorsportarten“oder „Naturverträgliche Sportentwicklung“. Dabei wird nicht nur vor der eigenen Haustür geforscht, sondern etwa auch auf den Galapagosinseln. „Aber meistens sitzen wir ganz unsportlich vor unseren Rechnern zur Datenanalyse“, erzählt Steinbauer. Apps, Sportgeräte und Fitnessarmbänder liefern Bewegungsdaten der Sportler. Über soziale Medien und Daten von Satelliten bekommen die Forscher Informationen zum Standort. „Man muss erst mal wissen, wo die Leute unterwegs sind und warum“, erklärt Steinbauer. Außerdem arbeitet sein Team mit Sensoren für Tiere, künstlicher Intelligenz und Kameraaufnahmen. Vier Kameras versteckte es entlang einer Loipe im Fichtelgebirge, vier weitere im Wald. Künstliche Intelligenz soll bald helfen, die Aufnahmen auszuwerten. Doktorandin Veronika Mitterwallner sagt: „Ich will untersuchen: Wie verhalten sich Sportler und Tiere auf der Loipe? Wie beeinflussen sie sich gegenseitig?“Tiere nützen die Loipe etwa nachts, um bei der Fortbewegung Energie zu sparen, vermutet sie.
„Man hat das Gefühl, wenn ich allein draußen unterwegs bin, schade ich der Umwelt nicht“, sagt Steinbauer. „Aber für die Tiere wäre es besser, wenn 30 Leute auf einmal kämen, anstatt dass sie immer wieder von kleineren Grüppchen aufgescheucht werden.“Nach Angaben des Bundesumweltministeriums treiben mehr als 15 Millionen Menschen in Deutschland wöchentlich Sport im Freien. Doch schlimmer als jeder Sport sei die Anund Abreise mit dem Auto. „Verkehr ist häufig der dickste Batzen“, sagt Steinbauer. Etwa die Hälfte der Sportler steigt ins Auto, um schnell in der Natur zu sein.