Lassen sich die Bayern wieder ärgern?
Bundesliga Vor dem bayerischen Derby sind die Rollen klar verteilt. Die Münchner streben Titel an, die Augsburger den Klassenerhalt. Wie die Trainer die Partie am Sonntag angehen
München/Augsburg Viel ist nicht los an der Säbener Straße. Nur wenige Fans des FC Bayern stehen vor dem Trainingsgelände oder decken sich im Fan-Shop ein. 120 Jahre FC Bayern, natürlich gibt es da ein Sondertrikot. Das Wetter ist ungemütlich. Leichter Regen und starker Wind. Vor dem Eingang ins Vereinsgelände des Rekordmeisters hängt ein Schild mit dem Hinweis, dass an diesem Freitag kein öffentliches Training stattfindet. Damit keiner auf den Gedanken kommt, trotzdem aufs Gelände zu drängen, wird dieser Hinweis mit einem Absperrband untermalt. Der FC Bayern will vor dem Spiel am Sonntag (15.30 Uhr/
Sky) gegen den FC Augsburg beim Training keine Zuschauer. Aus Angst vor dem Gegner?
Wohl eher nicht, der Unterschied zwischen dem FC Bayern und dem FC Augsburg ist groß. Auf vielen Ebenen. Schon alleine am öffentlichen Interesse ist das zu erkennen. Während am Freitag bei der Pressekonferenz zwei Journalisten den Worten von Martin Schmidt im Keller der Augsburger Arena lauschen, sitzen im kleinen Presseraum an der Säbener Straße zwölf Reporter. Die Luft ist stickig, Hansi Flick erscheint in einem dunklen Kapuzenpullover. Viel Furcht schwingt in den Worten des Münchner Trainers vor dem bayerischen Derby nicht mit.
Wobei: Martin Schmidt hat zuletzt als Trainer eine recht ordentliche Bilanz gegen die Bayern eingefahren. Von seinen vergangenen vier Partien als Trainer von Mainz, Wolfsburg und dem FC Augsburg ging nur eine verloren. Dazu holte er drei Unentschieden. Dreimal ein 2:2. Wie auch im Hinspiel in dieser Saison, als ein frühes und ein spätes Augsburger Tor die Münchner Siegesträume zerstörten. Vor allem das frühe 1:0 durch Marco Richter in der ersten Minute ärgert Flick noch heute, so etwas soll sich keinesfalls wiederholen. „Wir wollen konzentriert ins Spiel gehen, das hatten wir uns auch in Augsburg vorgenommen“, sagt Flick. Damals aber sei es schiefgegangen. Ob es am Sonntag zu verhindern ist, wird Flick noch gefragt. Der Bayern-Trainer lächelt: „Ich bin kein Hellseher.“Das nicht. Es ist aber deutlich zu spüren, dass er seiner Mannschaft voll vertraut. Konzentration von Anfang an sei entscheidend. „Wir haben auch damals darauf hingewiesen, dass früh Tore fallen können“, sagt Flick. Nur zugehört hatten da wohl nicht alle. Am Sonntag soll das nicht passieren. „Wenn man Meister werden möchte, muss man solche Spiele gewinnen. So werden wir auch das Spiel angehen“, sagt Flick. Mit einer dominanten und souveränen Spielweise wie zuletzt im Pokal gegen den FC Schalke 04 oder in der Champions League beim FC Chelsea. Flick sagt aber auch: „Augsburg ist eine Mannschaft, die uns in dieser Saison und auch schon früher wehgetan hat. Das wollen wir diesmal vermeiden.“Das derzeitige Niveau, die Fokussierung und vor allem die Begeisterung aber stimmen ihn sehr zuversichtlich.
Stellt sich noch die Frage, wen Flick gegen den FC Augsburg stürmen lässt. Robert Lewandowski macht zwar gute Fortschritte und liegt nach seiner Knieverletzung im Rehaplan, wird aber freilich ebenso fehlen wie Kingsley Coman. Als Ersatz kommen Joshua Zirkzee, Thomas Müller oder Serge Gnabry in Frage. Gnabry dürfte die wahrscheinlichste Variante sein, Müller könnte etwas weiter hinten wie zuletzt im Pokal anfangen. Oder doch Zirkzee? Über den 18-Jährigen sagt Flick: „Er ist ein talentierter Spieler, der vor dem Tor seine Stärken hat. Es ist wichtig, dass man ihn immer wieder fördert und Spielzeiten gibt.“Vielleicht ja am Sonntag gegen den FC Augsburg.
Wenn es um seine eigene Zukunft geht, bleibt Flick nach wie vor entspannt. „Es macht einfach Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten. Das sieht man auch an den Ergebnissen und an der Art und Weise, wie die Mannschaft spielt. Das ist schon beeindruckend“, sagt Flick. Soll heißen: Natürlich würde er gerne länger bleiben. Mit den Leistungen zuletzt hat er allerbeste Werbung für sich gemacht. Noch aber will er sich ausschließlich auf die kommenden Aufgaben konzentrieren. „Was danach kommt, das wird sich zeigen in den nächsten Wochen, vielleicht auch Monaten – bleiben wir bei Wochen“, sagt Flick, der derzeit auch Anfragen von anderen Klubs abblockt. „Ich bin aktuell bei Bayern München, und letztendlich ist das mein Ansprechpartner. Es sind Dinge ausgemacht und alles andere ist für mich nicht relevant“, sagt Flick. Seit seinem Amtsantritt hat er 17 von 20 Spielen gewonnen. Das 18. soll am Sonntag folgen.
Während Flick mit seiner Mannschaft nach Titeln strebt, will Augsburgs Trainer Martin Schmidt mit seiner Mannschaft den negativen Trend der vergangenen Wochen beenden. In der Rückrunde wartet der FCA weiterhin auf den zweiten Sieg, nur vier Zähler hat er seit der Winterpause geholt. Dass der FC Bayern nicht unbedingt zu den klassischen Aufbaugegnern zählt, ist Schmidt bewusst. Wie der FC Bayern in jüngster Zeit auftritt, das beeindruckt den 52-jährigen Schweizer. Sogar das Maximum sei möglich, Meisterschaft, Pokal und Champions League. „Du musst am Ende auf Toplevel sein. Und da stimmt die Richtung bei den Bayern. Ich traue ihnen, wenn Lewandowski im Frühjahr wieder dazukommt, alles zu, auch das Triple“, sagt Schmidt.
Er bemüht sich im Vorfeld, die Bayern nicht größer zu machen, als sie sind. Schmidt: „Man darf natürlich nicht ihre Torfestivals von zuletzt zeigen, dann ist der Respekt noch größer.“Mit Zuversicht wolle man nach München fahren und ein weiteres Mal in dieser Saison positiv überraschen.
„Augsburg ist eine Mannschaft, die uns in dieser Saison und auch schon früher wehgetan hat. Das wollen wir diesmal vermeiden.“
Hansi Flick, Bayern-Trainer
„Du musst am Ende auf Toplevel sein. Und da stimmt die Richtung bei den Bayern. Ich traue ihnen alles zu, auch das Triple.“
Martin Schmidt, Augsburgs Trainer