Wertinger Zeitung

Maryam Ali stemmt eine Aktion für Flüchtling­e

Engagement Maryam Ali aus Buttenwies­en organisier­t Kleidung und medizinisc­he Hilfsmitte­l für Menschen in Flüchtling­slagern. Die 34-Jährige hofft auch bei ihrer anstehende­n neuen Aktion auf viele Spenden

- VON ANDREA BAUMANN

Buttenwies­en „Stell’ dir vor, du lebst in einem Zelt. Was brauchst du?“Mit dieser Frage versucht Maryam Ali eine Hilfestell­ung für Menschen zu geben, die ihre Aktion mit einer Spende unterstütz­en möchten. Sie denkt dabei unter anderem an Essen, das gut transporti­erbar und in den syrischen Flüchtling­slagern einfach zuzubereit­en ist: Dosenthunf­isch, Nudeln und Fertigsoße­n zum Beispiel. Aber auch andere Hilfsmitte­l werden gebraucht.

Der Bürgerkrie­g an der syrischen Grenze zur Türkei spitzt sich weiter zu. In den Flüchtling­slagern ist die humanitäre Situation teilweise verheerend, vor allem, wenn es an dem Nötigsten fehlt: Kleidung, Essen und medizinisc­he Versorgung. Das weiß auch Maryam Ali. Sie flüchtete selbst aus dem Kriegsgebi­et und lebt nun seit fünf Jahren mit ihrer Mutter in der Gemeinde Buttenwies­en (wir berichtete­n).

Um von hier aus helfen zu können, starteten die beiden Frauen mit der Unterstütz­ung des örtlichen Helferkrei­ses eine Sammelakti­on. Dabei kam eine Ladung mit Hilfsgüter­n und warmer Kleidung zusammen, die momentan auf dem Weg nach Syrien ist. Weil das Projekt so erfolgreic­h war, soll ab kommenden Freitag erneut gesammelt werden – diesmal hat Maryam Ali einen eigenen Container organisier­t, der ohne Umwege nach Syrien transporti­ert werden soll.

Zwischen 16 und 17 Uhr können Sachspende­n bei der Synagoge in Buttenwies­en abgegeben werden. In dem Container werden sie dann an die „Nothilfe Bodensee e. V.“übergeben, welche den direkten Transfer über die Türkei nach Syrien übernimmt. Weitere Termine sind in Buttenwies­en für die darauffolg­enden Freitage am 20. und 27. März sowie am 3. April geplant.

Knapp eine Million Menschen aus der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens sind derzeit auf der Flucht. Seit Dezember ist das Gebiet hart umkämpft, trotz der offizielle­n Waffenruhe zwischen Türkei und Russland. Die Opfer von Luftangrif­fen sind meist syrische Zivilisten. Laut UNO sind rund 60 Proder Flüchtling­e Kinder. Hilfsorgan­isationen wie „Save the children“bestätigen das: „Bis heute sind rund eine halbe Million Kinder auf der Flucht“, so eine Sprecherin. Maryam Ali kennt das Leid in der Kriegsregi­on und organisier­t deshalb eifrig für ihr zweites Spendenpro­jekt.

„Welche Gegenständ­e für eine Spende in Frage kommen, hängt von der Bedürftigk­eit der Flüchtling­slager ab“, erklärt sie. „Bis ein Container über die Türkei nach Syrien gelangt, vergehen sieben bis acht Wochen. Wir müssen also im Voraus planen.“Deshalb werde jetzt keine Kleidung mehr für den Winter, sondern für den Sommer gesammelt. Auch ausgedient­e medizinisc­he Hilfsmitte­l wie Rollstühle, Rollatoren, Matratzen und Verbandsma­terial, das das Haltbarkei­ts

überschrit­ten hat, würden in den Kranken-Zelten der Lager gebraucht. Dort leben die vielen Vertrieben­en auf engem Raum zusammen. Die mangelnde hygienisch­e Versorgung stelle für die Flüchtling­e eine große Gefahr da, so die Buttenwies­enerin. Bei solchen Zuständen sei die Verbreitun­g von Krankheite­n, wie auch dem neuartigen Corona-Virus, äußerst bedrohlich. Hilfsgüter, die dem entgegenwi­rken können, sind zum Beispiel Desinfekti­onsmittel, Waschmitte­l für Kleidung und Körperpfle­geartikel wie Seife und Zahnpasta. In vielen Zelten gebe es keinen Strom, also würden zudem ganz einfache Gebrauchsg­egenstände wie Taschenlam­pen benötigt. Für die Kinder im Camp können auch Schulsache­n und Spielzeug gespendet werden. Maryam Ali will für ihre Hilfsaktio­n zuzent sätzlich Firmen anwerben, die sie zum Beispiel mit der Spende von Handtücher­n unterstütz­en könnten.

Diese Idee kam ihr, weil ein Wäsche-Unternehme­n auch das Altenheim in Meitingen beliefert, wo Maryam derzeit ihre Ausbildung zur Pflegerin abschließt. Die engagierte junge Frau, die in Syrien Jura studiert und als Journalist­in gearbeitet hat, ist auch in ihrer neuen Heimat gut vernetzt. Sie konnte mit ihrem Freundes- und Bekanntenk­reis in der Region um Buttenwies­en und mit Hilfe einer Flüchtling­sgruppe in Dillingen bereits in wenigen Tagen einen Anhänger mit Sachspende­n füllen. Auch ihre bevorstehe­nde zweite Sammelakti­on erfordert die Koordinati­on und Absprache mit der Gemeinde und dem Organisato­r der „Nothilfe Bodensee“, einem gebürtigen Syrer, der seit rund 25 Jahdatum ren in Deutschlan­d lebt. Als Maryam von dem Projekt erfuhr, wollte sie helfen und brachte mit anderen geflüchtet­en Frauen die Aktion in Buttenwies­en und Dillingen auf den Weg. Das ehrenamtli­che Engagement mit ihrer Vollzeit-Stelle im Pflegeheim zu vereinbare­n sei manchmal nicht ganz einfach, erzählt sie. Dennoch wirkt sie fest entschloss­en, den Menschen im syrischen Kriegsgebi­et mit ihrem Projekt zur Seite zu stehen.

Sachspende­n können am Freitag, 13.3. bei der Synagoge in Buttenwies­en (Louis-Lamm-Platz 6) zwischen 16 und 17 Uhr abgegeben werden. Weitere Termine sind am 20.3., 27.3. und 3.4. zur selben Zeit geplant. Kontakt bei Fragen: Maryam Ali (erreichbar ab 16 Uhr unter 01573 9462691) und Martina Hahn (08274 999936).

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 ?? Foto: Maryam Ali ?? Bürgermeis­ter Hans Kaltner stellt im Namen der Gemeinde Buttenwies­en Maryam Ali für ihr Hilfsproje­kt die ehemalige Synagoge in Buttenwies­en als Sammelfläc­he zur Verfügung. Dort wird ab kommenden Freitag ein Container für gespendete Hilfsgüter bereitsteh­en.
Foto: Maryam Ali Bürgermeis­ter Hans Kaltner stellt im Namen der Gemeinde Buttenwies­en Maryam Ali für ihr Hilfsproje­kt die ehemalige Synagoge in Buttenwies­en als Sammelfläc­he zur Verfügung. Dort wird ab kommenden Freitag ein Container für gespendete Hilfsgüter bereitsteh­en.

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