Grüne: Praxen sollen im Wertinger Ortskern bleiben
Stellungnahme Partei will nicht, dass das Kleinstadtzentrum geschwächt wird
Wertingen/Buttenwiesen Die „Grünen“Wertingen und Buttenwiesen, vertreten durch die beiden Kreistagskandidaten Hertha Stauch und Josef Hofer, äußern sich in einer gemeinsamen Presseerklärung zu den jüngsten Plänen für den Bau eines Ärztezentrums an der Kreisklinik Wertingen. Demnach sei das Anliegen, den Bestand des Krankenhauses in der Zusamstadt zu sichern für das untere Zusamtal von großer Bedeutung. Auf der anderen Seite aber melden die Grünen Bedenken an, das Innenstadtleben nicht nachhaltig zu schädigen.
Wie in der Wertinger Zeitung berichtet, hat Bauunternehmer Ulrich Reitenberger aus Laugna dem Landkreis seine Pläne unterbreitet, anstelle des bisherigen Schwesternwohnheimes einen „Medizincampus“in Form eines zehn Stockwerke umfassendes Hochhauses zu bauen, in dem Arztpraxen, medizinische Dienstleister und Wohnungen angesiedelt werden sollen. Der Aufsichtsrat der Kreiskliniken GmbH hat sich bereits hinter die Idee des Investors gestellt. Gedacht ist, einen Teil des Geländes an Unternehmer Reitenberger zu verkaufen und das Projekt an dessen Firma zu übertragen.
Das Vorhaben des Landrats, die Einnahmesituation des Kreiskrankenhauses Wertingen durch Integration eines Pflegeheimes für schwer Pflegebedürftige im Krankenhausgebäude zu verbessern begrüßen die Grünen ausdrücklich. Die Pflege in die Trägerschaft der Kreisklinik zu nehmen sei der wesentliche Vorteil. So könne die Wertschöpfungskette des Krankenhauses erweitert und zusätzliche Einnahmen generiert werden.
Beim Vorschlag jedoch, freie Allgemeinund Fachärzte räumlich unmittelbar ans Krankenhaus anzugliedern sehen die „Grünen“keine großen Synergieeffekte zur Verbesserung
der Einnahmen. Die Risiken für die Frequentierung der Geschäfte und Läden im Stadtkern durch das Abziehen der Artzpraxen und medizinischer Dienstleister aus dem Innenstadtbereich seien enorm.
Eine schleichende Schädigung des über Jahre mühsam erhaltenen und noch gut funktionierendem Kleinstadtzentrums könne durch die Vorteile aus Synergieeffekten fürs Krankenhaus bei Weitem nicht aufgewogen werden. Das private Projekt von Reitenberger halten die Grünen für überzogen und verfehlt.
Die Patienten in den Arztpraxen im Zentrum seien ein großer Teil der wichtigen Laufkundschaft für die Geschäftswelt. Sie sichern eine feste Größe der Besucherfrequentierung, betont Josef Hofer. Ein Ärztehaus im Eigentum der Stadt in unmittelbarer fußläufiger Nähe des Stadtkerns wäre hier die weit bessere Lösung. Ein Teil des Laugnaparkplatzes könne hier als Beispiel genannt werden. Damit behielte sich die Stadt Wertingen Einflussmöglichkeiten auf Mietpreise und Fördermöglichkeiten für Arztpraxen im Ärztehaus in eigener Hand. Auch eine kommunale Trägerschaft des Arzthauses für die Zukunft sei denkbar, so Hofer. Die kommunalpolitische Kunst werde sein, zum Einen die Einnahmeseite der Kreisklinik zu verbessern und zum Anderen auch die Attraktivität und das Leben der Innenstadt zu stärken.
Die Gesundheitsversorgung Wertingens und des Umlandes an einem Punkt am Ebersberg zu konzentrieren, wird diesen Spagat nicht schaffen. Umso befremdlicher ist für Stauch und Hofer deshalb die Vorgehensweise des Landrats, kurz vor der Kommunalwahl ein scheinbar weitgediehenes Konzept über die Presse vorzustellen, ohne den Ratsgremien die Chance zu geben eben die oben genannten Bedenken mit einzubringen.
Das gesamte untere Zusamtal habe Interesse am Erhalt des Wertinger Krankenhauses, so Stauch und Hofer. Die Stadt Wertingen wie auch die Gemeinde Buttenwiesen versuchten aber auch seit Jahren mühsam Leben in ihren Ortskernen zu halten und zu entwickeln. Die Defizite der Kreiskliniken hätten letztlich alle Kommunen mit ihrer Kreisumlage mitgetragen.
Stauch und Hofer erklären, dass es ein fairer Zug gewesen wäre, zuvor die Ratsgremien zu informieren und deren Meinungen abzuholen. Gerade jetzt, wo für die Kommunalwahl Listenbewerber für Ehrenämter zu gewinnen seien, fragen sich Hofer und Stauch: „Wozu all der Zeitaufwand für ehrenamtliches Ratsengagement wenn Parteiklüngel dies unter sich ausmachen?“Landrat Schrell, Bürgermeister Lehmeier und auch der private Investor seien Köpfe der Freien Wähler. Hofer fühlt sich an die Politikkultur vergangen geglaubter Jahrzehnte erinnert. Er meint, in der freien Wirtschaft hätten Compliance Standards mittlerweile eine große Bedeutung. Die Freien Wähler würden sich hier gerade rückwärts bewegen. Hofer hofft, dass nach der Wahl wieder Besinnung auf Transparenzwerte einkehrt und ein offener und intensiver Informationsaustausch rechtzeitig in den Räten stattfindet, bevor im Kreis Tatsachen geschaffen werden.
Grüne halten Projekt für überzogen und verfehlt