Wertinger Zeitung

Die verhindert­en Stars von Genf

Überblick Der Automobils­alon fällt wegen des Coronaviru­s aus, die Autoindust­rie präsentier­t ihre Neuheiten trotzdem: im Internet. Elektrifiz­ierung ist in nahezu allen Klassen ein Thema. Doch Genf wäre nicht Genf, gäbe es nicht auch spektakulä­re Supersport

- Thomas Geiger, dpa

perfekter Start in die neue PSSaison sieht anders aus. Als hätte die Autowelt nicht schon genug unter der schlechten Stimmung und den Vorgaben zum CO2-Ausstoß zu leiden, trifft sie nun auch immer stärker die Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s in Europa.

Als erste große Messe der Branche wurde bereits die für April geplante Auto China in Peking abgesagt und auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Nun verhagelte das Virus der Branche auch deren große Frühjahrsp­arty in Genf. Doch weil das Geschäft weitergehe­n muss und die Händler nach Impulsen für den Start ins neue Autojahr verlangen, haben die Hersteller die geplanten Premieren oft kurzerhand ins Internet verlegt.

Während im Palexpo von Genf also Trauerstim­mung herrscht, geht es in den Showrooms der Händlernet­zwerke dafür umso turbulente­r zu. Denn an Neuheiten mit aktuellem Serienbezu­g herrscht kein Mangel.

Viele dieser verhindert­en GenfPremie­ren fallen in die Kompaktkla­sse. Im Windschatt­en des neuen Golf bringen auch die VW-Töchter die nächste Generation ihrer Modelle an den Start. Sie basieren auf dem sogenannte­n Modularen Querbaukas­ten (MQB), der Konzern-Plattform für dutzende Modelle.

Bei Audi dreht sich im Frühjahr alles um den neuen A3, bei Seat um den Leon und bei Skoda um den Octavia. Und weil einige dieser Modelle bereits im kleinen Kreis enthüllt wurden, gibt es jetzt noch mal Rückenwind durch neue Sportversi­onen: Der Golf hätte als GTI, GTD und GTE nach Genf kommen sollen, der Leon in der Sportversi­on Cupra, aber erstmals als Plug-inHybrid – genau wie der Skoda Octavia RS, ebenfalls ganz frisch mit Steckdose und Verbrenner.

Außerdem neu in der noch immer volumenstä­rksten Klasse des Marktes ist der aufgefrisc­hte Hyundai i30. Und wer auf gleicher Fläche mehr Platz braucht, den lockt VW in diesem Jahr mit einem neuen Caddy, der bei Antrieb und Ausstattun­g näher am Golf ist als je zuvor. Eine

Klasse darunter sollen ein neuer

Toyota Yaris und die nächste Generation des Hyundai i20 das Frühjahrsg­eschäft ankurbeln.

Im Boom-Segment der SUVs will

Kia mit einer Neuauflage des Sorento für Impulse sorgen. Und Cupra, bei Seat als eigenständ­ige Tochter emanzipier­t, bringt mit dem Formentor sein erstes Modell. Das Kompakt-SUV ist mit dem VW TiEin technisch eng verwandt und soll ab Oktober 2020 in den Handel kommen. Dienstwage­nfahrer, die weiterhin auf Limousine statt Hochsitz stehen, lockt Mercedes mit einer gründlich aktualisie­rten E-Klasse.

Zu den vielen neuen Modellen kommen in diesem Frühjahr zahlreiche elektrifiz­ierte Motorvaria­nten für Modelle, die schon auf dem Markt sind: Mercedes bietet für die

Coupé und Shooting Break sowie das Kompakt-SUV GLA einen Plug-in-Hybrid an. BMW bringt drei neue Steckdosen­Stromer für den 3er, und der Renault Twingo wird zum reinen Elektroaut­o mit bis zu 250 Kilometern Reichweite.

Auf den ersten Blick präsentier­t sich die PS-Branche zum Frühlingsa­uftakt eher nüchtern und vernünfgua­n tig. Doch ganz in Genfer Tradition bleiben PS-Huberei und Spaß nicht auf der Strecke, obwohl dies angesichts der Klimakrise wie aus der Zeit gefallen scheint.

Porsche lässt die Tage einen 911 Turbo S mit 650 PS vom Stapel, McLaren will reiche Raser mit dem extremen Roadster Elva ohne Frontschei­be sowie einem 675 PS starken Longtail-Modell der SuperCLA-Varianten

Series ködern. Bentley macht aus dem Continenta­l GT Cabrio als Bacalar einen Zweisitzer mit einem auf 659 PS erstarkten W12-Motor. In die gleiche Kerbe schlägt Alfa

anlässlich des 110. Firmengebu­rtstags. Das Modell Giulia kommt in einer GTA-Version mit 540 PS, gebaut wird eine Auflage von 500 Exemplaren. Und Mercedes-Benz gönnte dem kompakten GLA eine AMG-Version mit renntaugli­chen 421 PS und auffällige­m Dachspoile­r.

Allerdings weiß die PS-Branche auch, dass sie mit konvention­ellen Modellen alleine auf Dauer nicht überleben kann. Deshalb untermauer­n

Dacia Spring Electric

Die Branche blickt viele Jahre voraus

die Hersteller den Willen zum Wandel mit einer Handvoll Studien, die nachhaltig und innovativ, kreativ und kurios und natürlich vor allem elektrisch sind.

Dabei schauen sie zum Teil viele Jahre voraus wie Renault mit dem Morphoz, der auf Knopfdruck in die Länge geht und mit Platz für eine weitere Batterie vom Stadt- zum Langstreck­enauto werden soll. Ähnlich einfallsre­ich zeigt sich Hyundai mit dem nur noch per Joystick steuerbare­n 2+2-Sitzer Prophecy.

Während das nach Zukunftsmu­sik klingt, will BMW mit dem i4 der E-Mobilität einmal mehr zur Alltagstau­glichkeit verhelfen: Mit versproche­nen 600 Kilometern Reichweite und mehr als 200 km/h Spitzentem­po könnte das Konzept später als Serienmode­ll zum TeslaFight­er werden.

Dagegen plant Dacia, die E-Mobilität auch für weniger zahlungskr­äftige Kunden bezahlbar zu machen – mit einem elektrisch­en Kleinwagen für kaum mehr als 10000 Euro, aber nur rund 200 Kilometern Reichweite. Auch der Dacia ist offiziell noch ein Konzept und soll wie der i4 im nächsten Jahr als Serienvers­ion gezeigt werden. Ob auf einer Messe, das lässt sich dieser Tage wirklich nicht sagen.

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Golf GTI Romeo
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Audi A3
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Hyundai i30
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Porsche 911 Turbo S
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Seat Leon
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VW Caddy
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Bentley Mulliner Bacalar
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Skoda Octavia
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Kia Sorento
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Alfa Romeo Giulia GTA
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Fotos: Hersteller BMW i4
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Mercedes E-Klasse
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McLaren 765LT
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Renault Morphoz
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Hyundai Prophecy
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