Urlaub mit Wurmkiste: Überraschung!
Zugegeben, ein leicht mulmiges Gefühl war da schon, als es in den Urlaub gehen sollte. Dass die neuen Humus produzierenden Haustiere ziemlich pflegeleicht sind, war ja klar. Aber eine ganze Woche ohne Kontrolle? Ohne Futternachschub? Ohne Interventionsmöglichkeit …
Zur Beruhigung also noch einmal die „Gebrauchsanleitung“vorgenommen und der Familie vorgelesen: Ausbruch nicht möglich, weil vor den Luftlöchern Gitter sind. Also ist das Worst-Case-Szenario von durchs Wohnzimmer kriechenden und nach Futter suchenden Würmern schon einmal ausgeschlossen. Dass die Würmer bei ausreichend Grünfutter in der Zeit verhungern, gilt auch als sehr unwahrscheinlich, heißt es weiter. Um etwas gegen das schlechte Gewissen eines „Raben-Wurmfrauchens“zu tun, also den restlichen BioFeldsalat aus dem Kühlschrank nicht zu den Nachbarn getragen, sondern klein geschnitten und als Reiseproviant der anderen Art in die Wurmkiste gelegt. Noch ein paar Schnipsel Zeitungspapier (Wurmdelikatesse!) dazu, Hanfmatte drauf, damit’s schön dunkel, feucht und gemütlich ist. Und tschüss, pfiati und baba, Wurmis. Dass die Reise ihrer Menschen in ihre alte Heimat Österreich geht, haben die Würmer aber nicht erfahren, das wäre ja gemein gewesen. Ob Feldsalat gut gegen Heimweh ist, wollte niemand ausprobieren.
Eine Woche später betreten die Zweibeiner also schnüffelnd die Wohnung. Riecht etwas? Nein. Der erste Gang geht zur Wurmkiste, Deckel auf, Hanfmatte angehoben und: Nichts bewegt sich. Schluck. Der Feldsalat ist auch noch nicht aufgefressen. Noch mal Schluck. Vorsichtig mit dem Finger die Gemüsereste etwas zur Seite geschoben und schon ist Leben in der Bude, die rosa-braunen Würmer winden sich zwischen Apfel-Karotte- und Gurkenschale. Aufatmen. Laut Gebrauchsanleitung ist das ein gutes Zeichen dafür, dass sich die Tiere in ihrer Kiste wohlfühlen. Weil sie trotz ihrer Wurmparty so brav waren, gab’s zur Belohnung gleich zwei Esslöffel Mineralmischung in die Kiste – soll gut fürs Klima sein. Und eine Runde Frischluft auf der Terrasse.
Eine Überraschung dann aber doch. Der neue Staubsauger streikte. Filter verstopft. Voller Erde. Obwohl Würmer nicht petzen können, war schnell klar: Der kleine Nachwuchsforscher im Haus hatte vor dem Urlaub in einem unbeobachteten Moment das neue Hausgerät ausprobiert, an, aus, Testdreck einsaugen und war in der Wurmkiste fündig geworden … Zum Glück hatten sich die Würmer vorher in tiefere Schichten verzogen, also aus dem Staub gemacht.
In dieser Kolumne geht es um das Thema Nachhaltigkeit. Hier gibt es Tipps für ein ressourcenschonenderes Leben.