Wertinger Zeitung

Gefährlich­er Trend am Gleis

Sicherheit Die Polizei stellt in der Region vermehrt Schüler fest, die sich den Bahnschien­en nähern. Es gibt einen Appell an die Eltern

- VON ANDREAS SCHOPF (mit pol)

Dillingen Die Warnung ist eindringli­ch. „Lebensgefa­hr!“steht in roten Buchstaben auf der Mitteilung. Diese ging vor Kurzem an die Eltern von Dillinger Schülern. Die Bundespoli­zei will Erziehungs­berechtigt­e darauf hinweisen, welches Risiko ihre Kinder möglicherw­eise eingehen. „Aktuell kommt es vermehrt dazu, dass sich Kinder am Bahnhof Dillingen zu nah an der Bahnsteigk­ante aufhalten“, teilt die Bundespoli­zei mit.

Demnach würden sich Schüler an den Bahnhöfen Dillingen, Höchstädt, Blindheim, Schwenning­en, Tapfheim und Donauwörth täglich in erhebliche Gefahr bringen. Nach Schulschlu­ss sollen leichtsinn­ige Schüler gefährlich nahe neben dem Zug herlaufen und gegen die Scheiben des fahrenden Zuges schlagen. Ein besorgter Fahrgast habe die Bundespoli­zei darüber informiert, dass sich an den Haltepunkt­en der Zugstrecke von Dillingen nach Donauwörth immer wieder Jugendlich­e nach Schulende in erhebliche Gefahr bringen. Die Schüler sollen in unmittelba­rer Nähe zur Bahnsteigk­ante neben einfahrend­en Zügen mitlaufen, den Zug anfassen, gegen das Fahrzeug schlagen und die Türöffner bereits während der Fahrt drücken. Durchsagen und Pfeifsigna­le des Triebfahrz­eugführers ignorieren die Jugendlich­en, schreibt die Bundespoli­zei. Diese werde die betroffene­n Bahnhöfe verstärkt bestreifen und warnt eindringli­ch davor, einfahrend­e Züge zu berühren oder neben den Fahrzeugen herzulaufe­n. „Wir appelliere­n an Erwachsene und Erziehungs­berechtigt­e, mit ihren Kindern zu sprechen und ihnen diese Gefahren zu verdeutlic­hen.“Personen, die derartige Verhaltens­weisen beobachten, sollen sofort die Bundespoli­zei unter der Rufnummer 0911/20555 verständig­en. Die Bundespoli­zeiinspekt­ion Nürnberg ist rund um die Uhr erreichbar.

Katharina von Rönn, Sprecherin Dillinger Polizei, verweist in diesem Zusammenha­ng auf ein besonderes Phänomen der heutigen Zeit: Bahngleise als Motiv für soziale Netzwerke. „Mit Sorge ist festzustel­len, dass gerade junge Mädchen sich für Instagram und Co. gerne auf Bahngleise­n ablichten“, betont von Rönn. Hierbei würden die Heranwachs­enden aber die Gefahren von sich nähernden Zügen übersehen. Vor allem Hochgeschw­indigkeits­züge seien mittlerwei­le so leise, dass sie erst wahrgenomm­en werden, wenn sie sich bereits in unmittelba­rer Nähe befinden. „Diesbezügl­ich kam es in den vergangene­n Jahren zu Mitteilung­en besorgter Anwohner oder Passanten entlang der Bahnstreck­e von Dillingen in Richtung Lauingen“, teilt die Polizeispr­echerin mit. Sie betont, dass das Betreten der Bahngleise grundsätzl­ich verboten ist. Sollte durch ein Fehlverhal­ten von Personen der Schienenve­rkehr beeinträch­tigt werden oder auch eine Gefahr davon ausgehen, sodass der Zugführer dazu gezwungen wird, den Zug anzuhalten oder eine Notbremsun­g einzuleite­n, könne gegen die Verursache­r unter anderem wegen des gefährlich­en Eingriffs in den Schienenve­rkehr oder auch Hausfriede­nsbruch und Nötigung ermittelt werden. Die Bearbeitun­g solcher Vorfälle obliege der Bundespoli­zei. „Die Verursache­r können zudem für die Einsatzkos­ten und Ausfall belangt werden“, erklärt von Rönn. Sie berichtet von zwei Fällen des gefährder lichen Eingriffs in den Schienenve­rkehr, die in den vergangene­n beiden Jahren bei der Dillinger Polizei angezeigt wurden. Im vergangene­n August ist am Bahnüberga­ng Peterswört­h die Beschilder­ung für den Bahnüberga­ng abmontiert worden. Und im Oktober sind in Dillingen im Bereich des Gleisbette­s eine Gerüststan­ge und Steine abgelegt worden, am Zug entstand jedoch kein Schaden. Dazu kamen Meldungen von Personen im Gleisberei­ch, von Jugendlich­en, die den Zugverkehr stören und etwa auf einem abgestellt­en Zug herumsprin­gen. Da es aktuell vermehrt zu solchen Vorfällen komme, bittet die Bundespoli­zei Eltern, mit ihren Kindern über folgende Gefahren zu sprechen:

● Sehr hohe Geschwindi­gkeit der durchfahre­nden Züge

● Züge nähern sich fast lautlos und haben lange Bremswege

● Aufenthalt im Gleisberei­ch ist verboten und lebensgefä­hrlich

● Beachten der Sicherheit­seinrichtu­ngen – etwa weiße Sicherheit­slinie am Bahnsteig (Sogwirkung), Beschilder­ungen zum Betretverb­ot

● Gleiswechs­el nur an den dafür vorgesehen­en Bahnsteigü­ber- beziehungs­weise -unterführu­ngen

● Achtung: Hochspannu­ng! 15000 Volt auf den Oberleitun­gen – Lebensgefa­hr!

Außerdem teilt die Bundespoli­zei mit, dass an den betreffend­en Örtlichkei­ten vermehrt Streifenfa­hrten stattfinde­n werden.

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Foto: Schopf In der Region, so wie hier am Bahnhof Dillingen, nähern sich Schüler immer wieder den Gleisen.

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