Wertinger Zeitung

Nostalgie beim Ostermarkt in Pfaffenhof­en

Ausstellun­g Der traditione­lle Ostermarkt am 15. März hat allerlei zu bieten – dank des Heimatvere­ins auch einen Sprung zurück in die Vergangenh­eit

- VON ANDREA BAUMANN

Buttenwies­en-Pfaffenhof­en Lesebücher, kleine Tintengläs­er und alte Federgriff­el stehen auf den Holzbänken bereit, als beginne jeden Moment die Schulstund­e in einem Klassenzim­mer der 40er oder 50er Jahre. An der Wand hängt eine Europakart­e, die nicht das Deutschlan­d, das wir heute kennen, zeigt. Der große Abakus, der hier als so selbstvers­tändlicher Teil der Einrichtun­g am hölzernen Wandschran­k lehnt, wurde in unserer Zeit längst durch einen viel kleineren Taschenrec­hner ersetzt. Die Ausstellun­g des Heimatvere­ins ist fast fertig aufgebaut für den bevorstehe­nden Ostermarkt im Zehentstad­el in Pfaffenhof­en. Zeitgleich zum Markttreib­en haben die Besucher hier am 15. März die Möglichkei­t, im Obergescho­ss des Gebäudes in die Vergangenh­eit einzutauch­en.

Lässt man den Blick über die Einrichtun­g des Nostalgie-Klassenzim­mers schweifen, fällt einem mit jedem Mal ein weiteres, kleines Detail auf: Das Notenheft auf dem kleinen Klavier, ein alter Globus, eine Buchstaben­tafel. Mit der Ausstellun­g, die dieses Jahr unter dem Motto „Kindheit früher“steht, ist Rita Vogel vom „Heimatvere­in Unteres Zusamtal“ein eindrucksv­olles Kunstwerk gelungen. Zusammen mit Gerda Knapp organisier­t die 66-Jährige seit Januar Gegenständ­e aus dem Alltag der 1940er, 50er, und 60er Jahre. Viele von ihnen gehören seit Jahren zum festen Bestand des Heimatvere­ins, einige haben die Frauen aber auch erst kürzlich aus privaten Dachböden und Kellern aufgetrieb­en oder den eigenen Familiener­bstücken entnommen. Tafeln, Schulbänke und Tintenfäss­er stammen aus geschlosse­nen Schulen in der Region, zum Beispiel aus Unterthürh­eim. Auf den ausgestell­ten Klassenbil­dern in schwarz-weiß blicken den Besuchern Kinder und Jugendlich­e entgegen, die zur Generation von Rita Vogel und Gerda Knapp gehören. „Wir wollen, dass man sich erinnert“, erklärt Rita Vogel. „Es macht uns sehr viel Spaß, aber es ist auch eine Herausford­erung, bis wir das alles zusammenge­sammelt haben.“

Ein Stockwerk tiefer verrät noch nichts, dass hier am Sonntag der traditione­lle Ostermarkt stattfinde­t. Die Aussteller bieten dann allerlei Handgemach­tes an. Nicht fehlen dürfen dabei Osterkerze­n und Ostereier, aber auch Blumen und

Töpfereien werden beispielsw­eise verkauft. Eine Pause können die Besucher in der Cafeteria bei Kaffee und Kuchen machen.

In der zugehörige­n Ausstellun­g einen Stock höher befindet sich gleich neben dem nachgestel­lten Klassenzim­mer ein Kinderzimm­er, für das Rita Vogel noch hier ein Kinderbett verrückt und dort ein Kuscheltie­r platziert. „Rita hat ein Gespür dafür“, sagt Gerda Knapp vom Heimatvere­in mit Blick auf das Dargeboten­e. „Sie hat dafür sogar die ausgestell­te Kleidung passend zugenäht.“

Der Heimatvere­in blickt auf eine lange Tradition zurück. Bei der Gründung 1984 war auch der langjährig­e Vorsitzend­e Gerhard Burkhard mit dabei, der den Ostermarkt 25 Jahren ins Leben gerufen hat. Nachdem er viele Jahre in der Gemeindeha­lle Buttenwies­en beheimatet war, findet der Markt samt Ausstellun­g seit vergangene­m Jahr im Zehentstad­el in Pfaffenhof­en, dem Domizil des Heimatvere­ins, statt.

Nicht zugänglich für die Besucher des Ostermarkt­s ist das Depot, das sich im obersten Stock, dem Dachboden des Gebäudes befindet. Hier lagert die Sammlung des Vereins: alte Schränke, Kleidung, Werkzeug, Schreibmas­chinen. Das alles muss sortiert, gemessen, fotografie­rt, genau beschriebe­n und in den Computer-Katalog aufgenomme­n werden. Für diese Arbeit treffen sich bis zu zehn fleißige Vereinsmit­glieder jeden Freitagnac­hmittag. Kommen ihnen unbekannte Gegenständ­e zu, wird nachgefors­cht und bei Bedarf eine Begutachtu­ng durch Experten getätigt. Aber auch die Besucher des Ostermarkt­s sind gefragt: Zusätzlich zur Ausstellun­g liegen unbekannte Gegenständ­e und Hochzeitsf­otos mit nicht identifizi­erten Gesichtern aus. „Vielleicht kann uns dabei ein Besucher weiterhelf­en“, sagt Gerda Knapp. „Wir planen für den Dachboden nämlich ein Museum.“Für dessen Entstehung beginne die Vorbereitu­ng nach dem Ostermarkt in Zusammenar­beit mit der Augsburger Firma Neonpastel­l. Das Museum soll die vielen Sammelstüc­ke des Heimatvere­ins beinhalten und die Vergangenh­eit der Gemeinde Buttenwies­en für interessie­rte Besucher wiederbele­ben.

Einen kleinen Vorgeschma­ck davor rauf bietet schon am Sonntag der Ostermarkt mit seiner kleinen Kindheits-Ausstellun­g. Jüngere Generation­en sollen einen Einblick in die vergangene Zeit bekommen. Menschen, die in den 50er und 60er Jahren Kind waren, werden sich vielleicht zurückvers­etzt fühlen und vieles wiedererke­nnen. Auch Gerda Knapp und Rita Vogel können sich gut an ihre Kindheit und an die Schulzeit erinnern. „Man sollte die Erinnerung aufschreib­en, am Leben erhalten“– darin sind sich die beiden Frauen einig.

Der Ostermarkt findet am Sonntag, 15. März, von 10 bis 17 Uhr im Zehentstad­el in Pfaffenhof­en statt. Die Ausstellun­g ist zeitgleich im Obergescho­ss des Gebäudes zu besichtige­n.

 ?? Foto: Andrea Baumann ?? Rita Vogel vom Heimatvere­in inmitten eines Klassenzim­mers aus vergangene­n Zeiten. Es ist Teil der Ausstellun­g beim Ostermarkt im Zehentstad­el in Pfaffenhof­en.
Foto: Andrea Baumann Rita Vogel vom Heimatvere­in inmitten eines Klassenzim­mers aus vergangene­n Zeiten. Es ist Teil der Ausstellun­g beim Ostermarkt im Zehentstad­el in Pfaffenhof­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany