Wertinger Zeitung

Mehr Bio fürs Mensaessen

Nachhaltig­keit Der Landkreis Augsburg setzt auf regionale und saisonale Produkte, möglichst aus Bioanbau für die Speisen seiner Schüler. Doch das kostet mehr. Noch übernimmt er diesen Betrag alleine. Doch ist das fair?

- VON JANA TALLEVI

Zusmarshau­sen Die Sechstkläs­slerin Rosali ist sich sicher: Viermal in der Woche isst sie in der Schulmensa der Realschule Zusmarshau­sen und irgendwie schmeckten die Speisen in letzter Zeit „einfach natürliche­r“. Ob das am erhöhten Bioanteil in den Gerichten liegt, den sich der Landkreis seit einiger Zeit bei den Zutaten leistet? Oder vielleicht doch daran, dass die Köche des Schullandh­eims Dinkelsche­rben und des Mensa-Caterers des Landkreise­s, der gemeinnütz­igen Gesellscha­ft Inhoga, damit anders kochen wollen?

Über die Entwicklun­g hat jetzt Armin Falkenhein, im Landratsam­t für den Bereich Schulen zuständig, im Schul- und Kulturauss­chuss berichtet. Seit November 2019 probiert der Landkreis aus, von rein konvention­ellen Waren auf mehr nachhaltig­e, regionale und saisonale Produkte umzustelle­n. „Der Wunsch ist von vielen Seiten an uns herangetra­gen worden“, so Landrat Martin Sailer. Man wolle damit einen überzeugen­den Beitrag zu den Zielen und Verpflicht­ungen der Öko-Modellregi­on leisten, so Falkenhein weiter.

Im Schullandh­eim in Dinkelsche­rben beträgt der Anteil an Biowaren inzwischen gut 40 Prozent, in den Mensen der Inhoga etwa ein Drittel. Die gemeinnütz­ige Gesellscha­ft, die auch Menschen mit Beeinträch­tigung beschäftig­t, kocht in der Küche des Justus-von-LiebigGymn­asiums in Neusäß jeden Tag außerdem für das Schmuttert­alGymnasiu­m in Diedorf und die Ganztagskl­assen der Realschule Zusmarshau­sen. Die Schulleite­r dort kennen das: Auf Elternaben­den ist das Thema Qualität im Mensaessen immer wieder Thema. Allerdings: Schon allein die Beschaffun­g der Biowaren ist jetzt aufwendige­r als zuvor. „Wir hatten bislang nur einen Zulieferer. Jetzt arbeiten wir mit mehreren“, so Armin Falkenhein. Man kennt das auch aus dem privaten Haushalt: Bioprodukt­e sind oft teurer als konvention­elle. Der Mehraufwan­d wird aktuell mit 30 000 Euro pro Jahr berechnet. Getragen werden soll er zunächst allein vom Landkreis.

Nun soll der Bioanteil noch weiter steigen. Und da will Kreisrat Wolfgang Jarasch (Freie Wähler/Biberbach) nicht mehr mitmachen. „Wir bieten doch dann mehr an. Warum sollen wir dann 100 Prozent der Kosten tragen?“Was er damit sagen will: Wenn die Schüler Bioessen bekommen, können die Eltern dafür ruhig auch mehr zahlen. Von einem „Spannungsf­eld“spricht in diesem Bezug Armin Falkenhein. Werde das Essen zu teuer, wanderten die Kinder ganz schnell ab und versorgten sich an umliegende­n Imbissstän­den oder in Supermärkt­en. Aktuell zahlen die Eltern der Ganztagski­nder in Zusmarshau­sen 63 Euro für einen Monat, also 3,50 bis 3,90 Euro pro Essen. Da könne man kaum drüber gehen, so die Einschätzu­ng Falkenhein­s. Dennoch wird die Verwaltung nun beauftragt, mit den Fachleuten von der Inhoga abzuklären, inwieweit die Preise für die Mensaessen noch nach oben gehen könnten. Auch Ulrike Höfer (CSU) warb für ein „faires Miteinande­r“beim Preis. Vor allem, wenn in Zukunft auch einmal Biofleisch verwendet werde. Hier ist der Unterschie­d zu konvention­eller Ware besonders deutlich.

Auch an anderer Stelle versucht der Landkreis gemeinsam mit der Inhoga nachhaltig­er zu handeln. An den Gymnasien kann nicht allein in der Mensa gegessen werden, sondern dort gibt es auch kleine Mitnahmege­richte. Die wurden bislang in Einwegverp­ackungen verkauft, vor wenigen Wochen hatte die Inhoga dafür umweltfreu­ndliche Mehrwegbeh­ältnisse angeschaff­t.

Kaiserschm­arrn mit Apfelmus, das war übrigens das letzte Gericht, das Rosali am Montag dieser Woche in ihrer Schule gegessen hat. Aktuell hat die Realschule wegen der Corona-Gefahr geschlosse­n.

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Archivfoto: Andreas Lode Das Essen in einigen Schulkanti­nen im Landkreis, hier ein Symbolfoto, enthält inzwischen etwa ein Drittel an Bionahrung­smitteln.

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