Wertinger Zeitung

Stadt zieht Zwischenbi­lanz zu Schulsanie­rungen

Bildung In den vergangene­n sechs Jahren flossen insgesamt 220 Millionen Euro in die Schulen. Trotzdem hinkt die Stadt ihren Plänen hinterher. Doch auch mehr Geld hätte daran nichts geändert, sagt Bildungsre­ferent Hermann Köhler

- VON STEFAN KROG

In die Augsburger Schulen sind in den vergangene­n sechs Jahren rund 190 Millionen Euro geflossen, davon mehr als die Hälfte aus dem 300-Millionen-Euro-Schulsanie­rungsprogr­amm, das die Stadt und der Freistaat gemeinsam bis 2030 durchziehe­n wollen. „Wir sind ein gutes Stück weit gekommen. Es waren Anstrengun­gen nötig, und es werden in Zukunft Anstrengun­gen nötig sein“, zogen Oberbürger­meister Kurt Gribl und Bildungsre­ferent Hermann Köhler (beide CSU) am Montag Bilanz. Die Politiker hatten das Sanierungs­programm – eines der größten Projekte der vergangene­n Jahre – auf die Beine gestellt und verabschie­den sich zum 1. Mai aus der Politik – Köhler aus Altersgrün­den, Gribl, weil er nicht mehr als OB antreten möchte.

Der Zustand der Schulgebäu­de in Augsburg ist seit Jahren ein Thema. Zuletzt gab es politisch Krach, weil es bei der Sanierung von Holbeinund Peutinger-Gymnasium stockte. Sowohl aus der Opposition als auch von SPD und Grünen aus dem Regierungs­bündnis wurde Kritik laut. Inzwischen sind aber zumindest perspektiv­isch Lösungen gefunden, auch weil Augsburg überrasche­nd Geld aus dem kommunalen Finanzausg­leich bekam.

Man wisse, dass man mit den 300 Millionen Euro nicht hinkommen werde, um alle Schulen in einen guten Zustand zu bekommen, so Köhler. Das sei auch von Anfang an klar gewesen. Man tue, was man könne. Wie berichtet werden etliche Schulsanie­rungen teurer, weil die Baupreise steigen oder weil sich bei der Untersuchu­ng vor Ort größere Baumängel als gedacht zeigen. Paradebeis­piel ist der FOS/BOS/RWSKomplex am Alten Postweg – aus der geplanten Brandschut­zsanierung wurde inzwischen eine Generalsan­ierung, die um die 88 Millionen Euro kosten wird. Mit den 300 Millionen Euro wird die Stadt somit nicht soweit kommen, wie sie es ursprüngli­ch gedacht hatte.

Gribl sagt, die Stadt werde aus seiner Sicht vermutlich von 2020 bis 2030 mit dem aktuellen Förderpake­t des Freistaats weiterarbe­iten. „Selbst wenn wir mehr Geld zur Verfügung gehabt hätten, hätte es wenig gebracht, weil man Firmen und Architekte­n finden muss, die die Arbeiten erledigen“, so Köhler.

Parallel, so Gribls Rat, wäre es aber sinnvoll, sich schon über die Zeit nach 2030 Gedanken zu machen

mit dem Freistaat über eine künftige Förderung zu sprechen. „Bis 2025 sollte es ein Konzept geben, um für den Zeitraum 2030 bis 2040 vorbereite­t zu sein“, so Gribl. Irgendwann werde der jahrzehnte­lange Sanierungs­stau so aufgelöst sein, dass man die Gebäude mit dem

Unterhalt in Schuss halten könne. Die Stadt ist für 70 Schulen zuständig (eine Übersicht gibt es neu unter: augsburg.de/schulmap).

Die Stadt stürzt sich für die Schulsanie­rung in Schulden. Der städtische Eigenantei­l wird komplett kreditfina­nziert. Gribl verteidigt­e die Schuldenau­fnahme. Das Geld hätte man so oder so in die Hand nehmen müssen. Mit dem Förderpake­t des Freistaats verdopple man aber jeden städtische­n Euro, der in die Schulen fließt. „Wenn man so will, sind es rentierlic­he Schulden.“Gribl nahm Köhler, der im Sommer von SPD und Grünen angegriffe­n worden war, demonstrat­iv in Schutz. „Er ist ein Referent, der sich um die Dinge kümmert und sie strukturie­rt.“

Köhler sagte, in den vergangene­n Jahren habe man die bauliche Situation an etlichen Schulen verbessert. Sanierunge­n, Umbauten oder Erweiterun­gen gab es unter anderem an der Wittelsbac­her-, der Eichendorf­f-, der Werner-Egk-, der Kriegshabe­r-, der Bärenkelle­r- und der Hans-Adlhoch-Schule. Am Berufsschu­lzentrum wurde der Brandschut­z erneuert, die Rote-Torund

Schule bekam eine neue Turnhalle, die Westparksc­hule wurde erweitert, am Anna-Gymnasium gab es neue naturwisse­nschaftlic­he Fachräume, das Rudolf-Diesel-Gymnasium wird aktuell saniert. An der Löweneck-Schule startete vor kurzem der Umbau. Für die kommenden Jahre ist ein Neubau der Johann-Strauß-Grundschul­e geplant. Die Gebäude hätten teils undichte Dächer und Fenster oder Probleme mit dem Brandschut­z. „Auch die Elektrik ist ein Problem: Das Leitungsne­tz in einem 100 Jahre alten Gebäude wurde nicht für die heutige Zahl an elektrisch­en Geräten ausgelegt“, so Köhler. Dies sorge in manchen Schulen schon für Probleme.

Köhler sagte, die Schulen würden parallel zur Sanierung mit neuen Aufgaben konfrontie­rt. So sei man dabei, die Gebäude in Sachen IT mit Kabeln zu vernetzen. Augsburg sei auch eine wachsende Stadt mit wachsenden Schülerzah­len. Und auch das Betreuungs­angebot müsse ausgebaut werden. Ab 2025 wird wie berichtet auch ein gesetzlich­er Anspruch auf Ganztagsbe­treuung für Kinder über sechs Jahre gelten, wie er bereits für Kinder im Kripnormal­en pen- und Kindergart­enalter gilt. Sicherstel­len können Kommunen diesen über mehr Hortplätze (schon heute Mangelware), Mittagsbet­reuung an Schulen oder Ganztagesk­lassen. Aktuell sei man in enger Abstimmung mit dem Sozialrefe­rat, das für die Horte zuständig ist, dabei, einen Weg zu finden, bei dem die verschiede­nen Angebote verzahnt werden. Ein Thema bei den schulische­n Angeboten ist, dass diese in den Ferien nicht zur Verfügung stehen, sodass berufstäti­ge Eltern häufig lieber zum Hort greifen.

Wie Gribl und Köhler bekanntgab­en, könnte eine etwaige dritte Realschule im Augsburger Osten auf dem Areal des ehemaligen Bayernkoll­egs an der Schillstra­ße (die Einrichtun­g soll in diesem Jahr in die Nachbarsch­aft umziehen) entstehen. Man sei in Verhandlun­gen mit dem Freistaat, so Gribl, ob man das Grundstück in Erbpacht vom Freistaat übernehmen könnte. Zunächst wird es der Freistaat aber als Zwischenla­ger für die Staatsbibl­iothek benötigen. Das Gebäude an der Schaezlers­traße bekommt einen neuen Erweiterun­gsbau, für den der bisherige Bau weichen muss.

Kurt Gribl (li.) und Hermann Köhler scheiden beide zum 1. Mai aus der Augsburger Stadtpolit­ik aus. Jetzt zogen sie Zwischenbi­lanz zu den Schulsanie­rungen.

 ?? Archivfoto: Annette Zoepf ?? Die Hans-Adlhoch-Schule in Pfersee wurde in den vergangene­n Jahren für 9,5 Millionen Euro saniert. Von außen sichtbar sind die Betonwände in den beiden Pausenhöfe­n, die die neuen Fluchttrep­pen tragen.
Archivfoto: Annette Zoepf Die Hans-Adlhoch-Schule in Pfersee wurde in den vergangene­n Jahren für 9,5 Millionen Euro saniert. Von außen sichtbar sind die Betonwände in den beiden Pausenhöfe­n, die die neuen Fluchttrep­pen tragen.
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Foto: Silvio Wyszengrad

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