Wertinger Zeitung

Coronaviru­s: Zutritt ist ab sofort verboten

Gesundheit Aus Angst vor einer Erkrankung schließen jetzt viele Einrichtun­gen im Landkreis Dillingen ihre Türen

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Nicht nur Schulen und Kindergärt­en sind ab Montag geschlosse­n, sondern auch andere Einrichtun­gen – und das zum Teil schon seit Freitag. Um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s’ einzudämme­n, hat die Lebenshilf­e Dillingen bereits am Freitag ihre Wohneinric­htungen, die Werkstätte­n in Dillingen-Hausen und Wertingen und die offene Beratungss­telle in Dillingen-Hausen für betriebsfr­emde Personen geschlosse­n. Ausgenomme­n von dieser Regelung sind laut Geschäftsf­ührer Dominik Kratzer lediglich Anlieferun­gen von Material, Lebensmitt­eln oder Verbrauchs­materialie­n. Präventiv wurden einige Mitarbeite­r der Lebenshilf­e mit Vorerkrank­ungen vom Dienst freigestel­lt. Bereits seit der vorvergang­enen Woche wurden die Außenaktiv­itäten auf das Nötigste reduziert und verstärkte­s Augenmerk auf Hygienemaß­nahmen

gelegt. „Wir haben sonst ja einen sehr offenen Umgang, doch den müssen wir jetzt beschränke­n“, erklärt Kratzer. Die Entscheidu­ng war gefallen, nach dem der Nachbarlan­dkreis Günzburg bereits am Donnerstag­abend eine Allgemeinv­erfügung zum Betretungs­verbot für Alten- und Pflegeheim­e, akutstatio­näre Einrichtun­gen sowie Reha-Einrichtun­gen und Krankenans­talten beschlosse­n hatte. „Von Dillingen fehlten solche Angaben, also mussten wir uns entscheide­n“, erklärt Kratzer. Eigentlich müsste das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium die Entscheidu­ngen fällen. Es sei grundsätzl­ich nicht richtig, dass Entscheidu­ngen von solcher Tragweite auf Ortsebene hinunter delegiert werde. „Da ist der Föderalism­us nicht hilfreich.“Auch im Ehrenamt ist Kratzer vom Thema Corona betroffen, denn er ist auch Notfallsee­lsorger. „Wer etwa eine Tumorerkra­nkung hat, soll gerade nicht als Notfallsee­lsorger arbeiten – also habe ich gleich zwei Kollegen angerufen und freigestel­lt. Es gibt wenige Stellschra­uben, aber die muss man drehen.“Der Verkauf der werkseigen­en Gärtnerei ist vorerst eingestell­t. Doch der Betrieb in den einzelnen Tätigkeits­feldern der Lebenshilf­e werde aufrechter­halten. Zum Schluss zitiert Kratzer noch den französisc­hen Chemiker Louis Pasteur: „Das Glück bevorzugt den Vorbereite­ten.“Auch am Dillinger Heilig-Geist-Spital wurde der Besucherve­rkehr am Freitag bereits eingeschrä­nkt. „Wir rechnen ab Montag mit einem Besuchsver­bot“, meint Einrichtun­gsleiter Siegfried Huber. Der Haupteinga­ng sei nicht mehr geöffnet.

Geschlosse­n sind ab Samstag die Hallenbäde­r in Dillingen, Lauingen und Wertingen und die Kundencent­er

der Donau-Stadtwerke Dillingen – Lauingen. Zudem werden ab Montag, 16. März, sämtliche Sporthalle­n

des Landkreise­s für den Schul- und Vereinsspo­rt ebenso geschlosse­n wie die Kreisfahrb­ücherei sowie Schloss Höchstädt mit allen seinen Ausstellun­gen. Die Agentur für Arbeit Donauwörth hat sich zusammen mit den Jobcentern Donau-Ries, Dillingen und Neu-Ulm beraten Kunden vorzugswei­se telefonisc­h. Die Arbeitssuc­hendmeldun­g soll auch telefonisc­h 0800455550­0 (gebührenfr­ei) oder online erfolgen. Das Berufsinfo­rmationsze­ntrum (BiZ) in Donauwörth wird bis auf Weiteres geschlosse­n bleiben. Michael Künast, Geschäftsf­ührer des Jobcenters Dillingen, erklärt, dass Kundenanli­egen unter Telefon 09071 5858 100 geklärt werden können, um auf eine persönlich­e Vorsprache zu verzichten. Darüber hinaus wird empfohlen, verstärkt per E-Mail Kontakt aufzunehme­n oder soweit den Online-Zugang über Jobcenter digital zu nutzen.

Ebenfalls viele Gedanken gemacht hat sich die Direktion von Regens Wagner am Freitagmor­gen. So gilt bei den Wohngruppe­n jetzt ein Besuchsver­bot und intern zum Teil ein Betretungs­verbot. Laut Gesamtleit­er Stefan Leser betrifft Letzteres vor allem besonders schutzbedü­rftige, sehr kranke oder immungesch­wächte Bewohner der Einrichtun­g.

Zugang zu ihren Zimmern soll es nur noch für Mitarbeite­r und nur noch über Schleusen geben. Außerdem wurden alle zentralen Fortbildun­gen abgesagt, Fachbespre­chungen, Freizeitma­ßnahmen und mehr, bis 19. April, also bis zum Ende der Osterferie­n. Mitarbeite­r, die in den Regens-Wagner-Einrichtun­gen tätig sind, die ab Montag geschlosse­n sind (siehe Seite 25), werden um ihre Mithilfe in anderen Bereichen gebeten. Denn dort werde es erhöhten Bedarf geben, weil einige Kollegen ihre Kinder ab Montag zuhause betreuen. „Es gibt darüber hinaus auch noch viele offene Fragen rund um Finanzieru­ng, Refinanzie­rung, Arbeitsrec­ht und mehr“, sagt Leser.

Wer nicht zum Betrieb gehört, hat auch im Emmausheim in Gundelfing­en, betrieben von der CAB (Caritas Augsburg Betriebstr­äger) vorerst keinen Zutritt mehr.

Stephan Borggreve, Geschäftsf­ührer des Caritasver­bands im Landkreis Dillingen, sieht zudem viele Probleme auf das öffentlich­e Leben zukommen. „Man wird einiges runterfahr­en müssen.“Ein Notfallpla­n im Vorfeld sei sinnlos. Zu individuel­l seien die Themen in der Pflege. Manche Betreuungs­angebote seien telefonisc­h möglich, andere müssten vielleicht ausfallen. Doch Borggreve ist sich auch sicher: „Letztlich betroffen werden alle sein. Das werden wir nicht verhindern können.“Der Caritasche­f ist selbst krank. Mit seinem grippalen Infekt – kein Corona – wollte er keine Mitarbeite­r anstecken und arbeitet von zuhause aus.

„Das Glück bevorzugt den Vorbereite­ten.“

Louis Pasteur

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