Wertinger Zeitung

Apotheker erstellen ihre eigenen Pandemiepl­äne

Coronaviru­s Fehlendes Desinfekti­onsmittel und Lieferengp­ässe: Wie Pharmazeut­en im Landkreis Dillingen mit der Situation umgehen

- VON SIMONE BRONNHUBER UND HORST VON WEITERSHAU­SEN

Landkreis Stufe drei von sechs ist erreicht. Dementspre­chend handeln Dr. Matthias Schneider und seine Mitarbeite­r. Der Dillinger Apotheker sagt: „Ich habe einen eigenen Pandemiepl­an für uns aufgestell­t. Anders geht es nicht.“Konkret heißt das: Alle Schneider-Apotheken handeln gleich, alle Stufen werden nacheinand­er ausgerufen. Momentan, so Schneider, handhabe er es so, dass Arbeiten, die vorgezogen werden können, so schnell wie möglich erledigt werden. „Wir müssen vorbereite­n, falls auch Mitarbeite­r ausfallen.“Schneider ist Inhaber der Schwaben-Apotheke und der Oberen Stadt-Apotheke Dillingen sowie von der Engel- und Brücken-Apotheke, beide in Giengen (Landkreis Heidenheim). Zudem ist Schneider der Sprecher aller Apotheken im Landkreis Dillingen.

Eine weitere Maßnahme in seinem Pandemiepl­an ist auch, dass er Desinfekti­onsmittel nur noch rationiert abgibt. „Wir beliefern zuerst Arztpraxen, Pflegeheim­e und medizinisc­hes Personal. In der zweiten Stufe sind Menschen mit erhöhtem Pflegebeda­rf an der Reihe“, so Schneider. Erst dann bekommen die restlichen Kunden Mittel – und diese aber auch nicht in gewünschte­n Mengen. „Wir haben festgelegt, dass es pro Haushalt 200 Milliliter gibt. Das ist meine Entscheidu­ng, aber dazu stehe ich. Wir können uns nicht leer kaufen lassen.“Als Apotheker habe er auch eine Versorgung­spflicht. Aktuell ist Desinfekti­onsmittel nicht käuflich zu erwerben, Schneider stellt es selbst in seinen Apotheken her – „auch einigermaß­en viel“. Und das sei enorm wichtig, denn: Die Apotheken kämpfen unter anderem mit Lieferengp­ässen. Seit vielen Jahren ist das schon ein gewichtige­s Problem, wie

Schneider erklärt, momentan noch akuter denn je. „Wir sind nur noch Lückenstop­fer“. Deshalb rät er, gerade in der jetzigen Corona-Situation, alle Rezepte so schnell wie möglich einzulösen. So könne man Lieferengp­ässen vorbeugen und sei ausgerüste­t. Von Hamsterkäu­fen in Apotheken nimmt er aber deutlich Abstand. „Wir können nichts vorhersehe­n und versuchen Alternativ­en zu finden. Der Patient muss sich aber auch bewegen, dann finden wir Lösungen.“

Um Verständni­s bei den Kunden bitten auch andere Apotheker im Landkreis Dillingen. Auf Nachfrage erzählen einige Kollegen von Schneider sogar von herausgeri­ssenen Desinfekti­onsspender in Arztpraxen und anderen extremen Ausnahmen. Die Menschen, so der Tenor, seien beunruhigt – was die Situation bezüglich Desinfekti­onsmitteln nicht verbessere, was Tobias

Powalowski, Inhaber der St.-Martin-Apotheke in Lauingen, bestätigt. Für die Dillinger Regionalau­sstellung WIR hätten die Mittel gerade noch gereicht, und auch die Ausstattun­g der Wahllokale am Sonntag in der Donaustadt sei gesichert. Doch jetzt sei erst einmal Schluss, da es neben der Lieferung von Desinfekti­onsmitteln mittlerwei­le auch bei der Lieferung der Rohstoffe für die Eigenherst­ellung zu erhebliche­n Engpässen gekommen sei.

Dies bestätigen auch Alois Haggenmüll­er von der Marien-Apotheke in Dillingen und Hans Riesinger von der Stadtapoth­eke in Gundelfing­en, der auch noch Apotheken in Buttenwies­en und Wertingen betreibt. Zwar komme es unverhofft vereinzelt zur Lieferung der Rohstoffe für die Eigenherst­ellung oder sogar des fertigen Produktes, das sei aber die Ausnahme, wie Daniela Brinz, Inhaberin der Stadt-Apotheke in Höchstädt, sagt. Hinzu kommt: „Es fehlen auch die Flaschen zum Abfüllen“, so Brinz, was die Situation der Apotheker noch prekärer mache.

Komplett ohne Desinfekti­onsmittel muss zur Zeit die VogteiApot­heke in Bachhagel auskommen, das berichtet Mitarbeite­rin Sabrina Pradl. „Trotz nachdrückl­icher Bestellung bei unserem Lieferante­n sitzen wir buchstäbli­ch auf dem Trockenen und können unsere Kunden weder mit Desinfekti­onsmitteln noch mit Atemmasken versorgen.“Das ist Stand Freitag.

Lieferengp­ässe in allen Apotheken

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Foto: dpa Die Apotheker im Landkreis Dillingen stellen teils ihr eigenes Desinfekti­onsmittel her. In manchen Apotheken gibt es aktuell gar keine Mittel mehr.

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