Gemeinsam Gemüse anbauen und ernten
Projekt In Dinkelscherben soll eine solidarische Landwirtschaft entstehen. Jeder kann mithelfen, die Ernte wird aufgeteilt
Dinkelscherben Ein großes Gewächshaus steht bereit. Davor eine riesige grüne Wiese und einige alte Apfelbäume. Lange wurde der Gemüsegarten hinter dem Seniorenheim in Dinkelscherben vom Spitalstift genutzt. Doch seit Jahren liegt das Gelände brach. Nun soll es wiederbelebt werden. Das Ziel: eine solidarische Landwirtschaft. Gemeinsam will eine Gruppe von Dinkelscherbern hier Gemüse und Obst anbauen. Das Konzept ist einmalig in der Region.
Und es funktioniert so: Die Gemeinschaft pflanzt Gemüse und Obst an und kümmert sich um das Gelände. Die Ernte wird Woche für Woche an alle Mitglieder verteilt. Wer Teil der Solidargemeinschaft sein möchte, kauft sich Anteile an dem Projekt. Ein Anteil soll zwischen 15 und 25 Euro pro Woche kosten. Dafür gibt es jede Woche ein Paket mit Obst und Gemüse. Wer will, kann beim Anbau helfen – es ist aber keine Pflicht. Die Idee ist nicht neu und wird andernorts – zum Beispiel in Augsburg – auch bereits umgesetzt. In Dinkelscherben und Umgebung wäre es allerdings eine absolute Neuheit. Um den Traum von der solidarischen Landwirtschaft umsetzen zu können, sucht das Team von etwa zehn Mitgliedern noch Unterstützung.
Auf die Idee dazu kam die Dinkelscherberin Simone Gleich. Sie ist studierte Landwirtin. Durch einen Freund sei sie schon vor Jahren auf ein ähnliches Projekt in Bad Waldsee (Landkreis Ravensburg) aufmerksam geworden. Seither war sie auf der Suche nach einem passenden
Feld dafür in Dinkelscherben. Nun ist es gefunden: Die Hospitalstiftung überlässt das etwa einen Hektar große Grundstück mit Gewächshaus, kleiner Hütte und alten Apfelbäumen dem Gemeinschaftsprojekt. In der Anfangszeit zahle man Pacht auf Spendenbasis, erklärt Simone Gleich. Geld für das Projekt braucht die Gruppe dennoch dringend. Denn es ist noch viel zu tun.
Allein mit ehrenamtlichen Helfern werde das Projekt wohl nicht zu stemmen sein, meinen die Organisatoren. Mindestens eine Halbtagsstelle
sei wohl notwendig. Ein genaues Konzept müsse man aber erst ausarbeiten. Klar sei, dass auch jede Menge an Geräten gebraucht werde, die finanziert werden müssen. Ein Traktor zum Beispiel, aber auch Saat- und Pflanzgut.
Derzeit besteht das Team der solidarischen Landwirtschaft aus etwa zehn Menschen. Nicht alle haben bereits Erfahrung im landwirtschaftlichen Anbau. Das sei auch nicht notwendig, meint Simone Gleich. Der Spaß an der Sache solle im Vordergrund stehen. Wichtig ist es ihr, zu betonen, dass es keine Hierarchie in der Gemeinschaft geben soll. „Ich bin nicht die Chefin.“Mit dabei ist zum Beispiel auch Ronja Thomas. Die Erzieherin hat Erfahrung im Gemüseanbau, eine Zeit lang lebte sie als Selbstversorgerin in Portugal. Ihr ist das Projekt in Dinkelscherben ein Herzensanliegen: „In der Gegend gibt es kaum Bauern, die auch Obst oder Gemüse anbieten“, sagt sie. Mit dem Projekt soll eine Alternative zum Supermarkt geschaffen werden. „Der regionale und saisonale Gedanke spielt bei uns eine wichtige Rolle“, sagt
Bernhard Streit. Genau wie er sind auch Sandra Sanislo und Oona Sporer am Projekt beteiligt. „Hier wissen wir, wo das Gemüse herkommt“, sagt die junge Mutter. „Ich möchte meinem Kind zeigen können, wie eine Tomate wächst.“Die Wertschätzung von Lebensmitteln ist eines der großen Themen, die auch Simone Gleich antreibt. Sie arbeitet im landwirtschaftlichen Bereich. Es sei wichtig, dass die Leute begreifen, wie wichtig die Landwirtschaft für jeden Einzelnen ist. Von Gemüse vom Discounter zu Dumpingpreisen hält Gleich nichts: „Die Landwirte nagen dadurch am Hungertuch.“Durch die solidarische Landwirtschaft würden Verbraucher zu Mitbauern, die sich auch die Verantwortung teilen. „So bekommen die Lebensmittel ihre Wertschätzung zurück“, meint Gleich.
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Info Mehr zu dem Projekt gibt es im Internet unter www.solawi-dinkelscherben.de. Zu erreichen sind die Organisatoren in Dinkelscherben per E-Mail an: solawi.dinkelscherben@gmail.com