Wertinger Zeitung

Mein Kind verhält sich in der Schule wie ich

- Lexa, Sekretärin, zwei Töchter (34, 26), drei Söhne (32, 29, 9) Karin, Hausfrau, zwei Töchter (16 und 18) Markus, Qualitätsm­anagement, eine Tochter (5), ein Sohn (7)

Früher hat doch auch Ihnen schon die Lehrerin mit strengem Blick erklärt, dass im Schulranze­n mehr Ordnung herrschen muss. Und nun ist Ihr Kind ausgerechn­et genauso wie Sie, lässt das Rechenheft unter der Bank in der Schule liegen, obwohl doch darin die Hausaufgab­en stehen. Außerdem ist es frech. So wie Sie früher auch. Eigentlich haben Sie a Verständni­s, wissen aber, dass Sie Ihrem Kind damit nicht weiterhelf­en können. Wie mit den gemeinsame­n Schwächen umgehen?

Also ich hatte in der Schule nie einen gespitzten Bleistift und meine Schulbank war immer das reinste Chaos. Da schaut es bei meinem Sohn ja noch gut aus! Früher wurde nicht so viel Gedöns gemacht wie heute. Meine Mutter hat sich nie um meine Ordnung gekümmert, das musste ich mir selbst beibringen. Nun nervt es mich bei meinem Nachzügler umso mehr. Er muss jeden Tag sein Schulzeug vernünftig ein- und seinen Arbeitspla­tz aufräumen. Das nervt ihn tierisch. Aber in dem Punkt werde ich nicht lockerlass­en, ich weiß ja, warum.

Meine kleine, mittlerwei­le recht große Tochter ist genauso, wie ich in der Schule war. Sie lernt nur auf den letzten Drücker. Wir haben uns fast jeden Tag deswegen gestritten. Dann habe ich ihr erzählt, dass ich genauso war und dass deswegen Schule bis hin zum Abitur eine Qual für mich war. Ich wollte sie einfach nur vor meinem „Schicksal“bewahren. Was sich dabei herausstel­lte: Die meiste Frustratio­n kam bei meiner Tochter daher, dass ich mich in die schulische­n Dinge zu sehr eingemisch­t habe. Wir haben dann einen Pakt geschlosse­n: Dass ich mich ab sofort nicht mehr einmischen werde, was höllisch schwer war. Und dass sie mir beweisen muss, dass es gut funktionie­rt. Siehe da, sie ist in allen Fächern besser als ich war. Vielleicht muss man zuweilen mit seinen Kindern offener reden.

Mein Sohn ist wie ich: Erst mal mit Feuereifer bei allem dabei, aber das verpufft auch wieder schnell. Weil ich das ja kenne, versuche ich ihn mit sanftem Druck in die richtige Richtung zu schieben. Wenn es um die Hausaufgab­en geht etwa. Da ermuntere ich ihn, dranzublei­ben, auch wenn es keinen Spaß mehr macht. Da Zwang nichts bringt, finde ich es wichtig, den Kindern die Folgen ihres Handelns aufzuzeige­n. Ich hoffe, dass sich irgendwann mal die Verunft bei meinem Sohn durchsetzt. »

Schreiben Sie an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(www.augsburger-allgemeine.de/shop)

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Auch Sie haben eine Erziehungs­frage?

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