Eine Handvoll Stimmen retten der CSU den Vorsprung
Kommunalwahl Durch eine sehr knappe Wählerentscheidung bleiben die Wertinger Konservativen stärkste Kraft. Die Grünen freuen sich über deutliche Zuwächse und einen Sitz mehr im Rat – was ein anderer Stadtrat für eine „Katastrophe“hält. Die SPD verliert we
Wertingen Wahltag ist Zahltag, heißt es im Volksmund. Doch für Wertingen gilt dieser knackige Spruch heuer nicht. Die Verhältnisse im Stadtrat der Zusamstadt bleiben nahezu identisch. Die Grünen gewinnen einen Sitz dazu, den die SPD verliert.
Auch personell haben die Wertinger dem männlich dominierten 20-köpfigen Gremium ein deutliches „Basst scho!“ausgestellt. Edeltraud Bichler, die auf Platz fünf der SPDListe stand, wurde nicht mehr gewählt – nur 326 Bürger gaben ihr die Stimme. Und für die Kommunale Umweltliste (KUL) zieht statt Wolfgang Zenetti nun Juze-Leiter Tobias Kolb in den Stadtrat ein. Keine allzu große Überraschung, war Zenetti doch nur noch auf Listenplatz 16 angetreten.
Das Rennen um den ersten Platz in der Wählergunst entschied die CSU nur noch hauchdünn für sich. 26,8 Prozent der Stimmen gingen an sie, 26,7 Prozent an die Freien Wähler (FW) – 41 Kreuzchen sorgten für den Unterschied. Damit verliert die CSU im Vergleich zur letzten Wahl erneut um 3,9 Prozent an Zustimmung in der Zusamstadt. Diese Wähler könnten zu den Freien Wählern übergelaufen sein: Diese verbuchen nämlich ein Plus von 3,9 Prozent im Vergleich zur letzten Wahl. Für die Konservativen ziehen Christiane Grandé und Franz Bürger junior neu in den Stadtrat ein – dessen Vater Franz Bürger senior war nicht mehr zur Wahl angetreten, ebenso wie Helmut Sporer. Für die Freien Wähler war Herbert Nuber nicht mehr zur Wahl angetreten, für ihn zieht Markus Müller ein.
Auf Platz drei in der Wählergunst landet die Christlich-Soziale Wählergemeinschaft der Stadtteile (CSW) mit 15,5 Prozent – ein fast identisches Ergebnis zu 2014. Für sie waren Cilli Wiedemann und Rudolf Vogler nicht mehr angetreten, ersetzt werden sie durch Franz Stepan und Michael Humbauer.
Die größten Wahlgewinner sind die Wertinger Grünen, die im Vergleich zu 2014 um 4,5 Prozent auf 13,5 Prozent zulegen konnten. Ludwig Klingler war nicht mehr angetreten. Neu im Stadtrat sind Jonas Ziegler und Hertha Stauch.
Die SPD verliert 3,8 Prozent und damit einen Sitz, Otto Horntrich verbleibt als letzter Sozialdemokrat im Gremium. Ihr Gesamtanteil an den Stimmen liegt bei nur noch 7,3 Prozent. Die Bürgerinitiative Wertingen (BIW) gewinnt einen Prozentpunkt auf 6,3 Prozent, Peter Seefried bleibt aber einziger Stadtrat der Liste. Die Kommunale Umweltliste verliert einen Prozentpunkt an Zustimmung auf nunmehr 4,0 Prozent.
Die Wahlergebnisse wurden von den Mitgliedern der Parteien unterschiedlich bewertet. Johann Popp zeigte sich „sehr zufrieden“mit dem Ergebnis und ist froh, dass die CSU weiterhin die meisten Sitze im Wertinger Stadtrat stellt. Die leichten Verluste seien für ihn nicht entscheidend, sondern die Zahl der Sitze – und vor allem, wer diese füllt. Besonders froh ist er über die weibliche Verstärkung seiner Fraktion in Person von Christiane Grandé. Popp selbst ist mit 2228 Stimmen der VizeStimmenkönig von Wertingen – das freue ihn persönlich sehr. Für ihn und seine Parteikollegen sei das Ergebnis eine Bestätigung der Arbeit und ein Wählerauftrag, „Fehlentwicklungen“in Wertingen zu verhindern.
Noch 102 Stimmen mehr als Popp erreichte Reinhold Wörle von den freien Wählern, der damit der Stimmenkönig der Wahl ist. Mehr gefreut als über diesen Titel hätte er sich aber über einen zusätzlichen Sitz für seine Partei, sagt Wörle. Bis zur Auszählung des letzten Briefwahlbezirks hatte es so ausgesehen, als würden die Freien Wähler erstmals stärkste Kraft. Wörle sagt trotzdem: „Ich habe ein gutes Gefühl für die neue Periode. Da werden sicher vernünftige Entscheidungen möglich sein.“Von allen Neuzugängen im Stadtrat habe er einen positiven Eindruck.
Einer davon ist Franz Stepan (CSW). Er freut sich, dass er trotz der „vielen guten anderen Kandidaten“auf der eigenen und anderen Listen gewählt wurde. Dass die Ortsteile weiterhin stark vertreten sind, dafür sei er „froh und dankbar“.
Grünen-Spitzenkandidatin Hertha Stauch freut sich über die deutlichen Zugewinne ihrer Partei, die einen zusätzlichen Sitz bedeuten. Neben dem Engagement für ökologische Themen sei ein Hauptanliegen der drei Grünen-Stadträte Transparenz – „Im Kleinen wie im Großen, denn in diesem Bereich kann noch vieles besser werden“, wie sie sagt. Die Grünen bilden nun erstmals eine eigene Fraktion im Stadtrat. Das heißt für Stauch: „An uns kommt man nicht mehr vorbei.“
Bei Otto Horntrich ist die Enttäuschung groß. Die SPD habe detaillierte Ideen und gute Konzepte zu den wichtigen Wertinger Themen entwickelt, wie der Verkehrsproblematik oder erneuerbaren Energien – doch offensichtlich sei es nicht gelungen, diese dem Wähler zu vermitteln. Und das trotz einer Liste aus 20 guten, in der Gesellschaft engagierten Kandidaten.
Peter Seefried ist enttäuscht, dass die Bürgerinitiative Wertingen weiterhin nur einen Kandidaten für den Stadtrat stellt. Nach 18 Jahren hätte er sich einmal einen Nebensitzer aus den eigenen Reihen gewünscht. Die Zugewinne der Grünen empfindet er als „Katastrophe“. Für sein starkes persönliches Ergebnis von 1714 Stimmen bedankte er sich ausdrücklich bei den Wertingern.
Tobias Kolb schließlich ist erleichtert, dass die Kommunale Umweltliste (KUL) weiterhin im Stadtrat vertreten ist. Das sei nicht selbstverständlich gewesen, sagt er. Als Neuling im Stadtrat sei er „offen, mit allen zusammen zu arbeiten“.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Sitzverteilung (Prozente):
● Christlich-Soziale Union:
(26,8 Prozent)
● Freie Wähler:
● Christlich-Soziale Wählergemeinschaft: 3 Sitze (15,5 Prozent)
● Grüne: 3 Sitze (13,5 Prozent)
● Sozialdemokratische Partei Deutschlands: 1 Sitz (7,3 Prozent)
● Bürgerinitiative Wertingen: 1 Sitz (6,3 Prozent)
● Kommunale Umweltliste:
(4,0 Prozent) 6 Sitze 5 Sitze (26,7 Prozent) 1 Sitz
Ratsmitglieder (Stimmen/Partei):
● Reinhold Wörle (2330,FW)
● Johann Popp (2228, CSU)
● Friedrich Brändle ( 2163, FW)
● Josef Stuhler ( 1951, CSU)
● Johann Bröll (1875, CSW)
● Matthias Buhl (1866, FW)
● Peter Seefried (1714, BIW)
● Hans Moraw (1640, CSU)
● Markus Müller (1620, FW)
● Alfred Schneid (1575, CSU)
● Jonas Ziegler (1530, Grüne)
● Anton Stegmair (1401, FW)
● Christiane Grandé (1392, CSU)
● Franz Bürger junior (1379, CSU)
● Peter Hurler (1397, Grüne,)
● Hertha Stauch (1285, Grüne)
● Franz Stepan (951, CSW)
● Michael Humbauer (944, CSW)
● Otto Horntrich (898, SPD)
● Tobias Kolb (542, KUL)