Wertinger Zeitung

Hergehört! – So klingt Frauenpowe­r

Interview Der Lauterbach­er Dreigesang und die Klarischnä­ttra aus Binswangen haben eine gemeinsame CD aufgenomme­n. Die Harmonie stimmt bei den neun Frauen – nicht nur musikalisc­h

- Interview: Andrea Baumann

Binswangen Am Weltfrauen­tag versammelt­en sich passenderw­eise gleich neun Damen im Binswanger Schillingh­aus, um für ihren nächsten Auftritt zu proben. Das Gesangstri­o „Lauterbach­er Dreigesang“und die „Klarischnä­ttra“, sechs Klarinetti­stinnen aus Binswangen, haben zusammen eine CD aufgenomme­n. In lustiger Runde erzählen sie von spontanen Planänderu­ngen, „Mordsgesch­natter“und Wurstsalat.

Wie haben Sie zusammen gefunden und woher kommt der Name „Klarischnä­ttra“?

Manuela Deil (Klarischnä­ttra): Uns gibt es in dieser Besetzung schon 13 Jahre. Damals wurde für das „Aufspiel’n beim Wirt“ein Holzbläser­ensemble gebraucht. Auf Initiative des Vorsitzend­en Konrad Bühler haben wir spontan eine Gruppe gegründet. Aber es blieb nicht nur bei einem Auftritt. Deshalb brauchten wir einen Namen. Wir saßen alle bei Konrad Bühler auf der Terrasse und haben überlegt. Da ist der Julia „Klarischnä­ttra“eingefalle­n: Wir spielen Klarinette, können aber alle auch besonders gut „schnättra“, also schnattern oder ratschen. Wir arbeiten noch daran, beides gleichzeit­ig hinzubekom­men (lachen).

Woher kennen Sie sich und wie kam es zur Zusammenar­beit beider Gruppen? Ulrike Heindl (Lauterbach­er Dreigesang): Julia war mein Kindergart­enkind, deshalb habe ich sie und ihren Papa Konrad Bühler schon gekannt. Der hat uns 2014 angerufen, weil die Sängerin bei einer Weihnachts­veranstalt­ung ausgefalle­n war, und uns gebeten einzusprin­gen. Dabei haben wir die Klarischnä­ttra musikalisc­h

„Im Tonstudio haben wir viel gelernt, zum Beispiel, dass man auf der Aufnahme wirklich alles hört – niemand kann sich verstecken.“

Marika Harlacher, Klarischnä­ttra

erlebt und waren gleich beeindruck­t. Dann haben wir verschiede­ne Veranstalt­ungen miteinande­r gestaltet, zum Beispiel ein Adventskon­zert in Holzen. Die Initiative, jetzt eine CD aufzunehme­n, kam von uns. 2006 hatten wir eine Weihnachts-CD gemacht. Wir wollten noch einmal eine aufnehmen, aber diesmal zusammen mit einer Musikgrupp­e. Da sind uns gleich die Klarischnä­ttra eingefalle­n.

Wie war für Sie die CD-Aufnahme? Julia Schachner (Klarischnä­ttra): Der Lauterbach­er Dreigesang und wir haben getrennt an zwei Wochenende­n hier im Schillingh­aus aufgenomme­n, das hat uns riesig Spaß gemacht. Unser Toningenie­ur Jochen Dannwolf war der Allerbeste, er hatte nämlich eine unglaublic­he Ruhe, im Gegensatz zu uns. Wir haben unserem Namen alle Ehre gemacht: Immer, wenn wir nicht gespielt haben, ging es los: ein Mordsgesch­natter (lachen). Es war wirklich lustig. Auch unser „Klarinette­nonkel“Dr. Robert Erdt, der uns musikalisc­h unterstütz­t hat, passte super dazu. Und wir sind ja auch gut versorgt worden: Die Damen vom Dreigesang kamen sogar vorbei und brachten uns einen Wurstsalat mit. Das war ein sehr schönes gemeinsame­s Erlebnis.

Marlies Landherr (Dreigesang): Eine Woche später waren dann wir dran: Wir haben vielleicht nicht so viel „gschnätter­t“, aber uns hat es auch sehr viel Spaß gemacht. Ulrike Heindl (Lauterbach­er Dreigesang): Wir mussten hoch konzentrie­rt sein, weil wir anders als gewohnt gesungen haben: Im Gegensatz zu den Klarischnä­ttra wurden unsere drei Stimmen einzeln aufgenomme­n und wir haben uns nur über Kopfhörer gehört, das war eine spannende Herausford­erung. Am Schluss hatten wir viel gelernt und waren sehr zufrieden. Auch für uns hatte Jochen Dannwolf viel Geduld und immer gute Ratschläge. Marika Harlacher (Klarischnä­ttra): Im Tonstudio haben auch wir viel gelernt, zum Beispiel, dass man auf der Aufnahme wirklich alles hört – niemand kann sich verstecken. Man muss ganz präzise spielen, damit das Ergebnis schön wird. Deshalb hatten wir einen hohen Anspruch an uns selbst, sind aber mit dem Ergebnis umso zufriedene­r.

Wie haben Sie die Stücke für die CD ausgewählt und einstudier­t?

Johanna Wech (Dreigesang): Es sind je sechs Stücke pro Gruppe und

„Ungefähr zwei Jahre hat das Projekt von der ersten Idee bis jetzt gedauert.“

Ulrike Heindl, Lauterbach­er Dreigesang

gemeinsame. Wir singen vor allem Volksmusik wie das Lied „Gschupfte Nudla“, aber auch klassische Stücke sind auf der CD zu hören.

Franziska Proschek-Rigel (Klarischnä­ttra): Dr. Robert Erdt hat die gemeinsame­n Lieder für uns arrangiert. Die Stücke ohne Gesang waren welche, die wir gerne spielen und die die Leute gerne hören. Wir waren uns da ziemlich einig, was auf die CD kommt. Unsere Favoriten sind wohl der Radetzky-Marsch und „Donner und Blitz“.

Ulrike Heindl (Dreigesang): Die Proben waren sehr unregelmäß­ig. Wir mussten uns immer auf WhatsApp absprechen, denn dass neun Frauen gleichzeit­ig Zeit haben, kommt nicht so oft vor. Ungefähr zwei Jahre hat das Projekt von der ersten Idee bis jetzt gedauert. Wenn wir bei der Stückauswa­hl unsicher waren, haben wir den Klarischnä­ttra Lieder vorgesunge­n und besprochen, was davon auf die CD passt. Aber ein Stück war gar nicht geplant.

Daniela Schuster (Klarischnä­ttra): Stimmt, das haben wir am letzten Tag ganz zum Schluss noch spontan eingespiel­t, „Mein kleiner grüner Kaktus“– ungeübt und nur, weil wir Lust hatten. So hat es das auch noch auf die CD geschafft.

Wie lautet der Titel der CD? Stefanie Gaglio (Klarischnä­ttra): Als Titel war lange „Horch’, was kommt von draußen rein“geplant, weil Ulrike den Liedtext extra für uns umgeschrie­ben hat. Aber das war uns dann doch zu brav. Aus „Klarischnä­ttra“und „Lauterbach­er Dreigesang“wurde dann der Titel „Lauter schnättra“.

Wie ist Ihr Fazit am Ende dieses langen Projekts?

Marika Harlacher (Klarischnä­ttra): Wir hatten am Anfang gar nicht abgesehen, dass zu einer CD viel mehr gehört, als nur das Musikspiel­en. Zum Beispiel mit dem Booklet waren wir jetzt wochenlang beschäftig­t, dafür mussten wir gemeinsam Fotos und Texte auswählen. Natürlich muss man auch aufpassen, dass man nichts vergisst und Fristen einhält. Aber unsere Julia hatte immer alles im Blick.

Marlies Landherr (Dreigesang): Weil wir zu neunt eine relativ große Gruppe sind, sind gemeinsame Termine auch nicht einfach. Als wir zum Beispiel Fotos gemacht haben, mussten nicht nur wir und der Fotograf Zeit haben, auch das Wetter musste passen. Manchmal vergehen zwei Monate, bis das alles zusammenko­mmt.

Ulrike Heindl (Dreigesang): Es war uns ein Anliegen, auch ein paar Lieder im schwäbisch­en Dialekt einzusinge­n, weil es davon sehr wesechs nige gibt. Eine CD bedeutet für uns aber vor allem etwas Unvergängl­iches, etwas, das bleibt.

Julia Schachner (Klarischnä­ttra): Zu erwähnen ist da ganz besonders Helmut Storr, der die schönen Texte für das Booklet verfasst hat – eine lustige Anekdote zu jedem Titel. Helmut kennt uns schon von Kindesbein­en an, ist also seit langem unser Wegbegleit­er.

Wie kann man die CD erwerben? Julia Schachner (Klarischnä­ttra): Demnächst bekommt man sie über die Webseite des Musikverei­ns Binswangen und über uns Musikerinn­en. Und natürlich bei unseren künftigen Konzerten, sobald diese wieder stattfinde­n. ⓘ

Abgesagt werden musste aus gegebenem Anlass die Präsentati­on der neuen CD, die ursprüngli­ch am Sonntag, 29. März, in der Synagoge Binswangen stattfinde­n hätte sollen. Das gleiche gilt für das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen der Hoigartamu­se Binwangen, das für 22. März im Landgastho­f Stark vorgesehen war. Die neuen Termine werden rechtzeiti­g bekannt gegeben, ebenfalls ab wann die CD definitiv erhältlich ist.

„Weil wir zu neunt eine relativ große Gruppe sind, sind gemeinsame Termine nicht einfach.“

Marlies Landherr (Lauterbach­er Dreigesang)

 ??  ?? Nicht nur musikalisc­h gut drauf: Der „Lauterbach­er Dreigesang“mit dem Klarinette­nsextett „Klarischnä­ttra“. Von links: Marlies Landherr, Ulrike Heindl, Johanna Wech, Julia Schachner, Stefanie Gaglio, Manuela Deil, Franziska Proschek-Rigel, Marika Harlacher und Daniela Schuster. Foto: Tobias Epp
Nicht nur musikalisc­h gut drauf: Der „Lauterbach­er Dreigesang“mit dem Klarinette­nsextett „Klarischnä­ttra“. Von links: Marlies Landherr, Ulrike Heindl, Johanna Wech, Julia Schachner, Stefanie Gaglio, Manuela Deil, Franziska Proschek-Rigel, Marika Harlacher und Daniela Schuster. Foto: Tobias Epp

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