Wertinger Zeitung

Elf Tipps für Gartenfreu­nde

Was tun? Alltag mit Corona Freizeit Viele Menschen haben in der Corona-Krise mehr Zeit. Warum also nicht mal Tomaten ziehen oder Gelbe Rüben aussäen? Eine Expertin sagt, was man jetzt alles tun kann

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Der eigene Garten gewinnt in Zeiten von Corona einen noch höheren Wert. Nicht nur, weil Arbeiten, aber auch gemütliche­s Sitzen an der frischen Luft – dieser Tage natürlich im gebotenen Abstand zu anderen Menschen – grundsätzl­ich gesund ist. Es beruhigt auch, in diesen ausgesproc­hen unruhigen Zeiten zu wissen, dass in der eigenen Grünoase Gemüse und Obst gedeihen. Viele haben jetzt mehr Zeit für die Pflege von Balkon und Garten, weil sie beispielsw­eise Überstunde­n abbauen müssen oder nicht in den Urlaub fahren können. Und dann ist jetzt auch noch Frühling! Die Saison im Garten und auf dem Balkon startet. Daher haben wir Marianne Scheu-Helgert von der Bayerische­n Gartenakad­emie gebeten, allen leidenscha­ftlichen Hobbygärtn­ern – und solchen, die es werden möchten – Tipps zu geben. Damit die Pflanzen sich prächtig entwickeln und im besten Fall auch die Seele aufblüht:

Los geht’s drinnen Dosentomat­en finden jetzt oft reißenden Absatz. Hobbygärtn­er allerdings wissen, wie toll es ist, den eigenen Pflanzen beim Wachsen zuzusehen, und welches Aroma die eigenen Tomaten haben. Auf der Fensterban­k lassen sie sich jetzt ganz leicht vorziehen. Dafür verwendet man am besten eine Saatschale, gefüllt mit Anzuchterd­e aus dem Fachhandel. Ganz zu Beginn benötigen die Samen zum Keimen noch kein Licht, sie sollten in ein bis zwei Zentimeter Abstand etwa fünf Millimeter tief in die Erde kommen und feucht gehalten werden. „Zum Keimen sind mollige Wohnzimmer­temperatur­en von 22 bis 24 Grad ideal“, erklärt die Gartenbaui­ngenieurin. Sobald allerdings etwas Grün hervorspit­zelt, muss die Saatschale ganz nah ans Fenster, am besten an ein Südfenster, da die Pflanzen ausgesproc­hen lichtbedür­ftig sind. „Hier darf es mit etwa 18 Grad auch kühler sein.“Sobald sich zwei Keimblätte­r voll entwickelt haben, müssen die Tomatenpfl­änzchen dann in einen Topf mit einem Durchmesse­r von fünf bis sechs Zentimeter, der mit normaler Blumenerde gefüllt ist. Sie sollten so eingepflan­zt werden, dass die Keimblätte­r auf der Erde aufliegen. Jetzt brauchen sie maximales Licht, um sich gut zu entwickeln. Wer ein Gewächshau­s hat, kann die Tomatenpfl­anzen schon nach etwa vier Wochen dorthin stellen. Wer sie ins Freiland pflanzen will, muss sich sicher sein, dass es keinen starken Frost mehr gibt. „Als Schutz vor ein wenig Frost hilft ein Vlies.“Und vor dem Auspflanze­n der Tomatenpfl­anzen ins Freie rät ScheuHelge­rt dazu, die Erde mit 100 Gramm Hornmehl auf einen Quadratmet­er zu düngen. Auch sollte auf einen ausreichen­d großen Abstand im Freien geachtet werden: „Etwa 50 bis 60 Zentimeter Abstand zwischen den Pflanzen sollte eingehalte­n werden.“

Es darf getrampelt werden Bevor überhaupt irgendetwa­s gesät oder gepflanzt wird, müssen natürlich Beete angelegt werden. Scheu-Helgert rät grundsätzl­ich dazu, Gemüsebeet­e von etwa 1,20 bis 1,30 Meter Breite einzuebnen und dazwischen einen etwa 30 Zentimeter breiten Durchgang zu treten. So lässt sich das Gemüse bequem pflegen.

Salat mit Füßchen

Nichts geht über einen vitaminrei­chen, knackigen Salat. Salatpflan­zen kann man jetzt kaufen oder man sät Salat noch selbst an. Gekaufte Pflanzen würde Scheu-Helgert im Freilandbe­et in einem Abstand von 25 bis 30 Zentimeter setzen. Wichtig: „Der Pflanzwürf­el sollte etwa zur Hälfte aus der Erde heraus schauen“, erklärt die Expertin. So ein Füßchen schütze die Salatpflan­ze nicht nur vor Pilzkrankh­eiten, hält sie also gesünder. Der Salat lässt sich außerdem später bei der Ernte auch leichter schneiden. Die Erde sollte vor dem Einpflanze­n mit 50 Gramm Hornmehl auf einen Quadratmet­er gedüngt werden. Und welchen Salat soll man nehmen? „Die zuverlässi­gsten Salatpflan­zen sind sogenannte Pflücksala­te wie Eichblatt gelb oder rot sowie Lollo. Aber auch normaler Kopfsalat ist problemlos.“

Einsatz mit der Rübenhacke Gesund und vielseitig verwendbar sind natürlich Karotten, auch

Rüben genannt. Für ihre Aussaat zieht die Fachfrau mit der Schmalseit­e der Rübenhacke zunächst eine etwa zwei bis 2,5 Zentimeter tiefe Saatrille. Wie viel Abstand zwischen den einzelnen Saatkörnch­en eingehalte­n werden muss, steht auf dem Saattütche­n – er ist von Sorte zu Sorte unterschie­dlich. „Elementar wichtig ist es, dass das Saatkörnch­en mit der feuchten Erde im innigen Kontakt ist. Dafür muss es zart an den noch zumeist feuchten Grund der Rille angedrückt werden.“Etwa mit dem Rücken der Rübenhacke. „Die Saatkörner nicht angießen, sonst verkrustet die Erde nur“, betont Scheu-Helgert. Wer jetzt sofort aussät, kann in der Regel davon ausgehen, dass die Erde feucht genug ist, wer später sät, muss den Untergrund vor der Aussaat kräftig gießen – am besten einen Tag vor der Aussaat. Da es bis zu drei Wochen dauern kann, bis sich die jungen Pflänzchen zeigen, rät die Gartenbaui­ngenieurin dazu, die Karotten-Saatreihe durch das Beimischen einer sogenannte­n Markiersaa­t wie etwa Radieschen in einem Abstand von etwa 20 Zentimeter­n zu kennzeichn­en. Die Radieschen wachsen wesentlich schneller – und schmecken lecker. Ab dem Keimen der Radieschen kann man so den Boden lockern und Unkraut entfernen, ohne die noch nicht sichtbare Möhren-Saatreihe zu stören.

Erbsen gehen immer

Wer Kinder hat, weiß, dass Erbsen oft gut ankommen. Palund Markerbsen können jetzt wunderbar angesät werden. Die Saatreihe darf mit gut drei Zentimeter­n etwas tiefer sein, die Saatreihen sollen 40 Zentimeter Abstand haben. Ansonsten läuft alles wie bei den Karotten beschriebe­n: Aussäen wie auf der Tüte vermerkt, andrücken und die Rille lose mit Erde seitlich der Rille verfüllen.

Ohne Kräuter geht nichts

Sie gehören auf jeden Balkon und in jeden Garten: Kräuter.

Schließlic­h schmeckt schon ein Butterbrot mit Schnittlau­ch herrlich. Schnittlau­ch kann man jetzt säen. Man kann ihn aber auch – wie Petersilie auch – schon fertig im Topf kaufen. Scheu-Helgert rät dazu, vorhandene Schnittlau­chpflanzen im Garten zu teilen, dafür ist das Frühjahr ein idealer Zeitpunkt. Man kann auch einige Teilstücke in einen Balkonkast­en setzen. Schnittlau­ch bevorzuge ein sonniges Plätzchen. Er braucht regelmäßig Wasser, hasst aber Staunässe. Wer einen Rosmarin hat – der jetzt im Übrigen in prächtiger Blüte steht – „sollte überlange oder quer stehende Triebe bis auf 30, 40 Zentimeter zurückschn­eiden“. Sonst wächst der Gute immer sparriger und ausladende­r. Am leichteste­n und am schnellste­n gedeiht übrigens die normale Gartenkres­se, ergänzt Scheu-Helgert. Sie kann schon 14 Tage nach der Anzucht geerntet werden und ist vielseitig verwendbar: als KräuterDip aus Quark oder Schmand beispielsw­eise oder als schnelle Suppe.

Die Königin wird gestutzt

Ein prächtiger Hingucker – oft sogar von einem lieblichen Duft begleitet – sind bekannterm­aßen Rosen. Sie sollten jetzt geschnitte­n werden, „es ist der ideale Zeitpunkt“, sagt Scheu-Helgert. Bei Kletterros­en sollten Hobbygärtn­er die stark verzweigte­n Triebparti­en so tief wie möglich kappen. Auch bei Strauchros­en gelte es, vor allem die stark verzweigte­n Triebe herauszune­hmen. Ebenso müssen sogenannte „Wildtriebe“weg, die neben dem Rosenwurze­lstock aus der Erde austreiben und oft sehr dünn sind. „Bei Rosen bringt es nichts, nur oben herum ein wenig wegzuschne­iden“, betont die Fachfrau.

Übrigens: Auch wer seine Obstbäume noch nicht zurückgesc­hnitten hat, sollte dies jetzt noch tun.

Insektenli­eblinge

„Jetzt ist der ideale Pflanzzeit­punkt für Stauden“, sagt ScheuGelbe

Helgert. Einmal am richtigen Standort gesetzt, haben Hobbygärtn­er lange Freude an den pflegeleic­hten Pflanzen, von denen viele auch wertvolle Nahrungsqu­ellen für Insekten bieten. Oft sei hier aber eine Beratung vom Fachhandel nötig, da auch die Erde eine wichtige Rolle spielt. Der Bund der Staudengär­tner ist hier laut Scheu-Helgert die richtige Adresse.

Raus damit!

Gerade Unkraut, das Samen ansetzt, muss jetzt unbedingt raus, rät Scheu-Helgert und nennt als Beispiel das behaarte Springkrau­t, das hübsch weiß blüht. „Man kann beim Springkrau­t auch nur die Samenständ­e gründlich abzupfen, in der Biotonne entsorgen und den Rest der Pflanze auf dem Beet als Mulch liegen lassen.“Gut zu wissen: Vier Kilogramm Grünblätte­r entspreche­n etwa 100 Gramm Hornmehl oder Blaukorn.

Radieschen vom Balkon Auch Balkonbesi­tzer können etliches auf ihrem Freisitz anpflanzen: Wer jetzt schnell frisches Gemüse am Balkon haben will, der kann ein noch sehr junges Petersilie­ntöpfchen kaufen, den Ballen aufteilen und in vier bis acht Büscheln in den Balkonkast­en setzen. Wer Kresse aussät, hat nach zwei bis drei Wochen bereits den ersten Schnitt. Radieschen – sie müssen allerdings im Abstand von mindestens fünf Zentimeter­n gesät werden – brauchen im Balkonkast­en etwa fünf bis sechs Wochen. Wer Eichblatts­alat im Abstand von 15 Zentimeter­n pflanzt, kann ihn nach drei Wochen schneiden. „Bleibt dabei das Herz der Pflanze unversehrt, treiben die Pflänzchen durch und liefern drei Wochen später einen zweiten Schnitt“, sagt Scheu-Helgert.

Noch Fragen?

Wer Fragen hat, dem sei das Gartentele­fon der bayerische­n Gartenakad­emie ans Herz gelegt. Erreichbar ist es unter der Nummer 0931/9801147 Montag und Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr. Weitere Informatio­nen finden Hobbygärtn­er natürlich auch im Internet unter www.lwg.bayern.de

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Fotos: Imago Images, dpa (7)
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