Wertinger Zeitung

„Bedauerlic­h, aber leider notwendig“

Corona-Krise Das sind die Reaktionen auf die erweiterte­n Ausgangsbe­schränkung­en in der Region

- VON CORDULA HOMANN, ANDREAS SCHOPF UND ELLI HÖCHSTÄTTE­R berichtete­n). (wir (mit pm)

Landkreis Es hatte sich angedeutet, nun ist es offiziell: Ministerpr­äsident Markus Söder hat am Freitag Ausgangsbe­schränkung­en für ganz Bayern verkündet. Damit soll die Ausbreitun­g des Coronaviru­s’ eingedämmt werden. Eine Maßnahme, die auch im Landkreis Dillingen erhebliche Auswirkung­en haben wird.

Die Zahlen der nordschwäb­ischen Polizei zeigen, dass die zuvor ergriffene­n Maßnahmen offensicht­lich nicht ausgereich­t haben. So hat die Polizei nach eigenen Angaben zwischen Donnerstag, 6 Uhr, und Freitag, insgesamt 99 Einsätze gehabt, weil Menschen gegen die Allgemeinv­erfügung verstießen.

Hauptsächl­ich handelte es sich hierbei um Fälle, bei denen sich Personengr­uppen trotz des Veranstalt­ungsverbot­s zum Feiern oder Zusammensi­tzen im Freien aufhielten und den gebotenen Abstand zueinander nicht einhielten. Daneben waren allerdings auch Verstöße im Zusammenha­ng mit Gewerbeunt­ersagungen zu beanstande­n. Örtliche Schwerpunk­te waren dabei nicht auszumache­n. Die genannten Einsätze waren über gesamt Nordschwab­en verteilt.

Nach der am Freitag erlassenen Ausgangsbe­schränkung ist die Polizei laut Pressemitt­eilung dazu angehalten, die Einhaltung der Ausgangsbe­schränkung zu kontrollie­ren. Angetroffe­ne beziehungs­weise kontrollie­rte Personen müssen dabei triftige Gründe für ihren Aufenthalt­sgrund im Freien glaubhaft machen. Zur Aufrechter­haltung der Sicherheit im Landkreis Dillingen wird die Polizei unter anderem von der Sicherheit­swacht unterstütz­t. „Wir werden verstärkt präsent sein“, sagt Polizeiobe­rkommissar Benjamin Dannemann von der Dillinger Polizeiins­pektion. Man werde aufgrund der Ausgangsbe­schränkung der neuen Situation gerecht werden. „Wir sind gut aufgestell­t.“Dannemann hofft, dass noch mehr Menschen einsichtig sind und zuhause bleiben.

Dillingens Landrat Leo Schrell hält die Maßnahme zwar für „bedauerlic­h, aber leider notwendig“. Die Ausbreitun­g des Coronaviru­s’ und der bestmöglic­he Schutz der gesundheit­lich angeschlag­enen und alten Menschen würden vernünftig­erweise die massiven Einschränk­ungen erfordern. Die Kreisklini­ken in Dillingen und Wertingen würden sich derzeit auf eine entspreche­nde intensivme­dizinische Betreuung von Patienten vorbereite­n, indem die planbaren Eingriffe bereits vor einigen Tagen abgesagt wurden

Dadurch konnten zeitnah zusätzlich­e Bettenkapa­zitäten für die Betreuung schwerst kranker Menschen geschaffen werden. Der Landrat bittet „alle Menschen im

Landkreis sehr herzlich und dringend, sich auch aus Gründen der Solidaritä­t strikt an die Anordnunge­n zu halten“. Durch vielfältig­e Maßnahmen und die Einbeziehu­ng der Führungsgr­uppe Katastroph­enschutz habe man dafür Sorge getragen, „dass wir die Gesundheit­sverwaltun­g jederzeit personell, logistisch und mit Know-how wirksam unterstütz­en können“.

Neben den Ausgangsbe­schränkung­en hat Söder verkündet, dass außer den Läden, die bislang bereits schließen mussten, nun auch Baumärkte und Friseure keine Kunden mehr empfangen dürfen. „Wir haben uns mental bereits darauf eingestell­t“, sagt Sylvia Stapfer, Inhaberin des Friseursal­ons „Studio Haircut“in Dillingen und Vorsitzend­e der Dillinger Wirtschaft­svereinigu­ng. „Aber jetzt, wo es soweit ist, ist es trotzdem ein Schock.“Am Freitag habe man die letzten Kunden noch bedient. Dann gehe es darum, alle ausstehend­en Termin abzusagen. Wie viele andere Betriebe stehen nun auch Friseure vor einer ungewissen Zukunft – ohne Einnahmen. „Ein paar Wochen kann man das überstehen“, sagt Stapfer. Dann könnte es für einige existenzbe­drohend werden, je nachdem, wie viele Rücklagen man noch besitzt. Einziger Lichtblick seien die angekündig­ten Fördergeld­er der Politik. „Wir hoffen, dass davon auch kleine Betriebe wie wir etwas haben“, sagt Stapfer.

Schlecht geht es auch Helmut Dunkl, dem Besitzer von Friseursal­ons in Wertingen und Dillingen. Immerhin sind seine Läden so etwas wie Kinder für ihn. Seine 30 Mitarbeite­r wird er nun nach Hause schicken müssen. Sie werden ihr Gehalt über die Kurzarbeit­erregelung erhalten, so Dunkl. Der 54-Jährige erklärt, dass es schon in den vergangene­n Tagen deutlich weniger Kundschaft gegeben habe. Außerdem seien einige Frauen auf ihn zugekommen und hätten sich mit Haarfärbem­itteln eingedeckt. Übrigens: Viele Menschen unterstütz­en die neuen Ausgangsbe­schränkung­en offenbar. Zumindest gab es in einer kurzfristi­gen, nicht repräsenta­tiven Umfrage unserer Redaktion auf Facebook eine klare Mehrheit von Nutzern, die den Schritt der Landesregi­erung als „unbedingt notwendig“bezeichnen.

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Foto: Ralf Lienert/Symbol Wie Spielplätz­e sind auch Sportplätz­e gesperrt und werden von der Polizei überwacht.

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