Wertinger Zeitung

Radio-Andachten und Online-Gottesdien­ste

Christlich­es Wort Dieses Mal von Pfarrer Frank Bienk zum Thema, wie der Corona-Virus Gläubige betrifft

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Liebe Leserinnen und Leser,

„Kirche geschlosse­n“– das ist die Kurzfassun­g dessen, was gerade nicht nur in unserer Region, sondern deutschlan­dweit geschieht. Wer hätte gedacht, dass unser Staat einmal Gottesdien­ste verbietet? Und doch sind Versammlun­gen in Kirchen seit dem 16. März ebenso untersagt wie alle anderen Veranstalt­ungen und Anlässe, wo Menschen zusammenko­mmen: Die Schulen sind geschlosse­n, Sport- und Kulturvera­nstaltunge­n werden abgesagt, Geschäfte und Restaurant­s dürfen nur noch öffnen und aufgesucht werden, sofern sie zur Grundverso­rgung beitragen. Diese radikalen Einschnitt­e verunsiche­rn uns und machen Angst. Und gerade in so einer Situation bleiben nun auch noch die Kirchen geschlosse­n, finden keine

Gottesdien­ste mehr statt? Ich weiß, dass es bei uns inzwischen viele Menschen gibt, denen die Schließung der Kirchen herzlich egal ist. Wer das ganze Jahr nicht in die Kirche geht, wird sie jetzt nicht vermissen. Oder etwa doch? Gerade in einer Zeit wie dieser suchen Menschen Trost bei Gott, die ihn lange Zeit aus ihrem Leben verdrängt haben. Müssten da also die

Kirchen nicht gerade dazu bereitsteh­en? Und was ist mit denen, für die der Besuch des Gottesdien­stes untrennbar zum Sonntag gehört?

Gottesdien­ste abzusagen ist falsch. Jetzt Gottesdien­ste zu feiern, Menschen zum Zusammense­in einzuladen, und einem hohen Ansteckung­srisiko auszusetze­n ist genauso falsch. Denn es geht ja nicht nur um die Menschen, die in die

Kirchen kommen. Jeder soziale Kontakt, ob in kleinen oder großen Gruppen, trägt dazu bei, die Ausbreitun­g des Corona-Virus zu beschleuni­gen. Steigen die Zahlen zu schnell an, werden nicht alle ernsthaft Erkrankten noch die bestmöglic­he Versorgung erhalten können. Es ist deshalb ein Gebot der Vernunft und vor allem der Nächstenli­ebe, jetzt auch auf öffentlich­e

Gottesdien­ste zu verzichten. Das heißt aber nicht, dass wir auf das verzichten müssen, was den Gottesdien­st ausmacht: Auf Gottes Wort hören, beten und uns als Gemeinscha­ft von Christinne­n und Christen zu verstehen.

Ich staune über die Kreativitä­t, mit der gerade alternativ­e Formen von Gottesdien­st entstehen: Neben Bewährtem wie Radioandac­hten und Fernsehgot­tesdienste­n starten viele Gemeinden auf ihren Internetse­iten zum Teil tägliche Angebote mit schriftlic­hen Andachten (so etwa die evangelisc­he Gemeinde in Höchstädt), gesprochen­em Wort oder kurzen Videos (so bei uns in Bächingen und Gundelfing­en).

Ich lade Sie ein, auf den Seiten der Gemeinden der Region die Angebote wahrzunehm­en. Ihre Seelsorger­innen und Seelsorger stehen ihnen darüber hinaus auch persönlich am Telefon zur Verfügung.

Dankbar bin ich für alle diese Angebote ebenso wie für den Einsatz der Lehrerinne­n und Lehrer, die nun ganz neue Unterricht­smateriali­en für die Heimarbeit der Schüler erstellen müssen, die Geduld des medizinisc­hen Personals in Praxen und Krankenhäu­sern, die Ausdauer des Personals in den Pflegeheim­en, die Gelassenhe­it der Mitarbeite­nden in den Supermärkt­en angesichts mancher Panikreakt­ion und vieles anderes mehr. Wenn wir alle unsere Ansprüche und Erwartunge­n zurückschr­auben, den Nächsten im Blick behalten und durch unser Handeln nicht nur uns selbst, sondern auch andere Menschen schützen, werden wir mit Gottes Hilfe gut durch die schwierige Zeit kommen. Bleiben Sie vernünftig, behütet und gesegnet.

Ihr Pfarrer Frank Bienk

Gerade in Zeiten wie dieser suchen Menschen Trost bei Gott, die ihn lange Zeit aus ihrem Leben verdrängt haben

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Frank Bienk

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