Wertinger Zeitung

So läuft der Unterricht zuhause

Bildung Zum Schutz vor dem Coronaviru­s sind seit vergangene­r Woche auch im Landkreis Dillingen alle Schulen geschlosse­n. Das stellt Lehrer, Eltern, Schüler und die Technik vor einige Herausford­erungen

- VON SILVA METSCHL

Dillingen/Wertingen Unterricht zu Hause: Dieser ungewohnte­n Situation müssen sich Lehrer, Schüler und Eltern seit vergangene­r Woche stellen – seit zum Schutz vor dem Coronaviru­s Schulen geschlosse­n wurden. Doch wie läuft diese Form der Wissensver­mittlung eigentlich für alle Beteiligte­n?

Eine beliebte Plattform, um den Schülern Unterricht­smateriali­en zukommen zu lassen, ist Mebis. Dort gab es zu Beginn einige Probleme aufgrund der plötzliche­n hohen Belastung. „Das war eine enorme Herausford­erung an das System“, sagt Bernhard Hof, Schulleite­r des Gymnasiums Wertingen. Zudem gab es einige Hackerangr­iffe.

Für die Lehrkräfte in Wertingen gibt es eine Präsenzzei­t, außerdem seien sie telefonisc­h oder über weitere Kommunikat­ionssystem­e erreichbar. „Allen Beteiligte­n ist klar, dass wir uns in einer wirklichen Ausnahmesi­tuation befinden und wir nur durch gemeinsame­s Handeln, Kooperatio­n und Toleranz das Beste daraus machen können“, sagt Elternbeir­atsvorsitz­ende Sandra Petter. Dennoch sieht sie einige Schwierigk­eiten.

So sei die erste Woche aufgrund der Probleme mit Mebis nicht einfach gewesen. Daraufhin wurden die Materialie­n über andere Plattforme­n wie Schul-Cloud und ESISCloud, kurz für Eltern-Schüler-Informatio­ns-System, verteilt. „Die

Arbeitsmat­erialien und Aufgaben auf verschiede­nen Lernplattf­ormen zur Verfügung zu stellen, ist nur der zweitbeste Weg“, stellt Petter bereits nach einer Woche fest. Außerdem sei das Lernen zuhause gerade bei jüngeren Kindern schwer, oft müsse erst ein Verständni­s für die Situation geschaffen werden.

„Am Gymnasium Wertingen sind wir in der guten Lage, dass es seit mehr als zehn Jahren bereits eine Laptop-Klasse ab der Mittelstuf­e gibt“, sagt die Elternbeir­atsvorsitz­ende. Zudem sei die Digitalisi­e

durch engagierte Lehrkräfte in den einzelnen Klassen gefördert worden. „Die Kooperatio­n der gesamten Schulgemei­nschaft ist sehr groß“, fasst sie ihren Eindruck der ersten Woche zusammen.

Auch die Josef-Anton-SchnellerM­ittelschul­e Dillingen arbeitet über Mebis. Außerdem wurden Materialie­n verteilt. „Der Kontakt läuft sehr gut“, sagt Rektor Markus Reutter. Eventuelle Nachfragen seien bisher immer geklärt worden. So stehen Lehrer und Schüler auch über E-Mail in Kontakt, etwa um die Aufgaben zu korrigiere­n. „Manchen Lehrkräfte­n fallen immer wieder neue Mittel und Wege ein“, erklärt er lachend. Es werde alles getan, um in Kontakt zu bleiben.

Systembetr­euer Jochen Ruf führt das noch aus. So seien noch fehlende E-Mail-Adressen erfragt worden, einige Lehrkräfte fahren die Materialie­n sogar aus. „Das Team bei Mebis hat wahnsinnig gearbeitet“, sagt er über die Plattform. Aufgrund der zusätzlich­en Belastung seien einige Systembetr­euer, auch er selbst, für die Beantwortu­ng der Fragen in der Hotline hinzugezog­en worden. Viele riefen an, um sich über die Berung dienung beraten zu lassen. „Dann schalte ich mich auf den PC und versuche, das zu erklären“, beschreibt er seine Aufgabe.

„Man muss schon schauen, dass die Kinder ihre Zeit sozusagen absitzen“, erklärt Elternbeir­atsvorsitz­ende Martina Gruber. Dennoch sei alles viel lockerer, zum Beispiel könne man später aufstehen oder öfters Pausen machen. Tochter Marie, die dieses Jahr ihren Abschluss macht, arbeite sehr selbststän­dig: „Das macht das Ganze leichter.“Bei einigen Bekannten, die jüngere Kinder haben, gebe es mehr Probleme.

Marie Gruber findet die Situation insgesamt nicht schlimm, die Aufgaben werden in passender Menge gestellt und sorgten für einen guten Ausgleich. „Die Materialie­n kontrollie­ren wir selbst oder lassen sie kontrollie­ren.“

Die Entscheidu­ng, die Abschlussp­rüfungen nach hinten zu verlegen, begrüßt sie: „Dann können wir den Stoff nachholen.“Allerdings betrifft dies nur einen Teil der Prüfungen. Für den praktische­n Teil in den Profilfäch­ern müsse noch eine Lösung gefunden werden, meint Rektor Markus Reutter.

Gerade jüngere Kinder tun sich schwer

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Foto: Silvia Marks, dpa (Symbol) Unterricht zuhause: In dieser ungewohnte­n Situation müssen Eltern ihre Kinder besonders betreuen – und lernen vielleicht selbst noch etwas.

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