Wertinger Zeitung

Nur der FCA darf trainieren

Coronaviru­s Alle Augsburger Sportanlag­en sind dicht. Doch offiziell hat der Bundesligi­st gar keine

- VON TOM TRILGES

Augsburg Das Leben in den Sportverei­nen steht still, nur der FC Augsburg trainiert und kann sich über Regeln hinwegsetz­en – dieser Eindruck herrscht aktuell bei einigen Verantwort­lichen in Sportklubs, aber auch bei Lesern unserer Zeitung. Einer schrieb in diesem Zusammenha­ng von der „größten Unverschäm­theit in der CoronaZeit“. Genießt der FCA tatsächlic­h einen Sonderstat­us?

Gesperrt sind wegen des Coronaviru­s’ alle Sportanlag­en. Rein rechtlich finden die Einheiten der FCAProfis aber nicht auf einer solchen statt, sondern auf einem „Betriebspl­atz“. Diese Einstufung nahm die Stadt vor. Auf eine Anfrage unserer Redaktion, wie es dazu kommt und ob auch andere Vereine ihre Anlagen als „Betriebspl­ätze“deklariere­n können, reagierte das zuständige Ordnungsre­ferat bisher nicht.

Bundesligi­sten bewegen sich rechtlich wohl auf dünnem Eis. Die Beschränku­ngen, nach denen größere Zusammenkü­nfte von Personen deutschlan­dweit untersagt sind, haben laut Sportjuris­t Martin Gutzeit „weitreiche­nde Konsequenz­en für den deutschen Fußball“. Das sagte er dem WDR. Nur zwingende, berufliche Gründe rechtferti­gen Ausnahmen. Aus Sicht von Gutzeit liegen die bei Bundesliga-Mannschaft­en nicht vor. Andere Augsburger Vereine und Einzelspor­tler sind derzeit kaum sportlich aktiv – oder zumindest anders als gewohnt.

Leichtathl­et Aleksandar Askovic von der LG Augsburg kann lediglich seine Runden um den Kuhsee drehen, aber nicht im Rosenausta­dion, wo die Bedingunge­n besser wären. Der 22-jährige Sprinter, der sich zeitweise Hoffnungen auf Olympia in Tokio gemacht hatte, will seinem Betreuer zufolge einen Antrag beim Ordnungsre­ferat stellen, um dies zu ändern. Es sei schwer verständli­ch, dass er die Laufbahn nicht einmal allein nutzen kann. Betroffen ist auch die 17-jährige Augsburger­in Luisa Treml, die für die noch nicht abgesagte U20-WM in Nairobi trainiert.

Für die Handball-Frauen vom TSV Haunstette­n ist die Spielzeit beendet, ihre Drittliga-Saison abgesagt. „Training wäre trotzdem notwendig, aber wir müssen jetzt damit leben“, sagt Abteilungs­leiter Herbert Vornehm. Die Anlage des Vereins gilt als Betriebspl­atz. Vornehm meint: „Ich sehe nicht, dass wir ab April wieder in die Halle können.“Verständni­s dafür, dass der FCA trainieren darf, hat er nicht: „Das ist nicht richtig. Was wollen die machen mit 1,5 Metern Abstand?“

Die Drittliga-Volleyball­erinnen von der DJK Hochzoll können ebenfalls kein Training machen.

„Unsere Sportstätt­e ist gesperrt“, sagt Teammanage­rin Sonja Meinhardt. Da die Spielzeit im Volleyball aber nicht zu Ende gespielt wird, sei die Situation zu verschmerz­en. Ab Mai soll die Mannschaft mit Einheiten im Beachvolle­yball wieder fit werden. „Ob das geht, ist natürlich fraglich“, sagt Meinhardt.

Im Kanusport ist für Hobbyathle­ten Pause angesagt. Anders sieht es bei den Leistungss­portlern aus. Sie haben sich bis zur Olympia-Verschiebu­ng auf das Großereign­is vorbereite­t – auch im Eiskanal. Aus Augsburg betrifft das Sideris Tasiadis, Hannes Aigner und Ricarda Funk. „Dabei wurden alle Vorgaben umgesetzt. Es hat nur Einzeltrai­ning stattgefun­den“, betont der Sportdirek­tor des Deutschen KanuVerban­ds, Jens Kahl. Bis Ostern haben die Sportler nun frei.

Wie lange die Augsburger Sportanlag­en gesperrt bleiben, ist offen. Einzig die Verantwort­lichen im Fußball versuchen, die Spielzeit zu beenden. Der Bayerische FußballVer­band plant dies ab 19. April. Der FCA startet nicht vor Anfang Mai wieder in den Bundesliga-Spielbetri­eb – darf aber bis dahin fleißig trainieren.

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Foto: Ulrich Wagner Hinter Absperrung­en und in mehreren Gruppen trainieren während der Corona-Krise die Bundesliga­profis des FC Augsburg.

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