Wertinger Zeitung

Landkreis im Krisenmodu­s

Corona-Pandemie Wie ist die Lage im Augsburger Land? Ein Bild davon zeichnen die Krisensitz­ungen im Landratsam­t. Am Mittwoch tagte wieder die große Runde. Worum es diesmal ging

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Sie treffen sich beinahe jeden Tag, mittwochs immer in der großen Besetzung. An die 15 Behördenve­rtreter erörterten gestern Vormittag die aktuelle Corona-Lage im Landkreis Augsburg. Halbwegs entspannt sei die Runde diesmal gewesen, berichten Teilnehmer. Was heißt: Es ist nicht so viel schlimmer geworden. Gestern lag die Zahl der bestätigte­n Infektione­n bei 208.

Ein neuer Höchstwert zwar, doch es werden noch ganz andere Zahlen kommen, das befürchten viele. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass der Höhepunkt der CoronaWell­e

im Juni über das Land hereinbrec­hen wird. Doch schon jetzt „sind wir im Krisenmodu­s,“sagt Landrat Martin Sailer. Geschäfte und Lokale geschlosse­n, Schulen und Kindergärt­en zu, Firmen in Not, für den Publikumsv­erkehr geschlosse­ne Verwaltung­en. Das alles spiegelt sich auch in den Lagebespre­chungen wider, die im großen Sitzungssa­al stattfinde­n, damit die Beteiligte­n möglichst viel Distanz wahren: Wie ist der Gesundheit­sstand der Bevölkerun­g, was macht die Kinderbetr­euung, wie ist die Lage an den Kliniken, wie geht es Firmen, Vereinen und so weiter? An die zehn Punkte werden jeweils abgearbeit­et, um einen Überblick zu bekommen über die Situation im drittgrößt­en bayerische­n Landkreis und reagieren zu können.

Gestern ging es viel um die neue Abstreichs­telle am Schulzentr­um in Neusäß, in der seit Dienstag Corona-Verdachtsf­älle untersucht werden. Auf Veranlassu­ng des Innenminis­teriums wurde die Station übers Wochenende aus dem Boden gestampft, damit die Kassenärzt­liche Vereinigun­g ihre Patienten besser untersuche­n kann. Das hatten nicht zuletzt Ärzte gefordert (wir berichtete­n).

Daneben werden weiter die mobilen Abstreicht­eams des Staatliche­n Gesundheit­samtes im Landratsam­t Augsburg im Einsatz sein und darauf ist der Landkreisc­hef stolz: „Im Gegensatz zu den meisten anderen Landkreise­n in Bayern hat der Landkreis Augsburg seit nunmehr vier Wochen mobile Abstreicht­eams geschaffen, die mit zwei Krankenwag­en in der Lage sind, bis zu 75 Patienten am Tag zu Hause aufzusuche­n.“Dieser Service sei für Menschen wichtig, die nicht so mobil sind, obendrein liefere er den Betroffene­n schnelle Ergebnisse.

Wenn die Menschen in diesen Tagen etwas suchen, dann sind es schnelle und verlässlic­he Informatio­nen. Das zeigen die hohen Zugriffsza­hlen bei Nachrichte­nportalen im Internet – zum Beispiel auch dem unserer Zeitung – , das belegt die hohe Nachfrage bei der Info– Hotline des Landkreise­s. 80 Telefonist­innen und Telefonist­en sind dort mittlerwei­le im Schichtdie­nst. Sie wissen schon aus Erfahrung, wenn beispielsw­eise Ministerpr­äsident Markus Söder wieder eine Pressekonf­erenz zum Thema Corona gibt, dann schnellt die Zahl der Anrufe im Anschluss nach oben.

Das Landratsam­t versuche derzeit auf viele Weisen zu helfen, sagt Sailer. An die 30 Mitarbeite­r sind damit beschäftig­t, die mit Corona infizierte­n Bürger regelmäßig anzurufen und nach ihrem Wohlergehe­n zu fragen. Aktuell laufe zudem eine Umfrage unter Vereinen. Etliche drohen in finanziell­e Schwierigk­eiten

zu geraten, weil ihnen die Einnahmen aus der Gastronomi­e fehlen: Seit das Virus das Leben auf den Kopf gestellt hat, tun sich jeden Tag neue Baustellen auf. Dazu gehört auch, die Beratung von Familien sicherzust­ellen, die in diesen Tagen besonderen Belastunge­n ausgesetzt sind. Das gilt auch für die Mitarbeite­r von Verwaltung­en. Im Landratsam­t ist das Personal längst in zwei Schichten aufgeteilt, um die Ansteckung­sgefahr zu verringern. Den Grund beschriebt Sailer in einem Satz: „Wir sind im Katastroph­enfall und müssen möglichst lang arbeitsfäh­ig bleiben.“Es wird in den kommenden Wochen noch viele Krisensitz­ungen geben.

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