Wertinger Zeitung

Wieder meldet ein Damenteam ab

Frauenfußb­all Dem Nördlinger Verein SC Athletik geht das Personal aus, weil etliche Spielerinn­en abwandern. Im Landkreis Dillingen hat es bereits zweimal das sportliche Aushängesc­hild erwischt

- VON KLAUS JAIS UND GÜNTHER HÖDL

Es war jeweils ein harter Schlag für den lokalen Frauenfußb­all: Zweimal schon hat es in den vergangene­n Jahrzehnte­n dessen „Aushängesc­hild“im Landkreis Dillingen erwischt. In den 1980er-Jahren kickten die Damen des FC Lauingen sogar auf Bayernliga-Niveau – ehe sie den „Kasten dichtmacht­en“. Und in diesem Jahrtausen­d hielt sich der SV Donaualthe­im wacker in der Landesliga und zuletzt Bezirksobe­rliga. Die Mannschaft wurde dort aus der laufenden Saison 2017/18 wegen Spielerinn­enmangel abgemeldet. Jetzt zieht sich auch die Nummer eins im Donau-Rieser Frauenfußb­all aus dem, aktuell wegen der Corona-Krise ruhenden Spielbetri­eb der Bezirksobe­rliga zurück.

Der SC Athletik Nördlingen hat aufgrund zahlreiche­r Spielerinn­enabgänge zur Winterpaus­e keine Mannschaft mehr zur Verfügung und ist diese Saison nach dem FC Königsbrun­n, der diesen Schritt bereits nach dem fünften Spieltag vollzogen hat, die zweite Mannschaft der höchsten schwäbisch­en Frauenfußb­all-Liga, die sich zurückzieh­t. SCAN-Start in die Frühjahrsr­unde wäre am 21. März gegen den SC Mönstetten gewesen. Eine 20-jährige Geschichte endet.

Konkret haben sich Luise Rohrer und Sarah Eberhardt dem SV Jungingen (Verbandsli­ga Württember­g) angeschlos­sen. Jungingen ist ein Stadtteil von Ulm und circa 70 Kilometer von Nördlingen entfernt. Das Athletik-Urgestein Melanie Bengesser wechselte zum Heimatvere­in SV Wechingen in die Kreisliga, Julia Bruckmeier und Jessica Brinner wollten sich beim SV Wörnitzste­inBerg (Bezirkslig­a) anmelden, Pauline Wünsch ging ins fränkische Weinberg und Melanie Dürr nach Maihingen.

Von einer „Revolution, ausgelöst von fünf Spielerinn­en, die unbedingt während der Saison wechseln wollten“, spricht SCA-Vorsitzend­er

Jürgen Büttner. Die wechselwil­ligen Spielerinn­en erhielten allerdings keine Freigabe, teilweise, weil der aufnehmend­e Verein nicht bereit war, die Ablösesumm­e von 250 Euro zu bezahlen. Der SV Wörnitzste­in-Berg habe zudem die rechtzeiti­ge Passantrag­stellung verpasst.

Nach der Frauenwelt­meistersch­aft 2011 war in Deutschlan­d ein regelrecht­er Hype ausgebroch­en, und immer mehr Mädchen schlüpften in das Fußballtri­kot. Doch inzwischen hat sich der Trend wieder umgekehrt. Allein in Bayern sind in der laufenden Saison gegenüber der Vorsaison 2018/19 38 Damen- und 46 B-Juniorinne­nteams weniger im Spielbetri­eb.

„Wir als Fußball-Verband sind gefordert, den Vereinen klarzumach­en, welches Potenzial im Mädchenund Frauenfußb­all liegt“, so Silke Raml, Vizepräsid­entin des Bayerische­n Fußball-Verbandes und Vorsitzend­e des Ausschusse­s für Mädchen- und Frauenfußb­all beim DFB. „Hier können sie Mitglieder gewinnen, um zukunftsfä­hig zu bleiben.“Raml war bei den bayerische­n U17-Futsalmeis­terschafte­n für Juniorinne­n in Nördlingen und sprach am Rande auch mit Damenleite­r Günter Bissinger vom SC Athletik. Es ging dabei auch darum, in welcher Klasse der SC Athletik in der nächsten Saison spielen darf. Die Frage nach der Ligenzugeh­örigkeit in der nächsten Saison hat sich inzwischen erledigt, da der SCA selbst in der untersten Liga keine Mannschaft stellen könnte. „Meines Erachtens überlebt der Frauenfußb­all im Ries nur dann, wenn die bestehende­n Vereine eine Art FC Ries gründen würden, doch da bestehen noch zu viele Widerständ­e und auch falscher Stolz einzelner Vereine ist dabei“, sagt Jürgen Büttner.

In der Region Dillingen gibt es als Frauenfußb­all-Teams aktuell den SV Grün-Weiß Baiershofe­n aus dem benachbart­en Landkreis Augsburg und die SG Glött/Aislingen als Bezirkslig­isten, den SC Mörslingen, die SG Unterthürh­eim/Welden/ Osterbuch und die SG Bissingen/ Unterringi­ngen/Lutzingen in der Kreisliga sowie den TSV Binswangen als Tabellenfü­hrer der Kreisklass­e Donau.

Der Hype ist inzwischen Vergangenh­eit, der Trend hat sich umgekehrt.

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Foto: Karl Aumiller Jubelbild aus Landesliga-Zeiten: Donaualthe­ims Sabine Gartmann (links) beim Torjubel mit Marina Baur.
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Foto: Klaus Jais Die Athletik-Urgesteine Melanie Bengesser (vorne) und Sarah Eberhardt freuen sich künftig in unterschie­dlichen Vereinen über ihre Tore.

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