Wertinger Zeitung

„Danke“üben

- VON KAPLAN SIMON FLEISCHMAN­N redaktion@wertinger-zeitung.de

Wenn man bisher jemanden gefragt hat „Wie geht’s?“, konnte man die Antwort hören: „Viel zu tun“oder „hab’ grad wenig Zeit“. Das war eigentlich keine Antwort auf die Frage. In diesen Tagen fällt die Antwort bei manchen wahrschein­lich anders aus. Unzufriede­nheit, Irritation, Angst, Deutungsve­rsuche bis hin zu Verschwöru­ngstheorie­n, alles Mögliche schwingt bei den Antworten mit.

Wenn mich einer fragen würde, würde ich sagen: Ich bin zufrieden und versuche, das Beste aus dieser Situation zu machen. Das musste ich aber auch üben. Dabei kommt mir dieses Jahr zugute, dass ich mit den Familien der Erstkommun­ionkinder einen Monat lang das „Danken“geübt habe. Ich meinte, ich kann das schon, aber das hat sich doch nicht so als selbstvers­tändlich herausgest­ellt.

Der Blick auf den Alltag hat sich beim Üben verändert. Jeden Abend habe ich mich gefragt, was war das Highlight des heutigen Tages. Nicht immer habe ich eins gefunden, weil ich zunächst an etwas Besonderes gedacht habe.

Ich wurde daher auch bescheiden­er. Dann gab’s immer etwas und ich konnte zu Gott „Danke“sagen. Das war ein ganz kurzes Gebet. Dieses Positive hat den Blick auf den vergangene­n Tag verändert. Ich bin zufriedene­r geworden. Interessan­t – so denke ich mir heute –, dass so eine kleine Übung bei mir anhält bis in unsere Tage, wo vieles von negativen Highlights geprägt ist.In den Ostertagen denken wir Christen an Jesus, der mit seinen Schülern drei Jahre lang solche Übungen gemacht hat, damit sie dann sein Leiden und Tod, den Zusammenbr­uch ihrer Sicherheit einigermaß­en verkraften konnten. Wer die Heilige Schrift liest, stellt fest, das hat gerade so noch geklappt. Letztlich musste dann der auferstand­ene Jesus helfen, in allem einen roten Faden zu finden.

Wir, liebe Leser und Leserinnen, sind gerade in dieser existenzie­llen Durchhalte-Phase. Wie wär’s, wenn wir Christen jetzt das „Danke“üben und vielleicht sagen: Ich bin heute zufrieden. Wir wissen von Jesus, dass im Menschsein Tod und Auferstehu­ng ihren Platz haben. Am Ende geht’s gut aus, das sagt uns Ostern beim Feiern oder auch im Alltag zuhause: Jesus lebt, mit ihm auch ich!

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany