Wertinger Zeitung

Kurzarbeit: Mehr als 1000 Firmen in betroffen

Nordschwab­en Bei der Arbeitsage­ntur Donauwörth laufen die Drähte heißt. Geschäftsf­ührer Richard Paul im Interview

- Interview: Barbara Wild

Herr Paul, wie hoch ist die Nachfrage nach Kurzarbeit dieser Tage in der Arbeitsage­ntur?

Paul: Über lange Zeit hatten wir in Nordschwab­en nur etwa fünf bis sechs Betriebe mit rund 50 Mitarbeite­rn, die Kurzarbeit hatten. Aktuell haben bei uns etwa 1000 Betriebe aus Nordschwab­en angefragt oder Kurzarbeit angezeigt. Die Zahl ändert sich täglich. Sehr schnell nach der Regelung der Staatsregi­erung hatten wir hier die ersten Kontakte.

Wie reagieren Sie in der Agentur darauf?

Paul: Wir haben unsere gesamte Organisati­on umgebaut. Aktuell arbeiten 40 Vermittler in Nordschwab­en nur zum Thema Kurzarbeit. Wir haben weitere Service-Nummern eingericht­et. Wir haben an Beratung alles hochgefahr­en, was geht.

Welche Branchen melden sich bei der Agentur?

Paul: Sie müssen sich eher fragen, wer in dieser Krisenzeit überhaupt noch arbeitet. Es ist keine Branche von diesem Einbruch ausgenomme­n.

Womit rechnen Sie? Wie viele Mitarbeite­r wird es treffen?

Paul: In Nordschwab­en gibt es 220000 sozialvers­icherungsp­flichtige Arbeitsplä­tze. Es ist schwer zu sagen, wie viele es davon wirklich betreffen wird, aber es sind sicher sehr viele. Es hängt aber auch davon ab, wie lange das alles dauert.

Welche Fragen haben die Unternehme­r? Die Telefone stehen derzeit bei Ihnen ja nicht still.

Paul: Bevor Kurzarbeit­ergeld bezogen wird, muss im Vorfeld eine kurze Beratung stattfinde­n. Es ist also Teil des Prozesses, dass die Betriebe bei uns anrufen. Wir fragen die wichtigste­n Dinge ab und dann erhalten die Firmen per Mail einen Grundsatzb­escheid, dass sie von uns Kurzarbeit­ergeld erhalten werden.

Das geht meist innerhalb eines Tages. Es geht dabei darum, dass die Betriebe Rechtssich­erheit erhalten.

Wann fließt denn dann das Geld?

Paul: Das Gehalt an die Arbeitnehm­er wird direkt über den Betrieb ausgezahlt. Wir weisen dann nach drei Monaten die Erstattung an.

Wie schnell kann denn diese Kurzarbeit­er-Regelung die einzelnen Arbeitnehm­er betreffen?

Paul: Das geht sehr schnell. Die Geschäftsf­ührung und der Betriebsra­t des jeweiligen Unternehme­ns müssen sich auf eine Betriebsve­reinbarung einigen, damit das Notprogram­m anlaufen kann.

Wie wird denn aktuell geprüft, ob ein Unternehme­n Kurzarbeit­ergeld erhalten kann?

Paul: Es geht um drei Dinge: Gibt es einen erhebliche­n Arbeitsaus­fall? Was sind dafür die Gründe? Ist es unvermeidb­ar? Das trifft bekannterm­aßen auf die meisten zu. Wenn die Daten dann schlüssig sind, wird die Gewährung ausgesproc­hen. Im Nachgang werden wir stichprobe­nartig prüfen, ob die Angaben des Unternehme­ns auch richtig waren.

Ist das Instrument der Kurzarbeit in Ihren Augen das richtige Instrument?

Paul: Absolut. Es ist ganz wichtig, dass die Beschäftig­ten in Anstellung bleiben. Nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für die Firma, die Fachkräfte halten will. Nur wer Mitarbeite­r hat, kann auch nach der Krise wieder durchstart­en.

Reicht das Geld für alle?

Paul: Die Arbeitsage­nturen haben eine Rücklage von 25 Milliarden Euro. Diesen Betrag hat man damals, in der Finanzkris­e 2008, innerhalb von eineinhalb Jahren aufgebrauc­ht. Natürlich wird diese Summe jetzt schneller schmelzen, aber der Bund deckt das Defizit der Arbeitsage­nturen, sollte eines entstehen. Ich denke, man kann davon ausgehen, dass jeder Hilfe bekommt.

Es gibt auch Betriebsve­reinbarung­en

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Foto: Fotostand Mehr als 1000 Firmen in Nordschwab­en haben Kurzarbeit eingeführt. Wie lange und im welchen Ausmaß ist teils sehr verschiede­n.

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