Eine ausweglose Situation?
Was sich derzeit im Bissinger Seniorenheim abspielt, ist ein Albtraum. Für die Menschen, die dort wohnen, für die Menschen, die dort arbeiten, und für die Menschen, die dort Angehörige oder Freunde haben. Als Außenstehender kann man sich nicht vorstellen, was so viele Todesnachrichten auslösen. Die permanente Unsicherheit. Was bedeutet ein Kratzen im Hals? Dazu die immer höheren Auflagen für die Pflege. Das Personal in den Altenheimen ist ja grundsätzlich schon massiv gefordert. Seit den Ausgangsbeschränkungen sind die Mitarbeiter zum einen oft Familienersatz – weil sie die einzige Ansprache sind. Verwandte, Ehrenamtliche, die früher regelmäßig vorbeigeschaut haben, dürfen das nicht mehr. Und dann schleicht sich das Coronavirus doch ein und lässt sich in Bissingen offensichtlich auch nicht mehr stoppen. Besondere Schutzkleidung, die es oft gar nicht gibt, ist dann nicht mehr das einzige, was die Pfleger bei ihrer Arbeit behindert. Nein, wenn teils Kollegen in Quarantäne geschickt werden, ändert sich der Dienstplan. Und unter Umständen warten zuhause auf die Pflegenden auch noch die Kinder.
Die Probleme der Mitarbeiter sind das eine. Die der Senioren das andere. Das Pro Seniore ist ihr Zuhause. Jetzt steht dauernd der Krankenwagen vor der Tür, werden Bekannte isoliert oder ins Krankenhaus gebracht. Und manch einer kommt nicht mehr zurück. Es ist eine fürchterliche Situation – und eine Lösung nicht in Sicht. Die Lage in Bissingen verschlechtert sich zusehends. Antikörpertests helfen, Stand heute, nicht. Dabei wäre erdenkliche Hilfe so wichtig, zum Wohle der Senioren, des Teams des Hauses und der Angehörigen.
Auch im Dillinger Krankenhaus, wo Verdachtsfälle und bestätigte Covid-19-Fälle behandelt werden, entspannt sich die Lage nicht – im Gegenteil. Die Pflege von CoronaInfizierten ist aufwendig und anstrengend. An all das sollten wir uns erinnern, wenn jetzt Schulen und Geschäfte wieder aufmachen.