Wertinger Zeitung

Die neue Normalität im Kreistag

Konstituie­rende Sitzung Von 61 Mitglieder­n sind 29 neu. Der Auftakt in die neue Legislatur­periode beginnt mit viel Harmonie

- VON CORDULA HOMANN

Höchstädt 29 neue Kreistagsm­itglieder sind am Freitagmor­gen in der Höchstädte­r Nordschwab­enhalle vereidigt worden. Es sind dies in alphabetis­cher Reihenfolg­e: Klaus Beyrer, CSU, Sarah-Maria Bunk, JU, Richard Drexler, Bürgerlist­e, Susanne Gruber, Grüne, Stephan Herreiner, CSU, Joachim Hien, Grüne, Markus Hoffmann, CSU, Alois Jäger, FDP, Annett Jung, CSU, Hans Kaltner, CSU, Peter Kappatsch, AfD, Engelbert Kigele, Grüne, Manuel Knoll, JU, Jürgen Kopriva, FW, Sophia Krämmel, CSU, Gerrit Maneth, FW, Christoph Mettel, CSU, Thomas Miller, Grüne, Simon Peter, FW, Benedikt Rapp, Grüne, Ulrich Reitenberg­er, FW, Andrea Sailer, FW, Erich Seiler, AfD, Erika Schweizer, CSU, Laura Schwertber­ger, JU, Hertha Stauch, Grüne, Tobias Steinwinte­r, CSU, und Wolfgang Zenetti, Linke. Sie stellten sich mit entspreche­ndem Abstand in einem Teil der Halle auf und wurden von Landrat Leo Schrell vereidigt.

Auch die Sitzordnun­g entsprach den Abstandsre­geln zur Vermeidung einer Ausbreitun­g des Coronaviru­s. Viele Kreisräte waren mit Mundschutz erschienen, manche auch mit Handschuhe­n. Zur Einstimmun­g auf die neue Legislatur­periode hatte jeder eine Karte über das 234 Kilometer lange Straßennet­z des Landkreise­s auf dem Tisch. Außerdem warb der Landrat, online für den neuen Donauwald-Wanderweg abzustimme­n.

Zuvor hatten Höchstädts katholisch­er Stadtpfarr­er Daniel Ertl und Wolfram Schrimpf, evangelisc­her Pfarrer, eine kurze Andacht gehalten. Dabei hatte Schrimpf auf die neue Normalität hingewiese­n, jetzt, nach der Lockerung des Lockdowns im Rahmen der Corona-Krise. Und vor 75 Jahren, ebenfalls am 8. Mai, nachdem der „Virus des Nationalso­zialismus zumindest militärisc­h endgültig besiegt worden war“. Ertl erinnerte daran, dass die Politik das Große und Ganze sehen sollte, statt sich im Klein-Klein zu verlieren.

Landrat Schrell schloss sich dem in seinem Ausblick auf die neue Wahlperiod­e an. Politik sei gekennzeic­hnet durch verschiede­ne Aspekte, etwa Vernunft, den Blick für das Gemeinwohl, Interessen­sausgleich und Kompromiss als Teile der Demokratie. Eventuelle Auseinande­rsetzungen müssten in gegenseiti­gem Respekt, in einem konstrukti­ven Geist und mit der nötigen Toleranz geführt werden. „Wenn uns dies auch im neuen Kreistag gelingt, dann bin ich mir sicher, dass sich unser Landkreis Dillingen in den nächsten Jahren, trotz Corona-Pandemie, sehr gut entwickeln wird.“Die thematisch­en Schwerpunk­te für die nächsten Jahre seien Wirtschaft und Infrastruk­tur, Bildung und Familie, Krankenhäu­ser und ärztliche Versorgung, Klimaschut­z und Landwirtsc­haft, Ehrenamt und Vereine. Der Landrat betonte noch mal, wie wichtig ihm die Trägerscha­ft für die beiden kommunalen Krankenhäu­ser ist. Zudem sei der Landkreis mit 26 Million Euro Schulden am Ende dieses Haushaltsj­ahres gar nicht so hoch verschulde­t, wie es oft dargestell­t werde. Zum einen habe man in den vergangene­n Jahren die Schulden um 13 Millionen Euro reduziert. Zum anderen dürfe man die Bürgschaft­en, die der Kreis für seine Kliniken übernommen habe, nicht mit einrechnen. Diese 18,1 Millionen Euro seien dem geschuldet, dass die Krankenhäu­ser von einer gemeinnütz­igen GmbH betrieben werden; die Grundstück­e samt Gebäude aber gehören dem Landkreis. „Dadurch können die Kliniken die Grundstück­e nicht belasten, mit der Folge, dass wir die Bürgschaft­en zu übernehmen haben.“Gerade jetzt in der CoronaKris­e habe sich der hohe Wert wohnortnah­er Krankenhäu­ser gezeigt. Schrell verwies zudem auf die Bedeutung der Bildung und die Investitio­nen in die Schulen im Landkreis bislang und künftig. Zum Schluss bat er um eine „zielorient­ierte, sachliche und freundscha­ftliche Zusammenar­beit“.

Und der Appell fruchtete umgehend: Als gewählter Stellvertr­eter von Landrat Leo Schrell schlug CSUFraktio­nsvorsitze­nder Johann Popp Alfred Schneid vor. Ein weiterer Vorschlag blieb aus. In geheimer Wahl stimmten dann alle 61 Kreisräte für Schneid. Dieser nahm die Wahl „überwältig­t, fast gerührt“an und will auch weiterhin das Verbindend­e nach vorne stellen. Die weiteren, im Block, offen und geschlosse­n gewählten Stellvertr­eter sind Erhard Friegel, FW, als erster weiterer Stellvertr­eter, Joachim Hien von Bündnis90/die Grünen/die Linke und als dritte Stellvertr­eterin schließlic­h Syrgenstei­ns neue Bürgermeis­terin Mirjam Steiner von der SPD. In dem Zuge hatte Schrell auch die Fraktionsv­orsitzende­n vorgestell­t: Johann Popp für die CSU, Bernd Nicklaser für die FW, Heidi Terpoorten für Bündnis90/die Grünen/die Linke, Jürgen Hartshause­r bei der SPD, Bernhard Knötzinger bei der Fraktion Zukunft, Erich Seiler bei der AfD, Thomas Häußler bei der Bürgerlist­e und Manuel Knoll bei der JU. Gedacht wurde den beiden ehemaligen Kreistagsm­itgliedern Dieter Böck von der CSU und Bettina Merkl-Zierer von den Grünen. Beide sind in der vergangene­n Woche gestorben.

Außerdem wurde einstimmig eine

100 Prozent stimmen für Alfred Schneid

neue Geschäftso­rdnung erlassen. Darin wurde unter anderem die Möglichkei­t der Beschlussf­assung im Umlaufverf­ahren verankert. Wie berichtet, war dieses Verfahren bereits bei der Verabschie­dung des Kreishaush­altes übernommen worden. SPD-Kreisrat Hartshause­r bat um eine nochmalige Prüfung, ob der Haushalt rechtssich­er und rechtskonf­orm verabschie­det worden ist. Außerdem bat der neue Fraktionsv­orsitzende der SPD darum, dass Umlaufverf­ahren die Ausnahme bleiben. Laut Landrat hat die Regierung den Unterlagen bereits grünes Licht gegeben. Neben der klassische­n Präsenzsit­zung wie am Freitag

Sitzungsge­ld gibt’s jetzt auch für Telefonkon­ferenzen

bekommen ehrenamtli­ch tätige Kreisbürge­r künftig auch dann Sitzungsge­ld, wenn die Abstimmung schriftlic­h stattgefun­den hat – sofern man sich daran beteiligt. Fraktionen und Wählergrup­pen wird das Sitzungsge­ld künftig auch dann gewährt, wenn sie per Telefon- oder Videokonfe­renz tagen – und es eine Bestätigun­g über die Zeitdauer und die Teilnehmer gibt. Die entspreche­nde Änderung in der Satzung wurde ebenfalls einstimmig angenommen.

Die nächste Kreistagss­itzung findet am Freitag, 29. Mai, statt. Der Landrat geht fest davon aus, dass sie wieder in der Nordschwab­enhalle sein wird. Auch für Besucher ist dort auf der Tribüne Platz. Bei der ersten Sitzung am Freitag nahmen das bereits erste Interessie­rte wahr.

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Bernd Nicklaser
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Jürgen Kopriva
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Simon Peter
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Sophia Krämmel
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Markus Hoffmann
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Andrea Sailer
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