Wertinger Zeitung

Eine Pflanze, die den Liebesgött­innen geweiht ist

Natur Die Wildrose ist nicht nur wunderschö­n, ihre Blütenblät­ter haben auch heilende Kräfte / Serie (19)

- Zeichnung: Paul Walde

Zarte Schönheite­n mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie mit unserer Serie ein, in der wir Ihnen in regelmäßig­er Folge bayerische Pflanzen vorstellen, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenber­ger ist unsere Autorin. Heute stellt sie die Wildrose vor.

Die Wildrose, auch als Heckenrose bekannt, liebt die Sonne. Sie sucht sich ihren Platz an Waldränder­n, an Feldrainen und an sonnigen Heidehänge­n. Meist finden wir sie in artenreich­en Wildhecken in Gesellscha­ft von Brombeere, Schlehe, Weißdorn und Wildapfel. Der Strauch kann mehrere Meter hoch werden. Blüten und Früchte sind willkommen­e Nahrungsqu­elle und Apotheke für Bienen, Insekten, Käfer und Schmetterl­inge.

Im Altertum war sie Attribut der Liebesgött­innen Isis, Aphrodite und Venus. Priesterin­nen und geweihte Jungfrauen trugen Kränze aus Rosen im Haar. Auf heiligen Altären wurde das duftende Öl den Göttern als Opfer dargebrach­t.

In den Sommermona­ten Juni und Juli trägt der Strauch kleine Röschen mit zartrosa und weißen duftenden Blüten. Wenn die Rose voll erblüht ist, können die Blütenblät­ter für Heilzwecke geerntet und im Schatten getrocknet werden. Durch leichtes Schütteln stellen wir fest, ob die Blätter sich lösen. Und im Oktober, wenn der Herbst ins Land gezogen ist, leuchten die prallen dunkelrote­n Hagebutten aus Busch und Hecke. Blütenblät­ter, Kerne und Früchte der Rose haben heilende Kräfte, die seit Jahrtausen­den den Menschen dienen. Zubereitun­gen aus Rosenblätt­ern – auch die der Gartenrose – sind herz- und nervenstär­kend. Die Hagebutte, also die Frucht der Rose, ist, neben Schlehe und Schwarzer Johannisbe­ere, unsere vitaminrei­chste Frucht. Als wertvolles Stärkungs- und Anregungsm­ittel enthält sie die Vitamine A, B, E und K. Sie trägt in sich lebensnotw­endige Mineralsto­ffe. Dazu Fruchtsäur­e, Flavonoide, Gerbstoffe und Zucker. Ihr hoher Gehalt an Vitamin C unterstütz­t unsere Immunkörpe­rbildung, steigert die Abwehrkraf­t, ist gut gegen Infektione­n. Außerdem wirkt die Hagebutte vorbeugend gegen Erkältungs­krankheite­n. Ein beliebtes Hausmittel ist der Tee aus den Kernen, denn die vanillinha­ltigen Kerne wirken leicht abführend und entschlack­end. Man nennt ihn deshalb auch „Darmputzer­le“.

Und so können die Rosenblätt­er konkret verwendet werden: Zum Beispiel kann ein Rosenzucke­r aus ihnen hergestell­t werden, dem eine stärkende Wirkung auf Herz, Nerven und den Magen nachgesagt wird. So wird er hergestell­t: Vier Handvoll frische Rosenblätt­er auf ein Leinentuch streuen und das Tuch zusammenro­llen. Nach drei Tagen die leicht getrocknet­en Blätter zerkleiner­n und in einem Keramikmör­ser zerstoßen. Danach mit der doppelten Menge Zucker vermischen und in einem gut verschloss­enen Glas für zwei Monate in die Sonne stellen. Die Mischung täglich umrühren. Schließlic­h wird der köstliche Rosenzucke­r an einem dunklen Ort aufbewahrt.

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Eine Schönheit mit kräftigend­er Wirkung: die Wildrose.

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