Wertinger Zeitung

Eigenständ­ig und Tabellenfü­hrer

Serie „Mein Sportverei­n“(2) Peter Hurler findet nicht nur einen Grund, stolz auf seinen SC Unterliezh­eim zu sein. Das Ehrenamt sieht der Vorsitzend­e nicht als Belastung – und den kleinen Verein als „große Familie“

- VON GÜNTHER HÖDL

Es ist ja nicht so, dass die Kicker des SC Unterliezh­eim noch nie aufgestieg­en wären. 1979 und 1985 etwa schafften die Rot-Weißen den Sprung in der B-Klasse (heute Kreisklass­e) und wurden dort 1989 und 1996 sogar Vizemeiste­r. 2003 ging es erneut hinauf in die Kreisklass­e. Aktuell spielt der SCU wieder auf unterster Fußball-Ebene – beziehungs­weise spielt wegen „Corona“nicht. Was ärgerlich ist: In der unterbroch­enen Saison der B-Klasse West III steuern die Unterliezh­eimer mit 16 Siegen aus 17 Spielen klar auf Titelkurs.

Stolze 180 Mitglieder zählt der Dorfverein in seinen Abteilunge­n Fußball, Kinderturn­en, Gymnastik, Ski und Wandern sowie Tischtenni­s. Chef des Ganzen ist Peter Hurler. Und das bereits seit über 25 Jahren. „Für mich ist das Ehrenamt des Vorsitzend­en keine Belastung, sondern ein willkommen­er Ausgleich zum berufliche­n Alltag“, sagt Hurler, der tagsüber als „rechte Hand“von Landrat Leo Schrell arbeitet: „Die Trainingsa­bende und vor allem die sonntäglic­hen Spiele geben mir die Gelegenhei­t, meinen Freundeskr­eis, die Spieler und Fans unseres Vereins regelmäßig in geselliger Runde zu treffen.“

Darauf muss Hurler aktuell aus bekanntem Anlass weitgehend verzichten: „Corona hat auch beim SCU einiges verändert.“Er habe von vielen Mitglieder­n, Spielern und Fans die Rückmeldun­g erhalten, dass sie die sozialen Kontakte wegen der unveränder­t geltenden Ausgangsbe­schränkung­en sehr vermissen. Und der Vorsitzend­e stellt fest: „Das geht mir selber auch so.“

Der Zeitpunkt für die Wiederaufn­ahme des regulären Spiel- und Trainingsb­etriebs ist noch nicht definitiv absehbar. Gleiches gilt für das gesellige Vereinsleb­en. Der SC Unterliezh­eim wurde an Weihnachte­n 1959 wiedergegr­ündet. „Deshalb hätten wir gerne in diesem Jahr die Kesseltalm­eisterscha­ft ausgericht­et und mit dem Turnier die Feier des Vereinsjub­iläums verbunden“, sagt Peter Hurler: „Wegen der aktuellen Lage in der Corona-Pandemie, den staatliche­n Vorgaben und der jüngsten Entscheidu­ng des Fußballver­bandes, zunächst bis 31. August 2020 den Ball ruhen zu lassen, können wir das Jubiläum leider erst im Jahr 2021 feiern.“

In den rund sechs Jahrzehnte­n seit Wiedergrün­dung behauptete sich der SC Unterliezh­eim – entgegen dem Trend zu Fusionen oder Spielgemei­nschaften – eigenständ­ig im Liga-Spielbetri­eb. Während in einigen Dorfverein­en wegen Spielerman­gel sogar gar kein Fußball mehr gespielt wird. „Dies allein ist als großer Erfolg zu werten und hat mehrere Gründe“, nimmt Hurler auf die „Vitalität“seines SCU Bezug und erklärt: „Bei uns hat seit jeher die Pflege der Kameradsch­aft, ein sehr gutes Miteinande­r zwischen Spielern, Fans und Ehrenamt sowie ergänzend dazu eine über viele Jahre hinweg in hohem Maße engagierte Jugendarbe­it Tradition. Und darauf bin ich sehr stolz.“

Dies, so der Vorsitzend­e, seien die entscheide­nden Faktoren, „dass wir heute mit berechtigt­en Ambitionen für die nächsthöhe­re Spielklass­e eine junge, engagierte und talentiert­e Mannschaft im Spielbetri­eb haben, mit Andreas Hurler als hoch motivierte­m Spielertra­iner“. Sportlich passt es also im Verein. Aber auch organisato­risch und gesellscha­ftlich: „Ich schätze bei uns in besonderer Weise das sehr ausgeprägt­e ehrenamtli­che Engagement, in dem sich alle Generation­en wiederfind­en. Wir fühlen uns als große Familie“, so Hurler. Ob der Betrieb des Sportheime­s, die Anlagen- und Sportplatz­pflege, der Reinigungs­dienst, die Trikotpfle­ge oder die Organisati­on und Durchführu­ng der Vereinsver­anstaltung­en, alles werde ehrenamtli­ch aus Verbundenh­eit zum Verein geleistet. Peter Hurler: „Viele unserer jungen Spieler lassen sich dabei einbinden. Auch hier lebt der Mannschaft­s- und Teamgeist.“

So leistet der SC Unterliezh­eim als unveränder­t aktiver Verein einen wichtigen Beitrag zu einer lebendigen Dorfgemein­schaft. Der Faschingsb­all, den man vor Corona im Januar noch abhalten konnte, das Pokalturni­er sowie das Wein- und Schlachtfe­st und die Winterwand­erung seien nur beispielha­ft erwähnt. Der Vorsitzend­e: „Deshalb hoffe ich sehr, dass es ab September wieder möglich sein wird, in den Trainingsu­nd Spielbetri­eb einzusteig­en und in gewohnter Weise die Vereinsfes­te abhalten zu können und die Menschen wieder regelmäßig zu treffen, die mir persönlich wichtig sind.“

● Zur Serie: Das Corona-Virus hat aktuell auch das Vereinsleb­en weitestgeh­end lahmgelegt. Gerade in solch außergewöh­nlichen Zeiten gilt: Manche „gewöhnlich­en“, ja scheinbar so selbstvers­tändlichen Dinge schätzt man erst richtig, wenn man sie plötzlich nicht mehr hat. Etwa den Verein vor Ort. Der hatte es in den vergangene­n Jahren nicht immer einfach. Das veränderte Freizeitve­rhalten unserer Gesellscha­ft, vor allem bei Jugendlich­en, sorgte nicht selten für Geringschä­tzung und Mitglieder­schwund. In unserer Serie „Klein, aber fein – mein Sportverei­n“erzählen uns Menschen, was ihnen an ihrem Sport- oder Schützenve­rein so sehr gefällt.

 ?? Archivfoto: J. Roderfeld ?? Als „rechte Hand“des Landrats ist Peter Hurler (Bild) tagsüber eingespann­t. Sein Vorsitzend­en-Amt beim SC Unterliezh­eim sieht es nicht als Belastung, sondern als Ausgleich zum Beruf.
Archivfoto: J. Roderfeld Als „rechte Hand“des Landrats ist Peter Hurler (Bild) tagsüber eingespann­t. Sein Vorsitzend­en-Amt beim SC Unterliezh­eim sieht es nicht als Belastung, sondern als Ausgleich zum Beruf.

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