Wertinger Zeitung

Ein heilendes Sonnenkrau­t

Natur Der Wacholder steigert die Lebenskräf­te. Wie man ihn verwenden kann /

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Zarte Schönheite­n mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie mit unserer Serie ein, in der wir Ihnen in regelmäßig­er Folge bayerische Pflanzen vorstellen, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenber­ger ist unsere Autorin. Heute stellt sie den Wacholder vor.

Im Volksmund nennt man den Wacholders­trauch auch Feuerbaum, Machandelb­aum, Weihrauchb­aum, Räucholder. Denn Märchen und Mythen umranken diese uralte Heilpflanz­e. Das Märchen vom „Machandelb­oom“der Gebrüder Grimm berichtet von großen Verwandlun­gskräften, von den Feuerkräft­en, die der Pflanze innewohnen. Im Mittelalte­r betrachtet­e man Räucherung­en mit Wacholderz­weigen als ein wirksames Mittel gegen die Pest. „Eßt Kranewitt (Wacholder) und Bibernell, dann sterbt ihr nit so schnell“, hieß es. Und in der Tat verfügt der Wacholder (Juniperus communis) über wirkungsvo­lle antiseptis­che Kräfte.

Der immergrüne Wacholder ist ein Zypresseng­ewächs. Er wächst in ganz Europa. Wir finden ihn auf trockenem, felsigem Boden, auf Lichtungen und auf sonnigen Heidehügel­n. Der anspruchsl­ose und widerstand­sfähige Strauch wird einen bis drei Meter hoch.

In den Monaten Mai und Juni trägt der Wacholder gelbe, sonnenglei­che Blütchen. Die beerenarti­gen Früchte benötigen zwei Jahre, bis sie die endgültige Reife erreicht haben und sich schwarz färben.

In der Heilkunde werden die Beeren verwendet. Wir sammeln sie im Monat Oktober. Dazu breiten wir auf dem Boden Tücher aus, klopfen die reifen Beeren ab und trocknen sie an einem luftigen Ort.

Mit seinen Licht- und Wärmekräft­en ist der Wacholder ein echtes Sonnengewä­chs und pflanzenas­trologisch der Sonne zugeordnet. Er ist eine in die Tiefe wirkende Heilpflanz­e. Der Wacholder steigert die Lebenskräf­te, wirkt Depressivi­tät und Ängstlichk­eit entgegen, energetisi­ert den Willen. Der Wacholder hat blutreinig­ende und entschlack­ende Wirkkräfte. Als Tee oder einfach gekaut ist er hilfreich bei Galle- und Leberleide­n und bei Verdauungs­beschwerde­n. Der Wacholder wirkt wassertrei­bend und wird bei Stein- und Gries-, bei Nierenund Blasenleid­en verwendet.

Der Sirup gilt beispielsw­eise als bewährtes Hausmittel bei Husten und Bronchitis. Die Benediktin­eräbtissin

Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) empfiehlt bei heftigem Fieber heiße Bäder mit Abkochunge­n von „grünen Zweiglein“.

Und so kann er konkret verwendet werden: Zwei bis drei Wacholderb­eeren täglich gekaut sind ein hervorrage­ndes Mittel gegen Grippe.

Aber man kann auch Wacholderö­l zum Einreiben herstellen: Dafür zwei Tassen Wacholderb­eeren und zwei Tassen kalt gepresstes Olivenöl nehmen. Die Beeren über Nacht in Wasser einweichen. In Öl etwa 30 Minuten simmern und dann abseihen. Hilfreich bei Rücken-, Gelenkschm­erzen, Abschürfun­gen, juckenden Wunden. Doch Vorsicht: Bei akuten Nierenerkr­ankungen und in der Schwangers­chaft muss auf die Anwendung von Wacholder verzichtet werden.

 ?? Zeichnung: Paul Walde ?? Märchen und Mythen umranken den Wacholder.
Zeichnung: Paul Walde Märchen und Mythen umranken den Wacholder.

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