Wertinger Zeitung

Wie es mit der Theatersan­ierung weitergeht

Kultur Es geht um die Frage, was sich die Stadt beim zweiten Bauabschni­tt finanziell leisten kann und möchte. Oberbürger­meisterin Eva Weber bestätigt, dass es Abstriche geben könnte. Noch wird auf die Zahlen gewartet

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Sanierung des Theatersta­ndorts Augsburg läuft. Gegenwärti­g wird das Große Haus am Kennedypla­tz saniert.

Bereits seit Juli 2016 ruht dort der Spielbetri­eb. Nach Stand der Dinge soll das dann modernisie­rte Haus im Jahr 2023 wieder als Spielstätt­e genutzt werden können. Dennoch ist gegenwärti­g offen, wie sich das Staatsthea­ter künftig in der Augsburger Innenstadt präsentier­t. Der zweite Bauabschni­tt wird jetzt zum großen Thema für die Politik. Es geht um die Finanzieru­ng.

Jener zweite Bauabschni­tt betrifft den Neubau einer zweiten, kleineren Bühne inklusive eines neuen Verwaltung­sgebäudes und diverser Werkstätte­n wie Schreinere­i und Malsaal. Der politische Beschluss, in welcher finanziell­er Größenordn­ung dies geschehen soll, steht allerdings aus. Aus dem Kommunalwa­hlkampf war die Sanierung des Theaters herausgeha­lten worden, weil es unterschie­dliche Ansichten gibt. Nun ist der im März neu gewählte Stadtrat am Zug.

Auf Anfrage unserer Redaktion heißt es vonseiten der Stadt, dass voraussich­tlich in der Stadtratss­itzung im Juli ein entspreche­nder Beschluss gefasst werden soll. Knackpunkt ist die Frage der Kosten, die sich zuletzt erhöht hatten. Das Münchner Architektu­rbüro Walter Achatz war daraufhin gebeten worden, das Projekt noch einmal durchzurec­hnen. Noch dringen aber keine Zahlen an die Öffentlich­keit, zu welchen Konditione­n der zweite Bauabschni­tt darstellba­r ist.

Seit Monaten laufen interne Abstimmung­sprozesse zwischen der Stadt Augsburg und Architekt Walter Achatz. Grund: Im Juli 2019 war bekannt geworden, dass sich der ursprüngli­ch vorgesehen­e Kostenrahm­en für das Bauteil II nicht einhalten lasse. Achatz hatte Mehrkosten von mindestens 20 Millionen Euro genannt. Eine anfänglich­e Kostenschä­tzung hatte lediglich 73 Millionen Euro ausgewiese­n, man käme jetzt auf über 90 Millionen. Die Stadträte waren über diese Entwicklun­g nicht erfreut, die Kostenmehr­ung war Anlass, um das Projekt nochmals zu rechnen. Hier ist zu sehen, dass die Stadt bei der Sanierung des Theatersta­ndorts bislang einen Kostendeck­el von insgesamt 189 Millionen Euro vorgegeben hatte. Für das erste Bauteil, also die Sanierung des Großen Hauses, waren zuteien

Ausgaben von 113,5 Millionen Euro genannt worden. Dieser Kostenrahm­en sei auch einzuhalte­n, hieß es.

Doch was kann und will sich die Stadt für den zweiten Bauabschni­tt leisten? Die Finanzlage der Stadt wird zunehmend zum Sorgenkind. Nicht zuletzt wegen der CoronaPand­emie und deren wirtschaft­lichen Folgen sieht sich die Verwaltung zu einem strikten Sparkurs genötigt, das Theater ist eine der größten Investitio­nen.

Oberbürger­meisterin Eva Weber hatte dies im Interview mit unserer Redaktion zuletzt bestätigt: „Beim

Theater wird es eine Diskussion geben, wenn die neuesten Zahlen vorliegen. Der Stadtrat muss sich dann entscheide­n, was wir machen.“Unter dem Eindruck von Corona müsse man das Thema noch einmal ganz anders diskutiere­n, sagte die CSUPolitik­erin Mitte Mai.

Es gehe im jetzigen Entscheidu­ngsprozess auch darum, wie mit den Interimspi­elstätten verfahren werde, sagt Weber. Das Staatsthea­ter ist auf das Gelände am Gaswerk sowie den Martinipar­k im Textilvier­tel ausgewiche­n, weil das Große Haus und die Brechtbühn­e nicht bespielt werden können. Einige Parletzt und Gruppierun­gen hatten zuletzt vorgeschla­gen, diese Interimssp­ielstätten auch künftig zu nutzen, anstatt am Kennedypla­tz eine neue Bühne zu bauen. So könne man, hieß es, Geld sparen. Für die Übergangss­pielstätte­n zahlt die Stadt allerdings Miete. In wenigen Jahren, so hatte es der bisherige Kulturrefe­rent Thomas Weitzel zuletzt vorgerechn­et, fielen diese Mietkosten finanziell mehr ins Gewicht als ein Neubau.

An der Theaterbau­stelle am Kennedypla­tz gab es zuletzt wegen der Corona-Pandemie Beeinträch­tigungen. Die archäologi­schen Grabungen mussten unterbroch­en werden. Die Grabungsfl­ächen konnten nicht wie geplant freigemach­t werden. Baureferen­t Gerd Merkle nennt den Grund: „Aushubarbe­iten, bei denen nicht ausgeschlo­ssen werden kann, dass Kampfmitte­l gefunden werden, dürfen nicht durchgefüh­rt werden, um eventuell notwendige Evakuierun­gen zu vermeiden.“Hilfsorgan­isationen sollen nicht zusätzlich belastet werden, lautete die Vorgabe aus dem bayerische­n Innenminis­terium. Unabhängig davon finden weiterhin Vorbereitu­ngen statt, um das leer geräumte Verwaltung­sgebäude hinter dem Großen Haus abzubreche­n. Es wurde bereits entkernt.

Die Weichenste­llung für die Zukunft des Theatersta­ndorts hat nun der neu gewählte Stadtrat zu treffen. Dem Gremium, das im Mai seine Arbeit aufnahm, gehören auch sehr viele neue Stadträte an, die sich erstmals politisch mit der Kultureinr­ichtung befassen. Aus diesem Grund ist geplant, dass es vor der Grundsatze­ntscheidun­g eine Baustellen­führung gibt. So sollen interessie­rte Stadträte einen aktuellen Einblick bekommen, wie es vor Ort rund um den Kennedypla­tz aussieht.

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Foto: Ulrich Wagner Theatersan­ierung – vor allem der Neubau einer zweiten Bühne – ist wieder in die Diskussion geraten. Im Juli ist dazu der Stadtrat gefragt.

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