Polizei löst Abifeier in Neusäß auf
Mehrere Leute werden angezeigt. Ein Vater fragt: Muss das sein?
Neusäß Die offiziellen Abiturfeiern sind in diesem Jahr wegen der Corona-Krise abgesagt. Die rund 60 Neusässer Gymnasiasten, die ihre Prüfungen hinter sich gebracht haben, wollten trotzdem miteinander feiern und trafen sich auf einer Wiese bei Westheim. Doch die gesellige Feier fand ein abruptes Ende: Die Polizei löste das Treffen auf.
Wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt, hatte eine Privatperson gegen 15.30 Uhr bei der Polizei angerufen und „eine größere Menschenansammlung“auf der Wiese gemeldet. Die Bereitschaftspolizei sei danach mit mehreren Fahrzeugen ausgerückt, bestätigt Rainer Pabst vom Polizeipräsidium Augsburg-Nord. Die jungen Leute seien bei Ankunft der Polizei in alle Richtungen davongelaufen, rund 20 seien noch angetroffen worden. Sie erwarte nun eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz. Die jungen Leute hätten sich einsichtig gezeigt und auf dem Gelände alles sauber gemacht, so der Polizeisprecher. Pabst begründet den Einsatz damit, dass die Polizei angehalten sei, Ansammlungen von Menschen, in denen die Abstände nicht beachtet werden, zu unterbinden.
Der Vater eines Abiturienten wandte sich an unserer Zeitung, weil er das Eingreifen der Polizei für nicht verhältnismäßig hält. Er wisse, dass solche Feiern verboten sind, aber seiner Meinung nach müsse es nicht sein, dass den Schilderungen seines Sohnes zufolge die Polizei mit drei Kleinbussen anrücke und die Beamten Jugendliche übers Feld „wie die Hasen jagen“. Die Abiturienten seien auch in den vergangenen Wochen in der Schule und bei den Prüfungen zusammen gewesen, sagt der Vater. Nach seiner Information muss pro Kind wegen der Ordnungswidrigkeit eine Strafe von 178 Euro gezahlt werden. Die Neusässer Abiturienten seien nicht die Einzigen gewesen, die sich noch einmal treffen wollten, da sie sich dann in alle Winde zerstreuen. Auch am Lech haben es ähnliche Feiern gegeben, so der Vater aus Neusäß.
Neusäß ist kein Einzelfall, auch in Königsbrunn wurde eine Abifeier aufgelöst. Wie die Polizei mitteilte, bemerkte am vergangenen Freitag gegen 23.30 Uhr eine Funkstreifenbesatzung über 100 Jugendliche in der Nähe des Königsbrunner Gymnasiums. Wie sich herausstellte, waren es zum größten Teil Abiturienten, die den Abschluss der schriftlichen Abiturprüfungen feierten. Die Polizisten wiesen auf die Kontaktbeschränkungen hin und baten die Gruppe, Lärm zu vermeiden und den Müll zu beseitigen.
Laut Polizeibericht wurde einer der Beamten aus der Menge heraus grundlos beleidigt. Die Polizisten sprachen einen Platzverweis gegen den Heranwachsenden aus. Nachdem der sich nicht entfernt hatte, wurde er in Gewahrsam genommen. Zur Unterstützung der Bobinger Funkstreifenbesatzung waren noch weitere Streifen vor Ort. Der Einsatz konnte im weiteren Verlauf ohne weitere Zwischenfälle beendet werden.