Wertinger Zeitung

Mit Mundschutz im Stadion

Fußball Zweitliga-Profi Robert Strauß vom 1. FC Heidenheim berichtet über seinen Alltag mit Geisterspi­elen und wie sich das Hygienekon­zept auswirkt

- Interview: Thomas Unflath

Heidenheim/Harburg-Großsorhei­m Seit Januar 2012 steht Robert Strauß inzwischen beim Zweitligis­ten 1. FC Heidenheim unter Vertrag. Der in seinem Heimatort Großsorhei­m (Landkreis Donau-Ries) lebende 33-Jährige hat mit dem Team von der Ostalb den Sprung in Liga zwei geschafft, sich dort über Jahre etabliert, und inzwischen klopft der FCH als Tabellenvi­erter sogar ans Tor zur Fußball-Eliteliga. Allerdings sitzt der Außenverte­idiger inzwischen fast nur noch auf der Bank, kam auch aufgrund von Verletzung­en in dieser Saison nur zu drei Einsätzen (insgesamt 189 Zweitliga-Spiele). Und dann schlug auch noch Corona zu ... Im Gespräch berichtet Strauß über seinen aktuellen Alltag in Zeiten von Geisterspi­elen.

Seit dem „Re-Start“wurden nun vier Geisterspi­ele absolviert. Wie nehmen das Team und Sie persönlich diese besondere Atmosphäre im Vergleich zum normalen Stadionbet­rieb wahr? Strauß: Klar, die gemeinsame Zeit in der Kabine vor dem Spiel ist deutlich kürzer, die Wege werden mit Mund-Nasen-Schutz zurückgele­gt, und auch während des Spiels sitzen die Beteiligte­n damit am Spielfeldr­and. Natürlich fehlen uns vor allem die Zuschauer im Stadion. Aber das Wichtigste – nämlich das Spiel auf Platz – findet so wie immer statt. An die anderen Dinge gewöhnt man sich, auch wenn wir alle hoffen, bald wieder zum normalen Spielbetri­eb mit Zuschauern im Stadion zurückkehr­en zu können.

Wie wirkt sich das detaillier­te Hygienekon­zept im Alltag auf dem Trainingsg­elände wie auch im privaten Bereich aus?

Strauß: Es fehlt uns allen natürlich die typische Kabinenatm­osphäre einer Mannschaft. Momentan kommen wir komplett fertig zum Training, und anschließe­nd fahren wir direkt zum Duschen nach Hause. Das Zusammense­in auch vor und nach einem Training fällt aufgrund der aktuellen Situation weg. Trotzdem muss man versuchen, auf dem Platz als Einheit zu funktionie­ren. Da wir uns in Heidenheim schon immer über das Team definiert haben, bekommen wir das gut hin. Im privaten Bereich befinden wir uns bis zum Ende der Saison in einer Art „Quarantäne“. Private Kontakte außerhalb der eigenen Familie sind zu vermeiden. Wir halten uns eigentdem lich nur im Haus oder am Arbeitspla­tz auf und versuchen die Gefahr einer Ansteckung auf ein Minimum zu reduzieren. Dazu gehören auch zwei Corona-Tests pro Woche, um den sicheren Spielbetri­eb aufrechter­halten zu können.

Nach dem 3:0 gegen Erzgebirge Aue ist der FCH weiter mitten im Aufstiegsr­ennen. Was rechnet sich die Mannschaft gegen die favorisier­ten Konkurrent­en Arminia Bielefeld, Hamburger SV und VfB Stuttgart aus?

Strauß: Wir sind fünf Spieltage vor Saisonende in Schlagdist­anz und werden jetzt alles dafür tun, noch mal anzugreife­n. Wir spielen unter anderem gegen die direkten Konkurrent­en Hamburg und Bielefeld. Aber auch in den anderen Spielen kann jetzt jeder Punkt entscheide­nd für uns sein. Deswegen werden wir unserer Strategie auch treu bleiben und uns immer zu 100 Prozent auf das nächste, anstehende Spiel konzentrie­ren. Das ist am Samstag dann die Partie bei Hannover 96.

Am vergangene­n Sonntag habt ihr 3:0 gewonnen. Kann man aber in Zeiten von Geisterspi­elen überhaupt noch von einem Heimvortei­l sprechen?

Strauß: Was für ein typisches Heimspiel fehlt, ist natürlich die Unterstütz­ung der eigenen Fans. Aber dennoch kann eine Mannschaft durch ihr Auftreten zeigen, dass sie in ihrem eigenen Stadion spielt. Den Gegnern steckt die Anreise in den Beinen, sie spielen nicht in ihrer gewohnten Umgebung, und gerade in Heidenheim ist es für unsere Gegner nicht immer einfach zu spielen. Wenn wir diese Vorteile mit eigenen mutigen und selbstbewu­ssten Auftreten kombiniere­n, denke ich, dass wir in Heimspiele­n sehr schwer zu besiegen sind.

Die Partie gegen Aue war aus verschiede­nen Gründen erst Ihr dritter Einsatz in dieser Saison. Wie gehen Sie damit um, und was erhoffen Sie sich noch für die kommenden Partien? Strauß: Das ist für mich kein Problem. Es ist meine 17. Saison als Profi. Ich habe gelernt, dass das absolut Wichtigste der Erfolg der Mannschaft ist. Ob ich selbst spiele, auf der Bank sitze, nicht im Kader oder verletzt bin, spielt im großen Ganzen nur eine untergeord­nete Rolle. Ich versuche, die mir in der jeweiligen Situation zugeteilte Rolle bestmöglic­h auszufülle­n, und weiß, dass auch ich meinen Teil zum Funktionie­ren der Mannschaft und zu unserem Erfolg beitrage.

Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Ist schon eine Entscheidu­ng gefallen, wie es weitergeht?

Strauß: Aufgrund der aktuellen Situation gab es zwischenze­itlich wichtigere Dinge für den Verein, als über meine persönlich­e Zukunft zu sprechen. Ich denke, dass sich in den nächsten Wochen Gespräche ergeben werden, wie es weitergeht. Klar ist, dass ich sehr glücklich in Heidenheim bin und ich mit Sicherheit dem FCH treu bleiben werde. Ob das als Fußballspi­eler auf dem Platz oder in anderer Funktion sein wird, werden wir in naher Zukunft besprechen.

 ?? Foto: Roland Wittek, GettyImage­s ?? Für Robert Strauß (unten Mitte) und seine Teamkolleg­en egelten außerhalb des Spielfelde­s dieselben Abstands- und Hygienereg­eln wie für alle anderen. Das bedeutet Abstand halten und Maske tragen.
Foto: Roland Wittek, GettyImage­s Für Robert Strauß (unten Mitte) und seine Teamkolleg­en egelten außerhalb des Spielfelde­s dieselben Abstands- und Hygienereg­eln wie für alle anderen. Das bedeutet Abstand halten und Maske tragen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany