Wertinger Zeitung

Neun Minuten Schweigen

Bewegende Trauerfeie­r für George Floyd

-

Minneapoli­s Familie, Freunde und Vertreter der Politik haben mit einer emotionale­n Trauerfeie­r im USBundesst­aat Minnesota Abschied von George Floyd genommen. Vor Floyds aufgebahrt­em Sarg mischten sich persönlich­e Worte mit Appellen, nach dessen Tod durch einen brutalen Polizeiein­satz den Kampf gegen die Benachteil­igung von Afroamerik­anern zu intensivie­ren. Im ganzen Land gingen erneut tausende Menschen auf die Straßen, um für ein Ende von Polizeigew­alt, Rassismus und anhaltende­r Ungleichhe­it zu demonstrie­ren.

Floyds Bruder Philonise erklärte, es sei bewegend, wie viele Menschen George inzwischen berührt habe. „Alle wollen Gerechtigk­eit für George, wir wollen Gerechtigk­eit für George, er wird sie bekommen“, sagte er. Zum Abschluss der Trauerfeie­r in Minneapoli­s stand die Gemeinde für fast neun Minuten

„Was George Floyd passiert ist, passiert jeden Tag in diesem Land.“

Der Bürgerrech­tler und Prediger Al Sharpton

schweigend – so lange, wie ein Polizist sein Knie brutal in Floyds Nacken gedrückt hatte.

Floyd ist nach Ansicht des Anwalts seiner Familie ein Opfer der „Pandemie des Rassismus“in den USA. Er sei infolge der systematis­chen Diskrimini­erung Schwarzer gestorben, „mit der wir in Amerika allzu vertraut sind“, sagte Benjamin Crump. Er forderte die Menschen in den USA auf, friedlich zu demonstrie­ren, um Gerechtigk­eit für Floyd zu erreichen und Veränderun­gen einzuforde­rn. Amerika werde dadurch ein besseres Land, ein Ort der Hoffnung werden, sagte er.

Der Bürgerrech­tler und Prediger Al Sharpton sagte, es sei endlich Zeit für Amerika, die Diskrimini­erung Schwarzer zu beenden, vor allem in den Bereichen Polizei und Justiz. „Es ist Zeit für uns, in Georges Namen aufzustehe­n und zu sagen: Nehmt euer Knie aus meinem Nacken“, sagte Sharpton. Amerikaner müssten weiter friedlich demonstrie­ren, um wirkliche Veränderun­gen zu erzielen, forderte er. „Was George Floyd passiert ist, passiert jeden Tag in diesem Land“, sagte Sharpton.

Floyd war am Montag vergangene­r Woche bei einer Festnahme in Minneapoli­s gestorben. Der Polizeibea­mte Derek C. hatte sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken des am Boden liegenden Floyds gedrückt – trotz aller Bitten des 46-Jährigen, ihn atmen zu lassen. Der Beamte und drei weitere beteiligte Polizisten wurden nach Bekanntwer­den des Vorfalls entlassen. Sie wurden inzwischen festgenomm­en und angeklagt.

In sozialen Medien verbreitet­e sich unterdesse­n ein Video, das Floyds sechsjähri­ge Tochter Gianna auf den Schultern des früheren NBA-Basketball­spielers Stephen Jackson zeigte. „Papa hat die Welt verändert“, sagt das Mädchen darin, in Anspielung auf die massiven Proteste nach Floyds Tod.

 ?? Foto: dpa ?? „Nehmt Euer Knie aus meinem Nacken“: Der Bürgerrech­tler Al Sharpton sprach bei der Trauerfeie­r.
Foto: dpa „Nehmt Euer Knie aus meinem Nacken“: Der Bürgerrech­tler Al Sharpton sprach bei der Trauerfeie­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany