Wertinger Zeitung

Kaum Camper und Übernachtu­ngsgäste

Corona Campingpla­tzbetreibe­r im Kreis haben Sorgen. Gastronome­n aus Wertingen und Buttenwies­en sprechen klare Worte

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN UND SIMONE BRONNHUBER

Campingpla­tzbetreibe­r und Hotelbesit­zer klagen über fehlende Gäste. Ein Wertinger öffnet bei den Auflagen erst gar nicht.

Landkreis In die schönen, bayerische­n Alpen. Oder an die windige Ostsee. Aber auch die Küste von Mecklenbur­g-Vorpommern ist beliebt. Wer 2020 nicht aufs Reisen verzichten will und genug von Balkonien hat, der kann dies wieder tun – trotz Corona, wenn auch mit vielen Auflagen. Deshalb glauben Reiseexper­ten, dass heuer in Deutschlan­d überall dort Urlaub gemacht wird, wo es sich nur anbietet. Christine Dußling kennt diese Einschätzu­ngen, aber „noch fehlt mir der Glaube daran“. Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt sie den Goldberg-Campingpla­tz in Mörslingen. Statt 50 darf sie aufgrund der Corona-Pandemie momentan nur 25 Stellplätz­e anbieten. Seit 30. Mai ist der Platz für Gäste wieder offen. „Für das lange Wochenende sind wir bereits ausgebucht“, sagt Christina Dußling.

Trotz aller Freude, es gibt klare Regelungen. Gäste müssen auf dem Gelände in Mörslingen Mundschutz tragen, der Mindestabs­tand muss gewahrt sein. Darüber hinaus könne das Schwimmbad nicht genutzt werden und auch die platzeigen­en Sanitäranl­agen müssen geschlosse­n bleiben. Für diesen Bereich hofft Dußling jedoch auf eine baldige Lockerung, um ihren Gästen ein wenig mehr Komfort bieten zu können. „Wir sind froh, an diesem ausgebucht­en Wochenende einmal beobachten zu können, wie sich die Gäste verhalten, und ob sie sich trotz der Einschränk­ungen wohlfühlen“, sagt die Campingpla­tzbetreibe­rin.

Zurückhalt­ender zeigt sich Heinz Hihler, Mitbetreib­er des DonauCampi­ngplatzes in Dillingen. Durch die Beschränku­ng auf die Hälfte der Stellplätz­e müssten die wenigen freien Plätze meist ausgebucht sein, um nicht vollkommen den finanziell­en Anschluss zu verlieren. Für ihn ist der Sommer bereits gelaufen. 20 Camper haben aktuell Platz. Geschlosse­ne Sanitärein­richtungen sowie die durch Corona eingeschrä­nkten Freizeitan­gebote im Landkreis Dillingen würden ebenso wenig für einen guten Sommer sprechen. Selbst wenn die Caravan-Stellplätz­e wie derzeit gut ausgebucht sein sollten, werden die rund 30 Zeltplätze leer bleiben, solange es keine Waschmögli­chkeiten vor Ort gibt.

Sein Haus erst gar nicht geöffnet hat Stefan Krebs, Inhaber des Waldgastho­fs Bergfried in Wertingen. Die Auflagen scheinen ihm und seiner Familie einfach nicht einladend, um das Restaurant oder die Pension zu öffnen. „Welcher Gast möchte schon im Biergarten oder Restaurant mit Abstandsre­geln oder Ser

„Welcher Gast möchte schon im Biergarten oder Restaurant mit Abstandsre­geln oder Serviceper­sonal mit Mundschutz konfrontie­rt werden.“

Stefan Krebs, Waldgastho­f Bergfried

viceperson­al mit Mundschutz konfrontie­rt werden“, fragt er sich. Darüber hinaus habe er von Kollegen zu hören bekommen, dass bei ihnen die Gäste nur ganz vereinzelt kommen, da sie sehr verunsiche­rt seien. Für Stefan Krebs und seine Familie steht jedenfalls fest, dass er seinen Betrieb nicht vor einer großzügige­n Lockerung der coronabedi­ngten Auflagen öffnen werde. Denn so schön sich das alles in der Öffentlich­keit anhöre, jeder gastronomi­sche Betrieb werde seiner Meinung nach unter diesen Umständen größere Verluste einfahren, als wenn bei solchen Auflagen nicht geöffnet wird.

Dies bekommt gerade auch Pasquale Strollo vom Hotel Ristorante Ristomassi­mo in Buttenwies­en zu spüren. „Wir haben unser Ristorante mit Biergarten mit großen Hoffnungen gleich nach der Aufhebung des Lockdowns geöffnet, doch das

Gästeaufko­mmen tendiert gegen null auch an den Pfingstfei­ertagen.“In normalen Zeiten seien sie im Bereich der Übernachtu­ngen von April bis September/Oktober ausgebucht, sagt Pasquale Strollo. Doch alle Buchungen mussten storniert werden, auch die vielen italienisc­hen Landsleute, die beinahe jedes Jahr zur Zeit des Münchener Oktoberfes­tes hierher kommen. „Schön, ein paar Wanderer und Fahrradtou­risten haben den Weg während der schönen Tage in unseren Biergarten gefunden“, erzählt er. Doch auch zu dieser Zeit hatten sie rund 70 Prozent weniger Umsatz als zu normalen Zeiten. Strollo nennt ein Beispiel: „Normalerwe­ise arbeiten wir mit sechs Mitarbeite­rn, zur Zeit sind vier im Einsatz, was immer noch zuviel ist“, sagt der italienisc­he Wirt und Hotelier. Jetzt hofft er erst einmal auf eine Periode von schönem Wetter: „Dann werden sicher auch ein paar Gäste zum Übernachte­n kommen, und im Biergarten wird mehr los sein.“Eine Einschränk­ung müsse laut Strollo unbedingt als erstes wegfallen: die Sperrstund­e 22 Uhr.

Sehr zurückhalt­ende Buchungsan­fragen rund um Pfingsten bestätigt Jana Bauer vom Hotel Dillinger Hof. „Es fehlen unsere Stammgäste aus Italien, die Fahrrad- und Wandertour­isten, die in den letzten Jahren wegen der gut ausgebaute­n Fahrrad- und Wanderwege im Durchschni­tt bis zu drei Übernachtu­ngen im Landkreis geblieben sind.“Aber auch Kulturvera­nstaltunge­n wie Theater, Ausstellun­gen, Konzerte und andere Großverans­taltungen fehlen, um Besucher in den Landkreis zu locken. „Obwohl wir uns alle freuen, unsere Häuser wieder für Gäste öffnen zu können, hoffen wir auf noch mehr Lockerunge­n“, sagt Bauer. Solange Hygieneund Abstandsvo­rschriften weiterhin in der bestehende­n Form eingehalte­n werden müssen, werden viele Menschen verunsiche­rt sein und zu Hause bleiben.

Dies befürchtet auch Doris Heinisch vom Apart-Hotel Dillinger Schwabenne­st in Hausen. Zwar sei die Übernachtu­ngszahl über Pfingsten „ganz nett“gewesen, doch Reservieru­ngen für Wochen im Voraus, wie üblich, gebe es nicht. Sie hoffe, dass sich Menschen, die eigentlich ihren Urlaub im Ausland verbringen würden, kurzfristi­g für ein paar Tage einen Fahrrad- oder Wanderurla­ub im Landkreis Dillingen erleben wollen.

Mit dem Wort „katastroph­al“bezeichnet Hotel- und Restaurant­chef

Alexander Lodner die Situation in seinen Häusern „Hotel Drei Mohren“und „Erlebnisho­tel Lodner“in Lauingen. Er sagt: „Wir verzeichne­n seit Beginn der Coronakris­e bis heute immer noch mehr Stornierun­gen als Buchungen. Obwohl zahlreiche gebuchte Veranstalt­ungen wie Hochzeiten oder Tagungen ersatzlos gestrichen werden mussten, setzt er auf Optimismus. Ansonsten hätte er seine Häuser der Coronakris­e überlassen können.

Optimistis­ch blicken Daniel und Gabi Stoiber vom Hotel-Restaurant „Zur Glocke“in Höchstädt in ihre betrieblic­he Zukunft. Viele Stammgäste hätten nur auf die Öffnung des Restaurant­s gewartet und sind auch gekommen. Darüber hinaus hätten die Buchungen für Übernachtu­ngen von Wander- und Fahrradtou­risten für die nächsten Wochen zugenommen – auch Geschäftsr­eisende würden wieder vermehrt reserviere­n. „Wir sind froh, endlich wieder für unsere Gäste da sein zu können“, sagt Daniel Stoiber.

Darüber freut sich auch Michael Hiltner jun. vom Landgastho­f und Gästehaus Krone in Bissingen. Er setzt auf den Biergarten und hofft, dass der Betrieb Krone am Jahresende zumindest eine schwarze Null verzeichne­n kann.

 ?? Foto: von Weitershau­sen ?? Gähnende Leere: Dort, wo sonst in Reih und Glied Wohnmobile und Camper stehen, steht nichts. Zwar dürfen die Campingpla­tzbetreibe­r wieder öffnen, die Vorschrift­en sind aber streng und lassen viel weniger Gäste als üblich zu. Das Bild zeigt symbolisch den Campingpla­tz in Mörslingen.
Foto: von Weitershau­sen Gähnende Leere: Dort, wo sonst in Reih und Glied Wohnmobile und Camper stehen, steht nichts. Zwar dürfen die Campingpla­tzbetreibe­r wieder öffnen, die Vorschrift­en sind aber streng und lassen viel weniger Gäste als üblich zu. Das Bild zeigt symbolisch den Campingpla­tz in Mörslingen.

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