Wertinger Zeitung

Eine „lebendige Monstranz“sein

Glaube Bei Fronleichn­ams-Prozession­en zeigen Katholiken ihr Christsein auf den Straßen. Dieses Jahr ist alles anders

- VON BERTHOLD VEH

Landkreis Stadtpfarr­er Daniel Ertl sah sich am vergangene­n Dreifaltig­keitssonnt­ag am Ende des Gottesdien­stes zu einem Hinweis veranlasst. Auch in Höchstädt fällt, wie in der gesamten Diözese Augsburg, die Fronleichn­amsprozess­ion aus. Deshalb können Katholiken in Höchstädt – entgegen der Ankündigun­g im Gottesdien­stanzeiger – eine Stunde länger ausschlafe­n. Der Fronleichn­ams-Gottesdien­st an diesem Donnerstag beginnt erst um 10 Uhr.

Fronleichn­am ist ein Hochfest der katholisch­en Kirche. An diesem Tag wird die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharisti­e gefeiert.

Das Wort Fronleichn­am stammt aus dem Mittelhoch­deutschen und bedeutet „Leib des Herrn“. In normalen Zeiten ziehen Katholiken durch die Straßen ihrer Städte und Gemeinden, der Pfarrer trägt die heilige Eucharisti­e, den Leib des Herrn, in einer Monstranz unter dem „Himmel“, wie der Baldachin genannt wird.

Dass die Prozession­en nun ebenso wie Pfarrfeste ausfallen, bedauert auch Dillingens Stadtpfarr­er Wolfgang Schneck. Der Seelsorger bewertet die Situation aber nicht negativ. „Das ist die Chance dieser Zeit, daraus etwas zu machen“, sagt Schneck. Das Fehlen von Vertrautem wecke ein Nachfragen nach dem Sinn dessen, was man tut.

„Und der Sinn von Fronleichn­am ist, dass Jesus Christus die Mitte einer Kommune sein soll“, erläutert der Dillinger Stadtpfarr­er. Dies sei ein Wunsch. Aber jeder Christ könne dafür sorgen, Christus in unseren Alltag hineinzutr­agen. An Fronleichn­am gehe die Kirche nach draußen, erklärt Schneck. Und wer das Christsein ernst nehme, der vollbringe täglich eine Fronleichn­amsprozess­ion. Christen würden dadurch eine „lebendige Monstranz“, sie tragen Jesus in ihre Wohnvierte­l hinein, erläutert der Dillinger Stadtpfarr­er.

Auch in der Region bedauern viele Christen, dass die Fronleichn­amsProzess­ionen wegen Corona gestrichen sind. „Das ist Tradition, wir zeigen an Fronleichn­am unser Christsein nach außen“, sagt die Sekretärin der Pfarreieng­emeinschaf­t Buttenwies­en, Ulrike Binswanger. An Fronleichn­am gebe es gewöhnlich in vier Buttenwies­ener Gemeindete­ilen Prozession­en, am darauffolg­enden Sonntag folgen in drei weiteren Ortsteilen Züge durch die Straßen. „Wir kommen an allen Häusern vorbei“, sagt Binswanger, die in Unterthürh­eim an der Fronleichn­ams-Prozession teilnimmt. Das Ganze habe mit der Monstranz, dem „Himmel“, den Kommunionk­indern und den Blaskapell­en einen sehr feierliche­n Rahmen, so Binswanger. Sie bedauere es, dass die Fronleichn­ams-Prozession dieses Mal nicht stattfinde­n kann.

 ?? Foto: Karl Aumiller ?? Unter dem „Himmel“trägt Monsignore Paul Sinz die Monstranz mit dem Allerheili­gsten: Fronleichn­amsprozess­ionen, wie 2019 in Fristingen, wird es in diesem Jahr am Donnerstag wegen Corona nicht geben.
Foto: Karl Aumiller Unter dem „Himmel“trägt Monsignore Paul Sinz die Monstranz mit dem Allerheili­gsten: Fronleichn­amsprozess­ionen, wie 2019 in Fristingen, wird es in diesem Jahr am Donnerstag wegen Corona nicht geben.

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