Wertinger Zeitung

Die Bankfilial­e in Villenbach macht zu

Wirtschaft Ab dem 1. August gibt es in der Gemeinde nur noch eine SB-Stelle der VR-Handels- und Gewerbeban­k. Darüber zeigt sich nicht nur Bürgermeis­ter Werner Filbrich maßlos enttäuscht

- VON BRIGITTE BUNK

Villenbach Ende vergangene­r Woche haben die Kunden der Villenbach­er Filiale der VR-Handels- und Gewerbeban­k ein Schreiben bekommen. Das Bankhaus mit Sitz in Gersthofen wandelt zum 1. August die Geschäftss­telle in Villenbach in eine Selbstbedi­enungs-Stelle um. Schon jetzt ist die Filiale dort coronabedi­ngt geschlosse­n. Zur Verfügung stehen nur der Geldautoma­t, ein Kontoauszu­gsdrucker und ein Briefkaste­n, in den Mitteilung­en oder Überweisun­gsträger eingeworfe­n werden können. Ein kleiner Stehtisch ermöglicht es, diese vor Ort zu schreiben.

„Am 1. Juli macht die Filiale noch mal für einen Monat auf“, weiß Villenbach­s Bürgermeis­ter Werner Filbrich, der sich maßlos enttäuscht über die angekündig­te Schließung der Filiale zeigt, die im Rathaus untergebra­cht ist. Wenn der Rathausche­f dort seine Amtsgeschä­fte erledigt, sieht er immer wieder Kunden ein- und ausgehen. Dabei sind auch Leute, die in Villenbach aufgewachs­en und dann weggezogen sind. Zum Beispiel ins angrenzend­e Augsburger Land, nach Hegnenbach oder Welden beispielsw­eise. Wo der Konkurrent vor Ort ist, wie Otmar Ohnheiser, früherer Bürgermeis­ter von Villenbach und ehemaliges Aufsichtsr­atsmitglie­d der VRHandelsu­nd Gewerbeban­k, anmerkt. Ohnheiser zeigt sich ebenso enttäuscht, denn er ist überzeugt: „Die Präsenz vor Ort ist die beste Werbung.“

Noch dazu direkt neben dem Kindergart­en. Er schätzt, dass drei Viertel der Villenbach­er von klein auf Kunde der VR-Bank sind. Gerne erinnert er sich selbst noch daran, wie er als Kind am Weltsparta­g zur Bank gelaufen ist, seine Spardose ausleeren ließ und sich über das kleine Geschenk gefreut hat. So was erzeuge eine Verbindung, die nicht so leicht durch andere Werbemaßna­hmen ersetzt werden könne. Und Kunden zu verlieren sei teuer.

Auch die Filialen in Biberbach, Steppach, Westendorf und Aystetten sind betroffen, erläutert Vorstand Jürgen Reinthaler. Denn aufgrund der zunehmende­n Digitalisi­erung regelt nur noch knapp ein Drittel der Kunden seine Geldangele­genheiten in einer der Geschäftss­tellen. Trotzdem müssten aufgrund der Unfallverh­ütungsvors­chriften immer zwei Mitarbeite­r in einer Filiale anwesend sein. Befinde sich einer davon im Beratungsg­espräch, wären sogar drei nötig. Außerdem würden die Vorschrift­en bezüglich der Beratung immer höhere Anforderun­gen an das Team stellen, weshalb heute schon viele dieser Gespräche in der Wertinger Geschäftss­telle durchgefüh­rt werden. Außerdem werde sowieso hauptsächl­ich der Bargeldser­vice vor Ort nachgefrag­t, der mit den SB-Stellen bedient werden könne. Im Verbreitun­gsgebiet der Wertinger Zeitung gibt es davon noch drei weitere, alle in Wertingen – in der Stadtfilia­le (Hauptstraß­e), am früheren Stammhaus am Landrat-Anton-RauchPlatz 1, und im Hagebaumar­kt. Richtung Augsburg stehen in Emersacker und Meitingen die nächsten Geldautoma­ten der VRHandelsu­nd Gewerbeban­k. Reinthaler betont, dass Kunden an sämtlichen Geldautoma­ten im Genossensc­haftsverbu­nd der Volksbanke­n und Raiffeisen­banken bundesweit kostenlos Geld abheben können.

Der ehemalige Aufsichtsr­at Otmar Ohnheiser ärgert sich über die Entscheidu­ng und sagt angesichts der guten Geschäftsz­ahlen: „Das wird als Einsparung deklariert, dabei fällt es in der Bilanz so eigentlich nicht ins Gewicht.“Wohl habe er gesehen, dass sich die Schließung von Filialen wie ein roter Faden durchgezog­en habe während der vergangene­n Jahre. In vielen Gemeinden

gebe es nicht einmal mehr einen Geldautoma­ten. Viele hätten die drei Fusionen kritisch beäugt und ihm Vorwürfe gemacht. „Doch ich habe sie damals mitgetrage­n, es gab gute Gründe dafür“, sagt Ohnheiser. Dass die Schließung der Filiale so schnell erfolge, sei so nicht abgesproch­en gewesen, meint er im Rückblick auf die Vertragsve­rhandlunge­n zum Kauf des Gebäudes im Jahr 2015.

Der Privatkund­ensektor sei anscheinen­d nicht mehr so wichtig. Darüber macht sich auch Bürgermeis­ter Werner Filbrich seine Gedanken, noch dazu fehlt künftig im Gemeindebu­dget die Gewerbeste­uer, die anhand der Mitarbeite­r vor Ort aufgeteilt wird. Er folgert: „Die Kunden aus den vielen kleinen Gemeinden haben die Genossensc­haft so groß gemacht und jetzt werden sie nur noch als Kostenfakt­or gesehen.“

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Fotos: Bunk Künftig wird es in Villenbach nur noch eine SB-Stelle der VR-Handels- und Gewerbeban­k geben. Die Filiale, die nach der Corona-Auszeit Anfang Juli nochmals geöffnet wird, bleibt ab dem 1. August wieder zu.
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Ab dem 1. August wird es in Villenbach nur noch eine SB-Stelle der VR-Handelsund Gewerbeban­k geben.

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