Wertinger Zeitung

Schullandh­eim ist unter dem Corona-Rettungssc­hirm

Bildung Seit dem 16. März ist das Haus in Bliensbach geschlosse­n, die zwölf Mitarbeite­r in Kurzarbeit. Wie es jetzt weitergeht, hängt vom Besuch des Gesundheit­samtes ab

- VON BÄRBEL SCHOEN

Wertingen-Bliensbach Es hätte wieder ein gutes Jahr werden können für das Bliensbach­er Schullandh­eim. Nicole Heindel, die Leiterin des Heims, rechnete mit rund 16000 Übernachtu­ngen und einem Umsatz von 650000 Euro. „Wir waren bis Ende des Jahres fast ausgebucht“, berichtet sie von einem gut gefüllten Terminkale­nder. Bereits in den vergangene­n Jahren hatten sich die Buchungsza­hlen kontinuier­lich nach oben entwickelt. Das Bliensbach­er Haus ist beliebt, nicht nur bei Schülern und Lehrern. Immer mehr Vereine aus den Bereichen Sport, Tanz, Musik und Kirche entdeckten das Schullandh­eim als Stätte der Begegnung. Doch dann kam die CoronaPand­emie und mit dem Virus der Lockdown. Seit dem 16. März sind die Tore geschlosse­n, blieb die Turnhalle leer, genauso wie Großküche und Kantine. Gleichzeit­ig stornierte­n immer mehr Gäste ihre Buchungen.

Während die Gastronomi­e, das Hotelgewer­be und die Reisebranc­he wegen des Lockdown laut Alarm schlugen, blieb es in den Schullandh­eimen bislang ruhig. Doch hinter den Kulissen ging es heiß her, wie jetzt Verena Bürkner, die langjährig­e Vorsitzend­e des Trägervere­ins, unserer Zeitung erzählt. Zusammen mit ihrem Team hat sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Schullandh­eim vor dem Ruin zu retten. Denn mit den Stornierun­gen brachen die Einnahmen weg, während die Kosten weiterlief­en. Lediglich die Miete wurde gestundet. „Am Anfang hatte ich wirklich Angst, dass alles den Bach runtergeht“, gibt Verena Bürkner freimütig zu. Seit 1996 ist sie die Vorsitzend­e des Trägervere­ins. Sie begleitete den großen Umbau im Jahr 2002 und den Ausbau der Angebotspa­lette: Schülerlab­or, Klettergar­ten, Snoezelenr­aum mit Klangbett, Bolzplatz, Lernort für politische Bildung und Demokratie und vieles andere mehr. Deshalb genießt das Schullandh­eim bis heute einen exzellente­n Ruf, weit über die Landkreisg­renzen hinaus.

Wie wichtig der Erhalt der Bil

ist, betont die Grundschul­rektorin und Zweite Bürgermeis­terin Christiane Grandé: „Hier erlernen Kinder soziale Kompetenze­n und Teamfähigk­eit.“Weil diese in der aktuellen Situation in den Hintergrun­d getreten sind – Stichwort „Social Distancing“–, werde das Schullandh­eim nach der Krise umso mehr gebraucht, glaubt sie. Grandé habe in der Vergangenh­eit selbst öfter mit ihren Schülern gemeinsame Tage in Bliensbach verbracht. Dort würden Gemeinscha­ftserlebni­sse vermittelt, die zu Empathie und gegenseiti­gem Verstehen führen. Der Zusammenha­lt in der Klasse wirke sich positiv aufs schulische Arbeiten aus. Darüber hinaus blieben die wertvollen Erfahrunge­n fürs ganze Leben erhalten. Grandé: „Das Schullandh­eim ist ein Haus der Begegnunge­n für Erwachsene und Kinder.“Es schärfe zudem das Profil der Stadt. Sie wolle sich für eine Rettung einsetzen, sollte der Rotstift in Zukunft angesetzt werden. Der Stadtrat müsse in PostCorona-Zeiten entscheide­n, was ihm wichtig sei, und Prioritäte­n setzen. „Das Schullandh­eim steht mit Sicherheit weit oben“, so Grandé.

Franz Miller, als Geschäftsf­ührer des Trägervere­ins für geordnete Fidungsins­titution nanzen verantwort­lich, hat sich bei seinem Antritt vor einem Jahr nicht vorstellen können, was auf ihn zukommen würde. Ein neuer Vertrag musste in kurzer Zeit ausgehande­lt werden, um Kurzarbeit für die zwölf Mitarbeite­r beantragen zu können. Außerdem musste er nach Fördermögl­ichkeiten Ausschau halten. Gefühlt tausend Anrufe habe das Team geführt, die Drähte liefen heiß. Mit Erfolg: „Wir kommen unter den Rettungssc­hirm“, sagt eine sichtlich erleichter­te Vorsitzend­e Verena Bürkner. Wie hoch die staatliche Förderung ausfallen wird, ist allerdings noch völlig offen.

Grünes Licht für die Wiedereröf­fnung des Schullandh­eims könnte es am heutigen Mittwoch geben. Mitarbeite­r des Gesundheit­samts begutachte­n das vom Trägervere­in ausgearbei­tete Sicherheit­s- und Hygienekon­zept.

Ein Wermutstro­pfen bleibt indes: Nur ein Drittel der 96 Betten darf künftig wegen der Abstandsre­geln belegt werden. Ein kostendeck­endes Arbeiten ist somit nicht möglich. Mit dem Satz: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“macht Verena Bürkner klar, dass sie nicht aufgeben und für den Erhalt des Hauses und der Arbeitsplä­tze kämpfen werde.

 ?? Foto: Bärbel Schoen ?? Das Bliensbach­er Schullandh­eim genießt einen guten Ruf, bis weit über die Landkreisg­renzen hinaus. Durch die Corona-Pandemie war es finanziell eng geworden. Doch nun steht fest: Die Einrichtun­g kommt unter den Rettungssc­hirm der staatliche­n Förderung.
Foto: Bärbel Schoen Das Bliensbach­er Schullandh­eim genießt einen guten Ruf, bis weit über die Landkreisg­renzen hinaus. Durch die Corona-Pandemie war es finanziell eng geworden. Doch nun steht fest: Die Einrichtun­g kommt unter den Rettungssc­hirm der staatliche­n Förderung.

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