Wertinger Zeitung

Siegen, feiern, ausruhen

FC Bayern Den Münchnern sind gegen Bremen die Strapazen der Vorwochen anzusehen. Mit dem Erfolg ist die Meistersch­aft fix. Für Trainer Hansi Flick hat das 1:0 mehrere Vorteile

- VON TILMANN MEHL

Augsburg Wenig später lachte Alphonso Davies auch schon wieder. Der 19-Jährige hatte in der 79. Minute das Feld verlassen müssen, nachdem ihn Schiedsric­hter Harm Osmers die Gelbrote Karte entgegenge­streckt hatte. Davies hatte sogar noch Glück, dass er zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Platz stand. Bereits in der ersten Halbzeit hatte er seinem Gegenspiel­er Leonardo Bittencour­t im Rücken des Unparteiis­chen einen Tritt verpasst. Weshalb der Video-Assistent nicht eingriff, um Osmers zu einem berechtigt­en Platzverwe­is zu bewegen, ist eines der wohlgehüte­ten Geheimniss­e des an Geheimniss­en nicht armen Kölner Kellers.

Davies also hatte gewiss schon erquicklic­here Abende verbracht als jenen verregnete­n in Bremen. Dass er am Ende des Tages aber feixend mit Jerome Boateng in der Umkleideka­bine saß und sie ihren Gemütszust­and über die sozialen Netzwerke der Allgemeinh­eit bekanntmac­hten, hatte mit dem 1:0-Erfolg zu tun, den seine Mannschaft in Unterzahl gegen bemühte Bremer verteidigt­e.

Mit dem Erfolg ist den Münchnern die Meistersch­aft nun auch nicht mehr unter Verwendung abstrustes­ter mathematis­cher Rechenkuns­tstücke zu entreißen. Acht Mal am Stück haben die Bayern nun den Titel gewonnen, für Davies ist es allerdings erst der zweite Erfolg, weshalb er noch ein wenig erfreuter über die Meistersch­aft wirkte als einige seiner Mitspieler.

Trainer Hansi Flick dürften sowohl Ergebnis wie auch das Zustandeko­mmen sehr entgegenko­mmen. Durch den vorzeitige­n Titelgewin­n hat er die Möglichkei­t, einigen seiner geschlauch­ten Spielern Verschnauf­pausen zu gönnen, auf dass sie pünktlich zum Pokalfinal­e am 4. Juli wieder auf dem Höhepunkt ihrer Schaffensk­raft sind. Dem Coach kommt zudem die ein oder andere Unpässlich­keit seiner Spieler zupass. So kann er beispielsw­eise Davies mit eindrucksv­ollem Bildmateri­al bei der Video-Analyse vorführen, dass der 19-Jährige bei allerlei Sonderbega­bungen auch noch manch Möglichkei­t hat, sich noch cleverer auf dem Feld einzubring­en.

Die Partie gegen Bremen war auch ein Argument für den derzeit verletzten Thiago. Zwar haben die Münchner zuletzt sämtliche Spiele ohne den spanischen Spielgesta­lter gewonnen – oft aber fehlte es an spielerisc­her Autorität im Mittelfeld. Sowohl gegen Frankfurt im Pokal, wie auch in den Liga-Partien gegen Gladbach und Bremen kamen die Bayern zwar zu knappen Siegen – mussten dabei aber auf individuel­le Kunststück­e wie jene formvollen­dete Kombinatio­n von Boateng und Robert Lewandowsk­i zum 1:0 gegen Bremen zurückgrei­fen.

Leon Goretzka hat sich in den vergangene­n Monaten von einem guten zu einem formidable­n Spieler zwischen den Strafräume­n entwickelt, Joshua Kimmich ist anerkannte­r Führungssp­ieler – beide können aber sowohl spielerisc­he als auch strategisc­he Entlastung durch den Spanier gut gebrauchen.

Die Bayern haben sich unter Flick zu einer Mannschaft entwickelt, die so geschickt siegt, dass der Trainer Ansatzpunk­te zu Verbesseru­ngen sieht, verletzten Spielern ohne Flunkerei auf ihre Bedeutung hinweisen kann und ganz nebenbei noch einen Titel einfährt. Da kann sich dann auch mal Alphonso Davies seinem Alter entspreche­nd auf dem Platz verhalten.

 ?? Foto: Martin Meissner, dpa ?? Die Münchner sind es gewohnt, ihre Meistersch­aften vor ausverkauf­ten Rängen zu feiern. Diesmal jubelten sie aber nur mit dem Vorstand, der im Bremer Weserstadi­on das Meisterstü­ck der Bayern verfolgte.
Foto: Martin Meissner, dpa Die Münchner sind es gewohnt, ihre Meistersch­aften vor ausverkauf­ten Rängen zu feiern. Diesmal jubelten sie aber nur mit dem Vorstand, der im Bremer Weserstadi­on das Meisterstü­ck der Bayern verfolgte.

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