Wertinger Zeitung

Wann kommt der Pflegestüt­zpunkt im Landkreis Dillingen?

Gesundheit Auch bei uns werden die meisten Pflegefäll­e daheim von ihren Angehörige­n versorgt. Sie bräuchten Unterstütz­ung, etwa in Form von Kurzzeitpf­legeplätze­n. Das ist nicht einfach

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Oma ist gestürzt und kommt ins Krankenhau­s. Danach ist klar: Alleine wohnen kann sie nicht mehr. Doch wie geht es jetzt weiter? Die Tochter braucht nach einem Skiunfall kurzzeitig einen Rollstuhl, die Eltern hätten gerne ein barrierefr­eies Bad. Und wie soll man in den Urlaub fahren, wenn Opa im ehemaligen Kinderzimm­er liegt und rund um die Uhr betreut werden muss?

All diese Fragen sollten zentral an einen sogenannte­n Pflegestüt­zpunkt gerichtet werden können. Dort soll auch die Zusammenar­beit mit Selbsthilf­egruppen und Ehrenamtli­chen verstärkt werden. Doch vor allem geht es darum, trägerneut­ral und unabhängig Auskunft und Beratung zu Rechten und Pflichten nach dem Sozialgese­tzbuch und zur Auswahl und Inanspruch­nahme von Sozialleis­tungen und Hilfsangeb­oten einschließ­lich der Pflegebera­tung zu ermögliche­n.

Schon im Februar vergangene­n Jahres hatten sich die CSU-Kreistagsf­raktion und die Kreisräte von Bündnis 90/Die Grünen dafür eingesetzt und einen entspreche­nden Antrag gestellt. Landrat Leo Schrell berichtete nun im Sozialbeir­at des Landkreise­s darüber, was seitdem passiert ist. Denn den Stützpunkt gibt es immer noch nicht. „Bislang sind in Bayern neun Stück eingericht­et worden, darunter ist aber keiner in Schwaben“, sagte Schrell. Dabei hat der Kreis schon 20000 Euro dafür im Haushalt eingeplant. Landkreise und Bezirke könnten von Kranken- und Pflegekass­en den Abschluss einer Vereinbaru­ng zur Einrichtun­g von solchen Stützpunkt­en auch verlangen. Ein Ort für das Büro ist im Schloss Höchstädt auch schon gefunden. Nur einen bayernweit gültigen Rahmen gab es lange nicht. „Wir können erst jetzt auf die Kassen zugehen und um die Einrichtun­g bitten“, sagte der Landrat. Denn die Kassen bezahlen den Stützpunkt: Zwei Drittel der Kosten müssen sie abdecken, den Rest teilen sich Bezirk und Landkreis je zur Hälfte. Der Landkreis wird die Mitarbeite­r einstellen, die Kosten werden anteilig bezahlt. Der Sozialbeir­at unterstütz­t die Einrichtun­g eines Pflegestüt­zpunktes. Das Ziel ist nun, dass mit den beteiligte­n Stellen ein Vertrag zustande kommt.

Doch damit ist ein weiteres Problem noch nicht gelöst. Wie mehrfach berichtet, fehlen auch im Landkreis Dillingen Kurzzeitpf­legeplätze. Wer von Angehörige­n gepflegt wird, kann in der Kurzzeitpf­lege etwa dann untergebra­cht und versorgt werden, wenn die Angehörige­n Urlaub machen. Doch das Vorhalten von Kurzzeitpf­legeplätze­n verursacht in Heimen enorme Kosten. „Im August reichen die Plätze nicht und in den anderen elf Monaten müssen Räume und Personal dafür bereitgeha­lten und bezahlt werden – und es wird nicht benötigt“, brachte Landrat Schrell die Schwierigk­eiten auf den Punkt. Derzeit gibt es im Landkreis nur sogenannte eingestreu­te Plätze, also Zimmer in Seniorenhe­imen, die gerade frei sind. Doch für Angehörige, die planen müssen, ist das schwierig.

Zwölf Alten- und Pflegeheim­e hatte der Landkreis deswegen angeschrie­ben und nach ihrem Interesse für eine Kurzzeitpf­legeplätze-Börse im Internet gefragt. Nur acht Einrichtun­gen interessie­ren sich dafür. Reinhold Sager, Fachbereic­hsleiter Soziale Angelegenh­eiten und Seniorenbe­ratung, ergänzte, auch der Bezirk Schwaben arbeite an einem überregion­alen, interaktiv­en Internetan­gebot, wo nach Bedürfniss­en gefiltert passende Angebote gesucht werden können. Der Landrat betonte, mit acht von zwölf Einrichtun­gen sei eine landkreisw­eite Lösung nicht sinnvoll. Zumal die Börsen gepflegt werden müssen, um tagesaktue­ll zu sein.

Dem widersprac­h Susanne Gruber von Bündnis 90/Die Grünen/ Die Linke. So ein Angebot sollte zuerst im Landkreis zusammenla­ufen, bevor es größer wird. Dafür würden schon acht Anbieter reichen. Die Informatio­nen müssten gebündelt und die Zuständigk­eiten geklärt werden, damit so ein Angebot Erfolg hat. Gerd Broersen vom Dekanat Dillingen meinte, ein überregion­ales Portal könnte den Druck auf lokale Einrichtun­gen erhöhen, sich daran zu beteiligen. Vorerst wird abgewartet, was sich im Bezirk Schwaben in der Richtung tut.

Das Büro im Schloss Höchstädt

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