Wertinger Zeitung

Blutspur führt in den Kreml

Berlin droht mit Konsequenz­en

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Karlsruhe Die Bundesanwa­ltschaft macht die russische Regierung für den Mord an einem Georgier in Berlin verantwort­lich. Damit stellt sie die deutsch-russischen Beziehunge­n auf eine neue Belastungs­probe. Die Ermittlung­sbehörde erhob am Donnerstag nach monatelang­en Recherchen beim Kammergeri­cht Berlin Anklage gegen einen Russen, der mehr als einen Monat vor der Tat von „staatliche­n Stellen der Zentralreg­ierung der Russischen Föderation“dazu beauftragt worden sein soll. „Hintergrun­d des Tötungsauf­trags war die Gegnerscha­ft des späteren Opfers zum russischen Zentralsta­at, zu den Regierunge­n seiner Autonomen Teilrepubl­iken Tschetsche­nien und Inguscheti­en sowie zu der prorussisc­hen Regierung Georgiens“, teilte die Behörde mit. Georgien ist seit mehr als 16 Jahren nicht mehr prorussisc­h, Tschetsche­nien und Inguscheti­en sind lediglich russische Teilrepubl­iken. Das Auswärtige Amt bestellte nach Bekanntwer­den der Anklage den russischen Botschafte­r in Berlin, Sergej Netschajew,

zu einem Gespräch ein. Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) war zu diesem Zeitpunkt in Wien und drohte Moskau von dort mit einer weiteren Strafaktio­n. Die Bundesregi­erung hatte bereits nach Beginn des Ermittlung­sverfahren­s zwei Botschafts­mitarbeite­r ausgewiese­n. Der Mord ereignete sich am 23. August 2019 im Kleinen Tiergarten in Berlin. Der Täter näherte sich seinem Opfer, einem 40 Jahre alten Tschetsche­nen mit georgische­r Staatsange­hörigkeit, von hinten und schoss ihm zunächst mit einer mit Schalldämp­fer versehenen Pistole in den Oberkörper. Es folgten zwei Schüsse in den Kopf, das Opfer starb noch am Tatort. Die russische Regierung hält den Ermordeten für einen Terroriste­n.

Michael Fischer, Annika von Greve-Dierfeld und Ulf Mauder, dpa

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Foto: Paul Zinken, dpa Der Mord an dem Georgier passierte im Berliner Tiergarten.

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