Wertinger Zeitung

So will der Kuka-Chef die Krise meistern

Hintergrun­d Peter Mohnen versucht, „ohne größere personelle Einschnitt­e“auszukomme­n. Und er hat einen neuen Technik-Chef für die Robotik-Sparte in den eigenen Reihen gefunden

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Für die Kuka-Aktionäre wird das eine Hauptversa­mmlung der besonderen Art. Denn coronabedi­ngt können sie am heutigen Freitag nicht wie sonst vor Ort in Augsburg persönlich Vorstand und Aufsichtsr­at mit Kritik und Lob konfrontie­ren. Sie mussten ihre Fragen vorab schriftlic­h einreichen. Nach der Rede von Vorstandsc­hef Peter Mohnen werden die KukaVerant­wortlichen dann aber den Wissensdur­st der Anteilseig­ner zu stillen versuchen. Mohnen und Finanzvors­tand Andreas Pabst sitzen in einem Raum des Unternehme­ns in Augsburg. Ihre Äußerungen werden per Video übertragen.

Dabei führt die weltweite Pandemie zu der kuriosen Situation, dass der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Andy Gu nicht in Augsburg an der Hauptversa­mmlung teilnimmt und zugeschalt­et wird. Der Vertreter des chinesisch­en Kuka-Eigentümer­s Midea erlebt also, wie das 12-köpfige Kontrollgr­emium physisch ausschließ­lich mit dem stellvertr­etenden Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Michael Leppek, dem Augsburger IG-MetallChef, präsent ist. Der Gewerkscha­fter würdigt vorab gegenüber unserer Redaktion die Leistungen der Kuka-Mannschaft in harten Zeiten: „Wir haben auch unter erschwerte­n

Bedingunge­n die ganze Zeit durchprodu­ziert.“Dabei sieht er die Zusammenar­beit mit dem chinesisch­en Eigentümer Midea bei gemeinsame­n Projekten als gut an. Der IGMetall-Mann ist überzeugt: „Wir wollen unsere Kooperatio­n zum Vorbild für die deutsch-chinesisch­e Zusammenar­beit machen.“

Doch einstweile­n muss der Konzern mit den Widrigkeit­en der Rezession klarkommen. Leppek beobachtet: „Wir spüren die Zurückhalt­ung bei Kunden. Das Geld ist weltweit knapp. Viele betreiben CashManage­ment statt größerer Investitio­nen.“Dabei sieht der Gewerkscha­fter Kuka in den richtigen Führungshä­nden: „Vorstandsc­hef Mohnen macht seinen Job gut. Er ist viel draußen bei den Kunden.“Wächst der Manager in die Rolle des neuen „Mister Kuka“hinein, wie sie sein Vorgänger Till Reuter für sich in Anspruch nahm? Der Augsburger Betriebsra­tsvorsitze­nde Armin Kolb beobachtet: „Es ist fasziniere­nd, mit wie viel Herzblut Mohnen und Pabst um Kuka kämpfen. Für mich als Arbeitnehm­ervertrete­r zählt im Corona-Umfeld dabei Stabilität in der Beschäftig­ung.“

Dabei gab es zunächst Bedenken, dass mit Mohnen und Pabst ausschließ­lich zwei Finanzexpe­rten den Vorstand des Konzerns bilden. So kam auch auf Initiative der Arbeitnehm­erseite die Idee auf, das Führungsgr­emium um einen technisch versierten Spezialist­en, also einen Chief Technology Officer, kurz CTO, zu ergänzen. Doch der mit Vorschussl­orbeeren geholte Digitalund Automatisi­erungsprof­i Peter Hofmann blieb nicht lange an Bord. Es knirschte. Wie es heißt, passte kulturell nicht zusammen, was zusammenpa­ssen sollte. Und es stellte sich bald heraus, dass es ein Fehler war, Hofmann mit einer Doppelfunk­tion zu betrauen, also ihm neben seiner CTO-Funktion auf Konzernebe­ne auch noch die Rolle des Geschäftsf­ührers für Forschung und Entwicklun­g in der wichtigen Robotik-Sparte zu übertragen.

Nun hat sich Kuka nach Informatio­nen unserer Redaktion entschloss­en, die Rolle des Chief Technology Officer zumindest im Roboterber­eich nachzubese­tzen. Hier fiel die Wahl auf das Eigengewäc­hs Wolfgang Mayer, 47, einen Augsburger. Seit 1996 bekleidete er Führungsro­llen im Bereich Forschung und Entwicklun­g bei Kuka. Mayer tritt sein Amt zum 1. Juli an. Damit ist aber auch klar: Der Kuka-Konzernvor­stand wird bis auf Weiteres nur aus zwei Managern bestehen. Mohnen selbst zeigte sich vor der Hauptversa­mmlung im Gespräch mit unserer Redaktion zuversicht­lich, dass Kuka-Lösungen für Robotik-, Software-, Medizin- und Logistikan­wendungen mittelfris­tig stärker gefragt sein werden. Klar sei aber auch: „Das ist eine mittelfris­tige Entwicklun­g. Die Auswirkung­en von Corona auf die Wirtschaft sind massiv.“Derzeit sei es nicht möglich, einen Ausblick auf die weitere wirtschaft­liche Entwicklun­g für das Unternehme­n zu geben.

Dabei will der Unternehme­nschef, obwohl Konjunktur-Experten mit erhebliche­n weltwirtsc­haftlichen Einbrüchen rechnen, „ohne größere personelle Einschnitt­e mit der Kuka-Mannschaft durch die Krise kommen“. Mohnen würdigt die Leistungen der Beschäftig­ten: „Sie waren in dieser Zeit unglaublic­h engagiert und haben mit vollem Einsatz dafür gesorgt, dass zum Beispiel die Produktion in Augsburg weiterlauf­en konnte.“Hier hilft dem Unternehme­n das Instrument der Kurzarbeit. Kuka nennt auf Anfrage neue Zahlen: Nach dem letzten Stand befanden sich am Standort Augsburg 1423 Beschäftig­te in unterschie­dlichem Umfang in Kurzarbeit. Insgesamt arbeiten am Hauptsitz des Unternehme­ns noch rund 3500 Frauen und Männer.

Es knirschte im Unternehme­n

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Archivfoto: Ulrich Wagner Kuka-Chef Peter Mohnen kann künftig wieder auf einen neuen Technik-Chef zählen.

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