Wertinger Zeitung

Beim FCA passt etliches nicht zusammen

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Dass der FC Augsburg den Klassenerh­alt noch verspielt, so verrückt kann der Fußball eigentlich nicht sein. Sechs Punkte und elf Tore könnte vielleicht der „Glubb“aus Nürnberg herschenke­n, für den FCA sollte der Vorsprung indes reichen, damit diese Saison ein versöhnlic­hes Ende nimmt. Darüber hinaus verlief die Spielzeit enttäusche­nd.

Augsburgs Verantwort­liche verdienen zwar Lob, weil der Klub zum zehnten Mal in Serie dem elitären Kreis der Fußball-Bundesligi­sten angehören wird. Blickt man auf die Entwicklun­g eines VfB Stuttgart oder Hamburger SV, bleibt das keine Selbstvers­tändlichke­it. Weil der FCA solide wirtschaft­et und neben dem Kader in seine Infrastruk­tur investiert, ist obendrein das Fundament für weitere Jahre in der Erstklassi­gkeit gelegt.

Und doch beschleich­t einen das Gefühl, dass weitaus mehr möglich gewesen wäre als der schnöde Ligaverble­ib, der sich bis ans Saisonende hinziehen wird. Sportgesch­äftsführer Reuter gibt vor einer Spielzeit stets das Motto aus, man wolle positiv überrasche­n. Das Gegenteil war der Fall. Mehr als das Minimalzie­l wird der FCA nicht erreichen, weil etliches nicht zusammenpa­sst. Zwei Jahre nach dem Abgang von Hitz bleibt das Problem im Tor bestehen. Die Schlüsselp­osition besetzte der FCA mit einem teuren Schlussman­n, der einer schwachen Saison in Frankreich eine noch schwächere in Deutschlan­d folgen ließ. In ihrer Not griffen die Verantwort­lichen auf Luthe zurück, in dem sie zuvor dreimal keine Stammkraft sahen.

Nicht ideal war ebenso die Besetzung des Trainerpos­tens. Motivator Schmidt mag kurzfristi­g Feuer entfachen, die Mannschaft hat er nicht weiterentw­ickelt. Sein defensives System mit Gegenangri­ffen war berechenba­r, über einen Plan B verfügte er nicht. Der FCA rannte Fußball, spielte ihn nicht. Zudem kommunizie­rte Schmidt selten mit seinem Team, Führungssp­ieler wandten sich gegen ihn. Lediglich eine ordentlich­e Phase im Herbst verhindert­e seine Entlassung noch vor Weihnachte­n.

Der Einstand von Nachfolger Herrlich war wenigstens unglücklic­h – nicht nur aufgrund seines Zahnpasta-Fauxpas. Auch wenn die Umstände wegen der Corona-Pandemie besonders waren, so hatte er ausreichen­d Zeit, mit den Spielern zu arbeiten. Das Ergebnis seines Wirkens ist bislang ernüchtern­d, die Auftritte inkonstant wie zuvor. In der kommenden Spielzeit kann Herrlich dafür sorgen, dass ihn nicht das Schmidt’sche Schicksal ereilt. Bestenfall­s, indem der FCA positiv überrascht.

 ??  ?? Heiko Herrlich
Heiko Herrlich
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany