Wertinger Zeitung

Schimpfwör­ter auf dem Schulhof: Mal okay, mal nicht

Sprache Sich manchmal zu ärgern ist ganz normal, findet Sprach-Expertin Konstanze Marx. Trotzdem gibt es Grenzen. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wo der Spaß aufhört

- VON KATHARINA HEIMEIER

Bestimmt hast du auf dem Schulhof schon Schimpfwör­ter gehört – oder selbst welche benutzt. Dabei muss man gut aufpassen. Denn Worte können sehr verletzend sein. Das findet auch die Sprach-Expertin Konstanze Marx. Sie erklärt, wann Ärgern okay ist und wann nicht.

In der Pause auf dem Schulhof werden oft Schimpfwör­ter benutzt. Wie finden Sie das?

Konstanze Marx: Das ist erst mal normal. Und zwar, wenn es Frotzeleie­n innerhalb von Gruppen betrifft. Man will damit zeigen, dass man zueinander, zu einer Gruppe gehört. Und dabei kann es durchaus sein, dass derbe Wörter benutzt werden oder auch Tabus gebrochen werden.

An welche Wörter denken Sie da zum Beispiel?

Konstanze Marx: Na ja, es hängt ja nicht an bestimmten Wörtern. Eine Gruppe entwickelt eigene Begrüßunge­n oder bestimmte Anreden. Das können Abkürzunge­n sein, die andere gar nicht verstehen, etwa ,Noob‘. Oder Tiernamen als scherzhaft­e Beleidigun­gen, wie zum Beispiel ,Du blöde Sau‘. Den Lehrerinne­n

oder Lehrern schlackern da verständli­cherweise die Ohren. Aber beunruhigt sein muss man deshalb noch nicht.

Warum nicht?

Konstanze Marx: Weil sich die Mitglieder einer Gruppe, also zum Beispiel einer Schulhof-Clique, damit zeigen, dass sie zusammenge­hören. Wenn sie sich beleidigen, ist das scherzhaft gemeint. Dass Eltern und Lehrkräfte so nicht angesproch­en werden, wissen Kinder und Jugendlich­e. Auch Schüler und Schülerinn­en, die nicht zur eigenen Gruppe gehören, dürfen nicht beleidigt werden. Weder im direkten Kontakt noch über WhatsApp oder hinter deren Rücken. Das ist Ausgrenzun­g und eine Form von Gewalt.

Was kann man in solchen Fällen machen?

Konstanze Marx: Dann darf man nicht weggucken. Es kann sein, dass auf die verletzend­en Wörter sogar körperlich­e Gewalt folgt. Man kann dann versuchen, ausgegrenz­ten Personen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Man kann ihnen sagen, dass man die Meinung der anderen nicht teilt. Und man kann mit ihnen gemeinsam zu Vertrauens­personen gehen. (dpa)

 ?? Foto: dpa ?? „Heulsuse“steht auf einem Plakat von Dortmunder Fußballfan­s. Manchmal wird dieses Schimpfwor­t benutzt, nur weil jemand weint. Auch „Schwein“oder „Sau“wird oft als Beleidigun­g verwendet. Was wohl Schwein Lotta dazu sagen würde?
Foto: dpa „Heulsuse“steht auf einem Plakat von Dortmunder Fußballfan­s. Manchmal wird dieses Schimpfwor­t benutzt, nur weil jemand weint. Auch „Schwein“oder „Sau“wird oft als Beleidigun­g verwendet. Was wohl Schwein Lotta dazu sagen würde?

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